RE: Wiedergeburt / Seelenwanderung

#1 von Bruder Eberhard , 12.11.2014 19:23

Immer wieder behaupten heutige Religionskritiker, dass die Reinkarnationslehre, also der Glaube an die Wiedergeburt, bzw. Seelenwanderung, heutzutage angeblich gewissen "fernöstlichen" Glaubensrichtungen entlehnt sei, wie z.B. dem Hinduismus oder dem Buddhismus.

Das ist jedoch falsch. Keltische, irische, germanische und nordische Sagen, Mythen und Märchen sowie volkstümliche Überlieferungen stecken voller Anspielungen auf Wiedergeburt und Seelenwanderung, welche demzufolge im alten Heidentum allgemein verbreitet gewesen sein dürften.

Auch bei den eng verwandten heidnischen Griechen und Römern war die Reinkarnationslehre weit verbreitet, vor allem bei den Mitgliedern von Mysterienkulten. Empedokles und Platon, vermutlich auch schon Pythagoras, führten den Glauben an die Wiedergeburt in die heidnische Philosophie ein. Für die Pythagoreer und Neuplatoniker der römischen Spätantike war die Seelenwanderung die normalste Sache der Welt, um die kein grosses Aufheben gemacht wurde, so selbstverständlich war diese Vorstellung. (Nur die Aristoteliker leugneten - wie viele andere spirituelle Dinge auch - die Reinkarnationslehre.)


Doch wo bleiben bei den alten Kelten und Germanen neben den mythologischen und volkstümlichen Anspielungen nun die handfesten Beweise für den Glauben an die Wiedergeburt?

Für die Kelten hinterliess Gaius Julius Caesar das Zeugnis:
("Der Gallische Krieg", 6. Buch 14,5)

"Der Kernpunkt ihrer Lehre (der Druiden) ist, dass die Seele nach dem Tod nicht untergehe, sondern von einem Körper in den anderen wandere. Da so die Angst vor dem Tod bedeutungslos wird, spornt das ihrer Meinung nach die Tapferkeit ganz besonders an."


Für die Germanen, bzw. Wikinger finden wir in der Lieder-Edda folgenden Beleg:
("Helgakvidha Hundingsbana önnur", aus dem Schluss, Übersetzung nach Karl Simrock)

"Es war Glauben im Altertum, dass Helden wiedergeboren würden; aber das heisst nun alter Weiber Wahn."

Statt "Helden" heisst es im Original ganz allgemein "Menschen".
Altisländischer Originalwortlaut:

"þat var trúa í forneskju, at menn væri endrbornir, en þat er nú k?lluþ kerlinga villa."


Es ist klar, dass aufgrund der Dominanz des Christentums, welches die Reinkarnationslehre fundamental leugnet, über selbige nicht allzu offen geschrieben werden konnte.

Was ist Eure Meinung zum Thema Wiedergeburt und Seelenwanderung?

 
Bruder Eberhard
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RE: Wiedergeburt / Seelenwanderung

#2 von jensen , 14.11.2014 20:48

Sehr gut recherchiert und belegt.

Deine Vorstellung hatte ich einst gelesen, aber nicht weiter kommentiert/ beantwortet. Nun, willkommen und danke für deine Gedanken und Sichtweisen in diesem Forum.

Für mich gibt es so etwas wie Wiedergeburt, ob es in einem nächsten menschlichen Körper ist, kann ich nicht sagen. Dies ist ein Glaube, den ich mal näher und mal weiter stehe.
So ist es auch (leider) mit dem germanischen Glauben. Nicht jeden Tag gedenke ich den Göttern.
Doch denke ich dass unsere (feinstoffliche) mental-seelische Kraft solch Sprünge kann. Und dies bestätigt mich immer wieder in meinem Glauben - und führt mich zum Lebensmittelpunkt.

Da der Kreis ein wichtiges Symbol in fast allen Kulturen ist und dieser an sich kein Anfang und Ende hat, drückt er den "Kreis des Lebens" für mich am besten aus.
Gerade in dieser Jahreszeit darf ich (mal wieder) die "alte" Energie des Vergangenen/ Vergänglichen spüren. Ich nehme sie (oder versuche es) in mein Leben auf und somit "transformiere" ich die Energie. Vielleicht integriere ich sie auch "nur".
Ich glaube, dass alles ein Transformationsprozess ist und somit das Gestorbene in Neues übergeht. Wieweit der "Kern" (=Seele) der selbe bleibt, vermag ich nicht zu sagen.
In den Symbolen, der Dreifaltigkeit, Triskele wird dies gut beschrieben.
Als Asatru mit den Blick auf die Nornen, bleibt die Zukunft (Skuld mit Schleier) aber unbekannt.

Und Hel hütet ja bekanntlich die Seelen - leider ist diese "Gottheit" dämonisiert worden und verängstigt mich hier und da auch. Aber in diesem Jahr konnte ich auch andere Aspekte in ihrer Person erkennen.
Das ist zum einen die Angst/ Hingabe vor dem Unausweichlichen, zum anderen auch ihre gerechte Art: Sie wollte Baldur frei geben, wenn jedes Wesen um Ihn weint...
Irgendwo meinte ich auch gelesen zu haben, dass (abgesehen von Ragnarök) sie die Seelen wieder ins Lebens "schickt". Kann aber nicht, so wie du, dies mit Autoren belegen.


Fange nie an aufzuhören, höre nie auf anzufangen.

jensen  
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RE: Wiedergeburt / Seelenwanderung

#3 von Sven , 23.11.2014 19:58

Hallo zusammen

In einem Buch habe ich mal gelesen, das der Gedanke an Reinkarnation weit verbreitet war in germanischen/ nordischen Gefilden, und zwar lange vor dem Glauben an Walhalla und Helheim.

Darin war vom aufgeteiltem Menschen die Rede und zwar in Körper, Seele und Geist. Der Körper wird der Erde, der er entstammt, zurückgegeben. Der Geist mit den eigenen charakteristischen Merkmalen wird innerhalb der Familie wiedergeboren. Die Seele, also die eigenen Erinnerungen und die Persönlichkeit bleibt im Hügelgrab, um mit den Ahnen zu feiern...

Mal sehen ob ich das Buch mit dem genauen Wortlaut nochmals finde...


Am Anfang wurde das Universum erschaffen
Das machte viele Leute sehr wütend und wurde als Schritt in die falsche Richtung angesehen


-Douglas Adams

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RE: Wiedergeburt / Seelenwanderung

#4 von Kolag_Hraban , 30.11.2014 17:15

Hallo,

das erinnert mich ein wenig an einer unserer Themen am Stammtisch, wo wir darüber gesprochen haben wir glauben, was nach unserem Tod passiert.
Es war ein grosser Stammtisch mit ca 15 Personen.
Sehr interessant war dass es keine einhellige Meinung gab. Die Meinung erstreckte sich über Wahalla, Hel, Wiedergeburt in verschiedenen Formen u.a.

Ob die Altvorderen an Wiedergurt glaubten, ist m.E. eine schwierige Frage. Vielleicht war das auch auch wieder von Zeit und Raum unterschiedlich. Ich halte es prinzipiell möglich, so wie ich auch für mich eine Wiedergeburt prinzipiell für möglich halte


In den Büchern, die ich bisher gelesen habe, die sich mit der Frage befasst haben ob dies nachweisbar ist, dass die alten Heiden daran glaubten, so kamen diese zu dem Schluss, dass keine schlüssigen Beweis dafür gefunden werden konnten.
Wenn ich mich recht erinnere war eines der Werke von Gardenstone.
Kurt Oertel widmet in Asatru - die Rückkehr der Götter ein eigenes kleines Kapitel dieser Frage und kommt ebenfalls zum identischen Schluss.
Auch gab nach meiner Erinnerung auch einen Artikel in der Herdfeuer hierzu, mit gleichem Ergebnis

soweit meine Gedanken hierzu


Grüsse Kolag Hraban



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