RE: Die heidnische Ethik nach Hr. Assmann

#1 von Kolag_Hraban , 08.09.2011 18:53

Hallo zusammen,

Ich bin neulich in einem Buch von Jan Assman, Prof der Aegyptologie , ueber eine interessante Theorie zur heidnischen Ethik gestossen.
Seine Gedanken versuche ich hier wiederzugeben:

Er lenkt in seinem Buch „Die Mosaische Unterscheidung“, die Diskussion wie die heidnische Ethik frueher war, in eine ganz andere Richtung.

Er hat als Kenner des altagyptischen Heidentums die These aufgestellt, dass Religion und Ethik verschieden Wurzeln besitzen, und das alte Heidentum keine Verknüpfung von Ethik und Religion kannte.
"Erst das Judentum verband Recht und Unrecht im täglichen Leben mit Gott. So war das alte Heidentum , wie wir wissen keineswegs rechtlos, aber das Recht und die Gerechtigkeit waren Sache der Menschen, nicht der Götter. Der Staat, die Sippe waren für dessen Einhaltung zuständig, und ohne diese sind eine funktionierende Gemeinschaft nicht denkbar, die es in Vielfältigerweise schon lange vor der Idee des Monotheismus gab."

Assmann widerspricht aber auch dem monotheistischen Selbstverständnis, der Eingottglaube hätte erst Gerechtigkeit und Moral in die Welt gebracht.

weiter meint er:
„Die Menschen verlangen nach Recht, die Götter nach Opfergaben. Die Gerechtigkeit ist , ihrem Ursprung nach , etwas eher profanes oder säkulares, Religion und Ethik haben verschiedene Wurzeln“

Dies könnte auch erklären warum die germanischen Götter in den Mythen auch so wenig als Vorbild für ein tugendhaftes Leben taugen. Um eine religioes verankerte Ethik erheben zu koennen braucht es doch Goetter die als Vorbilder taugen, oder ?
So könnte z.B. Odin ohne weiteres der Untreue, Betrugs und Verrates beschuldigt werden, Freyr der Noetigung und Erpressung, Freya des Ehebruchs usw.

Auch Derolez S. stellt in diesem Zusammenhang in seinem Buch die Frage:
„Erhob die germanische Religion überhaupt rein moralische Anforderungen ? Die Antwort muss lauten: In dem Sinn wie wir das gewöhnlich verstehen gewiss nicht. Der Begriff des ethisch Guten und Bösen hätte sich ja, wie der Begriff von Schuld und Sühne, nach einem höherem Vorbild richten müssen, und ein solches Vorbild bietet die Götterwelt nicht.“

Derolez S. 256


Grüsse Kolag Hraban



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