Immer wieder behaupten heutige Religionskritiker, dass die Reinkarnationslehre, also der Glaube an die Wiedergeburt, bzw. Seelenwanderung, heutzutage angeblich gewissen "fernöstlichen" Glaubensrichtungen entlehnt sei, wie z.B. dem Hinduismus oder dem Buddhismus.
Das ist jedoch falsch. Keltische, irische, germanische und nordische Sagen, Mythen und Märchen sowie volkstümliche Überlieferungen stecken voller Anspielungen auf Wiedergeburt und Seelenwanderung, welche demzufolge im alten Heidentum allgemein verbreitet gewesen sein dürften.
Auch bei den eng verwandten heidnischen Griechen und Römern war die Reinkarnationslehre weit verbreitet, vor allem bei den Mitgliedern von Mysterienkulten. Empedokles und Platon, vermutlich auch schon Pythagoras, führten den Glauben an die Wiedergeburt in die heidnische Philosophie ein. Für die Pythagoreer und Neuplatoniker der römischen Spätantike war die Seelenwanderung die normalste Sache der Welt, um die kein grosses Aufheben gemacht wurde, so selbstverständlich war diese Vorstellung. (Nur die Aristoteliker leugneten - wie viele andere spirituelle Dinge auch - die Reinkarnationslehre.)
Doch wo bleiben bei den alten Kelten und Germanen neben den mythologischen und volkstümlichen Anspielungen nun die handfesten Beweise für den Glauben an die Wiedergeburt?
Für die Kelten hinterliess Gaius Julius Caesar das Zeugnis:
("Der Gallische Krieg", 6. Buch 14,5)
"Der Kernpunkt ihrer Lehre (der Druiden) ist, dass die Seele nach dem Tod nicht untergehe, sondern von einem Körper in den anderen wandere. Da so die Angst vor dem Tod bedeutungslos wird, spornt das ihrer Meinung nach die Tapferkeit ganz besonders an."
Für die Germanen, bzw. Wikinger finden wir in der Lieder-Edda folgenden Beleg:
("Helgakvidha Hundingsbana önnur", aus dem Schluss, Übersetzung nach Karl Simrock)
"Es war Glauben im Altertum, dass Helden wiedergeboren würden; aber das heisst nun alter Weiber Wahn."
Statt "Helden" heisst es im Original ganz allgemein "Menschen".
Altisländischer Originalwortlaut:
"þat var trúa í forneskju, at menn væri endrbornir, en þat er nú k?lluþ kerlinga villa."
Es ist klar, dass aufgrund der Dominanz des Christentums, welches die Reinkarnationslehre fundamental leugnet, über selbige nicht allzu offen geschrieben werden konnte.
Was ist Eure Meinung zum Thema Wiedergeburt und Seelenwanderung?