In diesem Thread können Philosophen und Metaphysiker aus der B-, C- oder sogar aus der D-Liga aufgelistet werden, welche heutigentags (oder bereits zu Lebzeiten) verkannt, verschmäht, als Ketzer verurteilt worden oder aus sonstigen Gründen relativ unbekannt oder vergessen sind, obwohl sie vielleicht gerade in spiritueller Hinsicht etwas zu bieten hätten.
Also bitte NICHT solche Philosophen, welche weltweit an allen Universitäten zum einheitlichen akademischen Bildungskanon gehören und die interessanterweise auch zumeist eine tendenziell anti-spirituelle, rationalistische Philosophie vertraten wie z.B. Aristoteles, René Descartes, Immanuel Kant (und die anderen Aufklärer), Hegel, Heidegger, Sartre oder die Existentialisten der Frankfurter Schule (Adorno, Horkheimer, Marcuse). Und bitte auch nicht solche Querdenker, die weltweit allzu berühmt sind wie Schopenhauer oder Nietzsche.
NEIN, hier soll jener mutigen Denker gedacht werden wie des folgenden einfachen Schuhmachers (wobei ich den Text, den ich in diesem Forum in einem anderen Thread über ihn geschrieben habe, hier "herüberrette"):
Nun denn, dann werfe zu jenem Thema, für das alle anderen gestimmt haben, zwei zeitlose Zitate von Jakob Böhme (1575-1624) ein, der nur ein einfacher Schuhmacher, Philosoph, Mystiker und Alchimist war, jedoch jeglicher höheren Bildung entbehrend. Böhme war zwar zutiefst in der christlichen und biblischen Symbolwelt zu Hause, aber es wäre wünschenswert, wenn mehr Menschen eine religionsübergreifend dermassen tolerante Grundhaltung an den Tag legen würden, so wie er es tat.
Es mag wohl nicht überraschen, dass zu jenen Hoch-Zeiten der Hexenprozesse (vor allem in Deutschland und in der Schweiz!) Jakob Böhme in Görlitz von der evangelischen Kirche, der er angehörte, verfolgt, verleumdet und wiederholt verklagt wurde sowie Kerkerhaft, Bücherverbrennungen, Folter und Rufmordkampagnen erleiden musste - und noch todkrank auf dem Sterbebett von der evangelischen "Inquisition" quasi zu Tode verhört wurde. Die evangelischen Ordnungshüter dürften ihm wohl sprichwörtlich geraten haben: "Schuster, bleib' bei deinen Leisten!"
Hier nun also die zwei Zitate von Jakob Böhme, von denen ich mir wünschte, dass auch heutzutage, rund 400 Jahre später, mehr Menschen sie zu Herzen nähmen:
"Wahrlich es ist nur ein Gott: wenn aber die Decke von deinen Augen gethan wird, dass du ihn siehest und erkennest, so wirst du auch alle deine Brüder sehen und erkennen; es seyen gleich Christen, Juden, Türcken oder Heiden. Oder meinst du, dass Gott nur der Christen Gott sey? Leben doch die Heiden auch in Gott: Wer recht thut, ist ihm angenehm."
"Es ist die grösste Thorheit in Babel, dass der Teufel hat die Welt um die Religion zanckende gemacht, dass sie um selbstgemachte Meinung zancken, um die Buchstaben; da doch in keiner Meinung das Reich GOttes stehet, sondern in Kraft und der Liebe."
Und weil es so schön ist, noch folgendes Zitat von Jakob Böhme:
"Uns Menschen in dieser Welt ist daran am meisten gelegen, dass wir das Verlorene wieder suchen. So wir nun wollen suchen, so müssen wir nicht ausser uns suchen!"
(Allerdings muss ich anmerken, dass - abgesehen von diesen und anderen herrlichen Zitaten - ich persönlich in letzter Konsequenz keineswegs mit Jakob Böhmes Philosophie übereinstimme, trotz gewisser phantastischer Ansätze.)