Geschätzte Asatruar
Da ich freundlicherweise, nach einigen sehr symphatischen Mails, von Kolag_Hraban an Euren Stammtisch dieses Wochenende eingeladen wurde, dachte ich mir, ich stelle mich vorgängig kurz vor.
Mein Name ist Marco, ich komme aus dem Kanton Solothurn und bin 23 Jahre alt. Angestellt bin ich momentan als IT-Supporter, befinde mich aber (Mittwochs und Wochenends) in der Ausbildung zum Naturheilpraktiker für Traditionelle Europäische Naturheilkunde. Ebenso habe ich vor Jahren den Feld-Botanik-Kurs des Schweizer Vogelschutzes abgeschlossen. Der Weg in Richtung eines alternativen Berufes, indem ich mit Pflanzen arbeiten kann, formte sich in den letzten Jahren. Ausschlaggebend hierzu war und ist meine Faszination zu Mutter Erde, Ihrer unzähligen grünen Helfer und der Wille mich auch geistig weiterzuentwickeln.
Je mehr ich mich mit wilden und domestizierten Pflanzen auseinandersetzte und meine, erst rein botanischen, Kenntnisse trainierte, desto grösser wurde auch der Wissensdurst.
So kam ich per Zufall vor 4 Jahren zu dem Buch "Ich bin ein Teil des Waldes" - von Wolf-Dieter Storl, einem Ethno-Botaniker der lange Zeit mit urtümlichen Völkern in Amerika lebte und auch in Indien wohnhaft war - dieses Buch und die vielen weiteren von Herr Storl, haben mich tief im Herzen angesprochen. Die Werke von J.R.R. Tolkien haben mich seit der Kindheit begleitet und ich fand heraus, dass sie (insbesondere das Silmarillion) auf der Basis altertümlicher nordischer Mythologie erwuchsen. Die mit alten Weisheiten gespickten Märchen der Grimm-Brüder habe ich geradezu verschlungen.
Gleichzeitig fing ich an, als grosser Liebhaber der Geschichte seit der Primarschule, immer mehr Zeit mit der Geschichte antiker Kulturen zu verbringen.
Durch meinen kleinen Garten, den ich von einem befreundeten Bauern umsonst bestellen kann, fand ich auch immer mehr zu den (aus meiner heutigen Sicht beseelten) Pflanzen und den Fabelwesen, die ja eventuell zu einem guten Gelingen beitragen konnten.
Eines führte zum Anderen und seitdem begeistert mich die Welt unserer Vorfahren, erst nur aus einer "romantischen" Sichtweise, ich sah die alten Götter und Naturgeister als Symbolbilder wirkender Kräfte (was Sie ja im Prinzip auch sind - aber nun eben doch mehr als diese "rationale" Ansicht verheisst). Durch das Gehen dieses Weges fühle ich mich nun auf einer geistigen Ebene stark mit Ihnen verbunden.
Ich empfinde grosse Sympathien zu der indischen Mythologie (da sie ja, unter Annahme der Völkerwanderung der Indogermanischen Kultur, den gleichen Ursprung hat). Der alte Glaube unserer Vorfahren findet oft Übereinstimmungen, seien es Thor und der indische Indra, die Dreifaltigkeit in der weissen Jungfrau, der roten Mutter und der schwarzen Greisin oder die heiligen 3 Räucherkräuter der Kelten/Slawen/Indianer - Beifuss, Mariengras und Wacholder - in unterschiedlichen, lokalen Arten, überall finden sich Übereinstimmungen.
Die indischen Mantras habe ich zu schätzen gelernt und baue sie oft in Räucherzeremonien ein oder meditiere mit Ihnen.
Gleichsam hat mich mein Weg auch zu den Göttern unserer Vorfahren geführt. Die Dreifache Göttin, der Gehörnte Waldgott Cernunnos, der gallische-helvetische Sucellus und seine Frau Nantosuelta und eben im Besonderen die Götterwelt der Asen und Wanen.
So feiere ich auch seit ca. 2 Jahren bei Gelegenheit die traditionellen Jahreskreisfeste, meist jedoch alleine und nur anhand von "Beispiel-Riten" aus Büchern oder dem Internet. Dennoch haben mich diese Rituale innerlich sehr gestärkt und aus jedem konnte ich neue Kraft und Erkenntis ziehen. Den Aspekt der Dankbarkeit finde ich essentiell und finde auch, dass mehr davon der Welt nur Gutes bringen kann. Dann suchte ich lange in meinem Umfeld nach Interessierten, was - mit ein, zwei Ausnahmen - meist nicht auf grosses Interesse stiess, aber - den Göttern sei Dank - auch nicht auf Ablehung oder Kopfschütteln.
Und so bin ich nach dieser Zeit auf Eurer Homepage gelandet und habe mich vor einigen Wochen per Mail mit Mathias in Verbindung gesetzt. Ich habe noch sehr viel zu lernen und bin froh, dass ich auf eine offene, nicht dogmatische Gemeinschaft gestossen bin, die sich nicht auf ein "Re-Enactment" der alten Kultur spezialisiert hat, sondern den alten Glauben in unserer heutigen Zeit leben will. Und wie es so gut auf Eurer Homepage steht "findet man die Götter nicht zwischen zwei Buchdeckeln".
So, ich hoffe mein Beitrag ist nicht zu lange geworden. Es ist immer schwer, seine Geschichte im Kurzformat zu Worte zu bringen.
Ich freue mich auf den Stammtisch kommenden Samstag, wo Ihr Euch auch "in Echt" ein Bild von mir machen könnt.