RE: Neuheidentum = Hedonismus ?

#1 von Kolag_Hraban , 09.08.2011 12:08

Hallo,

immer wieder werden Heidentum und Hedonismus miteinander in Verbindung gebracht.
Wie denkt Ihr darüber ?



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RE: Neuheidentum = Hedonismus ?

#2 von pag90 , 23.08.2011 18:01

Teils Teils.

Für mich ist es ein Teil vom heidnischen Leben sein Leben zu geniessen, Spass zu haben. Aber soviel Spass man hat und so ausschweifend man auch lebt, von Zeit zur Zeit muss man Opfer bringen und auf seinen Spass verzichten um weiter zu kommen, geistig, körperlich, beruflich u.s.w. Dadurch erweitert man aber seinen Grenzen und seinen Horizont. So erlangt man neue Möglichkeiten sein Leben zu geniessen.

Also ein Art Hedonismus durch Verzicht und Opfer.


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RE: Neuheidentum = Hedonismus ?

#3 von Kolag_Hraban , 23.08.2011 21:41

Meine 5 ct:

Einerseits haben wir keine Reglementierung unseres Lebens durch den Suendenbegriff.
Unsere Goetter haben uns so geschaffen wie wir sind, und so duerfen wir uns mit all unseren menschlichen Beduerfnissen als gewollt begreifen.
Also duerfen wir Lust geniessen, ohne schlechtes Gewissen.

Wikipedia definiert Hedonismus:

Hedonismus (von altgriechisch ?????, h?don?, „Freude, Vergnügen, Lust, Genuss, sinnliche Begierde“;[1] Wortbildung mit dem Suffix -ismus) bezeichnet zumeist eine philosophische bzw. ethische Strömung, deren Grundthese lautet, dass einzig Lust bzw. Freude und die Vermeidung von Schmerz bzw. Leid intrinsisch oder final wertvoll sei(en). Im Gegensatz zu dem philosophischen Verständnis wird im alltagssprachlichen Gebrauch mit dem Begriff Hedonismus häufig eine nur an momentanen Genüssen orientierte egoistische Lebenseinstellung bezeichnet. In diesem Sinne wird der Begriff Hedonismus oft abwertend gebraucht und als Zeichen der Dekadenz interpretiert. Unter der Bezeichnung „psychologischer Hedonismus“ wird eine deskriptive Position verstanden, deren Grundannahme lautet, dass der Mensch final einzig nach Lust bzw. Freude strebt.



Aber Genuss als einiziger Lebenszweck geht mit persoenlich zu weit.
Das scheint mir zu egoistisch, ohne Ruecksicht auf Umfeld und Umwelt.


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RE: Neuheidentum = Hedonismus ?

#4 von Michaela Macha , 23.08.2011 22:08

Biologisch betrachtet, meine Meinung: Der Mensch wird grundlegend vom Lust/Unlustprinzip gesteuert, wie eigentlich alle Organismen mit Empfindungsfähigkeit, wobei wir das sicherlich bewußter wahrnehmen und steuern können (und sollten). Zusätzlich ist der Mensch als Gemeinschaft-Wesen angelegt, was für den einzelnen heißen kann, im Einzelfall den eigenen Lustgewinn bzw. Unlustvermeidung hintanzustellen, damit die Familie/Gruppe/Gesellschaft als ganzes profitiert - wovon unterm Strich und langfristig alle in der Gruppe profitieren, ob nun direkt oder indirekt. So ist es halt, und ich denke damit kann (oder muß *g*) man leben.

Hedonismus im ursprünglichen Sinne - ja. In diesem Sinne ist auch eingeschlossen, (sinngemäßes Zitat von Epikur), eine kleine Lust aufzuschieben, um eine größere zu erlangen, oder eine kleine Unlust in Kauf zu nehmen, um eine größere zu vermeiden.

Stelle ich nun die Interessen anderer über meine eigenen, sehe ich darin keinen Widerspruch zum Hedonismus, denn dann ist mir das Interesse anderer eben subjektiv wichtiger und höherwertiger, und indem ich ihm diene, habe ich auch wiederum einen "Lustgewinn", in dem Bewußtsein, das richtige, wichtigere oder notwendige getan zu haben, und/oder der Gruppe zu helfen (s.o.) - sicherlich ein abstrakterer Lustgewinn als eine Tafel Schokolade zu essen .

Ich sehe Asatru mit den natürlichen Anlagen des Menschen voll kompatibel, und auch mit dem Hedonismus. Zur Definition unserer Religion halte ich den Begriff Hedonismus allerdings entbehrlich, und aufgrund der veränderten Wortbedeutung, die Du schon erwähntest, eher irreführend.


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RE: Neuheidentum = Hedonismus ?

#5 von Askold , 24.08.2011 10:42

Im grossen und ganzen stimme ich da denke ich Patrick zu. Muss da aber vielleicht nochmal in Ruhe drüber nachdenken.

Zitat von Kolag_Hraban

Aber Genuss als einiziger Lebenszweck geht mit persoenlich zu weit.
Das scheint mir zu egoistisch, ohne Ruecksicht auf Umfeld und Umwelt.



Das sehe ich ganz genauso wie Du.

Zitat von Michaela Macha


Stelle ich nun die Interessen anderer über meine eigenen, sehe ich darin keinen Widerspruch zum Hedonismus, denn dann ist mir das Interesse anderer eben subjektiv wichtiger und höherwertiger, und indem ich ihm diene, habe ich auch wiederum einen "Lustgewinn", in dem Bewußtsein, das richtige, wichtigere oder notwendige getan zu haben, und/oder der Gruppe zu helfen (s.o.) - sicherlich ein abstrakterer Lustgewinn als eine Tafel Schokolade zu essen .




Ich denke da kommt es darauf an, wie sehr ich dabei meine eigenen Interessen zurückstelle. Wenn ich meine Bedürfnisse zu sehr zurückstelle, mag es zwar erstmal einer Person oder Gruppe geholfen haben, aber in der Regel kehrt das irgendwann als nicht positiver Bumerang zurück.


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RE: Neuheidentum = Hedonismus ?

#6 von Kolag_Hraban , 26.08.2011 17:04

Folgende Zitate habe ich von Epikur gefunden:

»Es kommt alles darauf an, dass Du, Mensch, der Du heute und hier lebst, glücklich lebst.«

»Du bist nicht da für einen Gott mit seiner Kirche und nicht für einen Staat und schon gar nicht für eine Aufgabe in der großmächtigen Kultur. Du bist da, um Dein einziges, einmaliges Leben mit Glück zu füllen.«

»Wir sind einmal geboren; es gibt keine zweite Geburt. Wir werden nach unserem Tod nicht mehr existieren - in alle Ewigkeit nicht. Und doch achtet ihr nicht auf das Einzige, was ihr habt: diese Stunde, die ist. Als ob ihr Macht hättet über den morgigen Tag. Unser Leben wird ruiniert, weil wir es immer aufschieben zu leben. So sinken wir ins Grab, ohne unser Dasein recht gespürt zu haben.«


Der Hedonismus nach Epikur passt wie die Faust aufs Auge auf eine atheistisch geprägte Konsumgesellschaft, aber nicht als Charakterisierung für eine reliöse Gemeinschaft/Strömung

Randbereiche der Lehre sind vielleicht kompatibel, die Hauptrichtung ist eine komplett andere.


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RE: Neuheidentum = Hedonismus ?

#7 von Michaela Macha , 26.08.2011 19:22

Und der Hedonismus ist ein gutes Antidot gegen die Leistungsgesellschaft, (Selbst-)Überforderung, Burnout und Depression.


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RE: Neuheidentum = Hedonismus ?

#8 von Kolag_Hraban , 08.09.2011 19:04

Zitat von pag90
Teils Teils.

Für mich ist es ein Teil vom heidnischen Leben sein Leben zu geniessen, Spass zu haben. Aber soviel Spass man hat und so ausschweifend man auch lebt, von Zeit zur Zeit muss man Opfer bringen und auf seinen Spass verzichten um weiter zu kommen, geistig, körperlich, beruflich u.s.w. Dadurch erweitert man aber seinen Grenzen und seinen Horizont. So erlangt man neue Möglichkeiten sein Leben zu geniessen.

Also ein Art Hedonismus durch Verzicht und Opfer.



Das finde ich auch einen guten Gedanken.


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