RE: Artikel "Was ist Heidentum?" beim Eldaring

#1 von Bruder Eberhard , 18.03.2016 14:30

Der Frühling kommt, Winterstürme wichen dem Wonnemond; es ist mal wieder Zeit, in die Tasten zu hauen. Und wie bei mir üblich, sich vorrangig kontroversen Themen anzunähern.

Seit langem verstört mich ein Artikel auf der Seite des deutschen Eldarings unter dem Titel "Was ist Heidentum?", der von einem gewissen Kurt Oertel verfasst wurde, der mir ansonsten völlig unbekannt ist. Mit leidenschaftlichem Herzfeuer versucht dieser Herr das Heidentum näher zu definieren und mit Missverständnissen aufzuräumen. Doch leider bleibt auch er wie viele andere bekennende Heiden im Ungefähren und stellt nach der Laien-Methode "Daumen mal Pi" gefühlte Behauptungen auf, welche das nötige theologische Hintergrundwissen stellenweise missen lassen und schlichtweg falsch sind. Gut gemeint ist halt nicht immer gut gemacht.

Mich erinnert diese Herangehensweise an Bücher wie "Germanischer Götterglaube" von Gardenstone, der auf die gleiche Weise hanebüchene Irrtümer aufstellt, wie z.B., dass im alten germanischen Heidentum die Wiedergeburtslehre unbekannt gewesen wäre, obwohl doch sogar in der Edda darauf hingewiesen wird. (Siehe: Prosa-Schlussabsatz des Liedes "Helgakvidha Hundingsbana önnur"), ganz zu schweigen von der Wiedergeburtslehre bei den antiken griechischen und römischen Heiden (spätestens seit Empedokles und Platon).


Ich gehe nur auf die wichtigsten Punkte des Artikels von Kurt Oertel ein:

1. grobe falsche Behauptung: "Genausowenig hat das Heidentum etwas mit Esoterik oder Okkultimus zu tun, denn diese Begriffe bezeichnen sogenannte Geheimlehren, die nur ausgewählten Personen zugänglich gemacht werden. Bei den heidnischen Religionen gibt es aber keine Geheimnisse oder Geheimlehren, genausowenig wie bei den meisten anderen Religionen, sondern es war schlicht und einfach die allgemeine Volksreligion unserer Vorfahren."

Korrektur: Innerhalb ausnahmslos ALLER Religionen lassen sich qualitativ und hierarchisch Exoterik (= Volksreligion, sofern vorhanden inklusive Klerus) von der Esoterik (= Metaphysik plus Mystik) unterscheiden, sogar innerhalb des indianischen Schamanismus'! Selbstverständlich bildet auch das germanische Heidentum hiervon keine Ausnahme. Man denke u.a. auch an die heidnischen Mysterienkulte von Eleusis oder die spätantiken der Götter Mithras, Isis, Serapis oder Hékate mit ihren Einweihungen.


2. grobe falsche Behauptung: "Das ist eine ausschließlich christliche Sichtweise der Welt, die nichts mit einem heidnischen Weltbild zu tun hat, denn einen solch christlichen Dualismus zwischen absolut gut und absolut böse gibt es im Heidentum nicht. [...] Das Heidentum [...] kommt ohne die Vorstellung des absolut Bösen aus."

Korrektur: In KEINER einzigen der grossen, anerkannten Weltreligionen gibt eine Vorstellung vom "absolut Bösen"! Wer innerhalb der katholischen Kirche behauptet, das Böse sei "absolut" und dieses stelle einen gleichstarken "dualistischen" Gegenpart zum absolut Guten dar, wird von jeher bis zum heutigen Tage mit der Exkommunikation und dem Kirchenbann bestraft. Die Lehre vom angeblichen Dualismus ist genauso in der islamischen Kosmologie und im hinduistischen Bhakti-Vedanta verboten. (Die einzige Ausnahme bildet diebezüglich meines Wissens die persische Zarathustra-Religion sowie ihr extrem dualistischer Ableger, der Manichäismus.)

Die meisten christlichen Strömungen, inklusive der Katholizismus, sowie die islamische Kosmologie und der hinduistische Bhakti-Vedanta lehren in Wahrheit wie auch der Neuplatonismus, dass das Böse lediglich eine innere Entfremdung vom absolut Guten darstellt. Das Gute ist absolut. Aber das Böse kann niemals absolut sein, das wäre philosophisch ein Ding der Unmöglichkeit.

Das historische Heidentum der alten Germanen und Wikinger kennt eine klare und scharfe Unterscheidung zwischen Gut und Böse, was von sämtlichen Fachwissenschaftlern dieses Gebietes immer wieder hervorgehoben worden ist (beginnend bei Jakob Grimms "Deutscher Mythologie" über Paul Herrmann und anderen). Kein einziger seriöser Forscher hat jemals behauptet, die alten Germanen hätten nicht zwischen Gut und Böse unterschieden.

Nach offizieller Lehrmeinung sämtlicher Historiker versuchten die alten germanischen Heiden jeden Tag erneut, das Böse zu bekämpfen, zu bannen und zu meiden, wo es nur geht: Krankheiten, Seuchen, Missernten, Hungersnöte oder Katastrophen. (Die alten heidnischen Germanen bekämpften auch schon Schwarzmagier und Schadzauberer, die sie auf Scheiterhaufen verbrannten. Hexenverbrennungen sind also leider keine christliche Errungenschaft, sondern wurden aus der heidnischen Volkstradition von den Christen nur übernommen.)

Hingegen die Jahreszeiten oder der Wechsel zwischen Leben und Tod oder der das Verhältnis zwischen männlich und weiblich fallen NICHT unter diese Kategorie, weil es sich hierbei um Polaritäten handelt, die per definitionem NICHTS mit dem Bösen zu tun haben!

Das grosse Missverständnis, welches in der modernen Esoterik, im New Age und im modernen Heidentum so weit verbreitet ist, wonach Gut und Böse angeblich einander bedingen würden (weil nicht zwischen Polarität und Dualität unterschieden wird), rührt im Wesentlichen von der Frau Helena Petrovna Blavatsky von Hahn (1831-1891) her, der Begründerin der Theosophischen Gesellschaft und Autorin der Bücher "Geheimlehre" sowie "Isis entschleiert".

Diese moderne Lehre, die heutzutage ins Heidentum Einzug gehalten hat, kann ausserordentlich gefährlich sein! Es gibt moderne Esoterik-Gurus und Okkultisten, die aufgrund der Behauptung, dass Gut und Böse einander bedingen würden, relative Ansichtssache des Individuums oder einfach gar einerlei seien (irrtümlich verabsolutiertes Advaita-Verständnis), ganz offen lehren, man dürfe nach Lust und Laune andere Menschen töten und Kriege führen, wenn es der eigenen Machtentfaltung dienlich sei. Und ableitend von Madame Blavatskys Theosophie über deren Ableger der rassistischen Ariosophie lehren auch rechtsextremistische und antisemitische Esoteriker, dass man Juden töten dürfe und dass der Holocaust etwas "Gutes" sei, weil Gut und Böse einander bedingen würden. - Schlussfolgerung: Also aufgepasst mit der Vermischung von Gut und Böse! Dies wird von einigen extremistischen Heiden (intern) tatsächlich als Rechtfertigung für Auschwitz verwendet!

Und wenn es überdies keine Unterscheidung zwischen Gut und Böse gäbe, worin bestünde dann die ethische Rechtfertigung der Zurückweisung sämtlicher extremistischer Fundamentalismen innerhalb aller Religionen, also auch der Zurückweisung von Rechtsextremismus? "Das ist heutzutage der allgemeine gesellschaftliche Konsens" genügt mir nicht. In der Philosophie gilt: Begründe! Erst wenn die Argumentationsketten des Gegners restlos zerpflückt sind und jener nichts mehr zu kontern weiss, gilt im philosophischen Disput einer als "schachmatt".


3. falsche Behauptung: "Die christliche Vorstellung eines "Heils", das bereits von Gott selbst ein für allemal erwirkt ist, gibt es im Heidentum nicht."

Korrektur: Jein. Wenn der Blickwinkel von der rein irdisch-menschlichen Sichtweise erfolgt, welche durch die räumlich-zeitliche Relativität bedingt ist, könnte ich dieser Aussage sogar zustimmen. Mir gefällt es aber, den Standpunkt von der absoluten Transzendenz in der Ewigkeit anzunehmen, welche jenseits der räumlich-zeitlichen Relativität begründet liegt. Und an jenem Vakuum-artigen Punkt der unvorstellbaren "höchsten Glückseligkeit" ist das göttliche Heil bereits ewiglich erwirkt. Um jedoch Missverständnisse zu vermeiden: ich spreche hier aber von Dingen, die innerhalb von Raum und Zeit NIEMALS erfahrbar sind.


4. falsche Behauptung: "Wenn wir uns einmal ein Treffen zwischen einem indianischen Medizinmann, einem keltischen Druiden, einem afrikanischen Heiler, einer germanischen Seherin und einem sibirischen Schamanen vorstellen, dürfen wir sicher sein, dass diese Personen nicht annähernd mit solchen Verständigungsproblemen zu kämpfen hätten, wie es z.B. zwischen einem katholischen Theologen, einem jüdischen Rabbiner und einem muslimischen Imam der Fall wäre."

Korrektur: Kommt drauf an. Wenn es sich um einen katholischen Mystiker handeln sollte, um einen jüdischen Kabbalisten sowie um einen islamischen Sufi-Scheich, dann würden die sich nach wahrscheinlich 20 Minuten in herzlichster Eintracht gegenseitig hervorragend verstehen; sofern sie sich nicht schon bei der Begrüssung brüderlich um die Arme fallen. Solche herzlichen und gegenseitig inspirierenden Gipfeltreffen sind bereits aus dem Mittelalter belegt. (Siehe abermals: qualitativer und hierarchischer Unterschied zwischen einerseits Exoterik, welche leider dominiert, und andererseits Esoterik.)

Andererseits ist es widersinnig zu behaupten, einige Religionen seien AN SICH "gut", während andere Religionen schlechter seien. Die Qualitätsunterschiede ziehen sich innerhalb einer jeden Religion. Ja, sogar jeder einzelne Gläubige JEDER Religion sollte sich jeden Tag und in jedem Augenblick selbstkritisch vergewissern, wo er steht.

Wenn es also zu einem Treffen kommen sollte zwischen einem SCHLECHTGESINNTEN indianischen Medizinmann, einem schlechtgesinnten keltischen Druiden, einem schlechtgesinnten afrikanischen Heiler, einer schlechtgesinnten germanischen Heilerin und einem schlechtgesinnten sibirischen Schamanen, die alle nur Übles im Sinne haben und unter Hinzunahme ideologischer Rechtfertigungen womöglich sogar Schadzauber betreiben, dann ist es fraglich, obwohl die sich dann alle grün sind. Es gibt sogar unter sibirischen oder südamerikanischen Schamanen innerhalb ein und desselben Stammes verfeindete Gruppierungen, die sich schon seit Jahrhunderten gegenseitig bekämpfen und teilweise mit Schwarzer Magie arbeiten! Schamanismus ist nicht einfach per se "gut". Auch hier gilt: Genau hinschauen und unterscheiden!


Andere Abschnitte des Textes von Kurt Oertel sind zumindest teilweise gar nicht mal so schlecht. Ergänzend zur Auflistung der Bibelstellen, an denen von Göttern die Rede ist, möchte ich auf das unbekannteste Jesus-Zitat aus dem Neuen Testament verweisen, welches sogar den meisten eingefleischten Bibelfundamentalisten unbekannt ist:

"Ihr seid Götter!"
(Johannes-Evangelium 10,34)


Der Text von Kurt Oertel:
http://www.eldaring.de/pages/artikel/hei...t-heidentum.php

 
Bruder Eberhard
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RE: Artikel "Was ist Heidentum?" beim Eldaring

#2 von Martkos , 18.03.2016 15:09

Geschätzter Eberhard

sehr interessanter Beitrag, herzlichen Dank. Den Text von Kurt Oertel werde ich mir bei Gelegenheit durchlesen - deine Zusammenfassung verrät aber schon sehr viel.

Ich bin genau Deiner Meinung: ich persönlich denke, dass eines der grössten Missverständnisse der Moderne ist, dass das Heidentum das Transzendente "Eins" ausschliesst, das grosse, ewige Gute, dass jenseits von allem Sein besteht. Diesem Geist haben sich ja, unter vielen anderen, auch Meister Eckhart, Heinrich Seuse und der gute Bruder Klaus gewidmet. Dank einiger Beiträge von Dir habe ich mich auch ein wenig mit den Sufis befasst und sehe das auch so: der grosse, verbindende Nenner aller Konfessionen könnte dieser Transzendente Geist sein - ebenfalls bei uns Heiden.

Ich persönlich denke, dass unsere heidnischen Ahnen dieses transzendente Gute ebenfalls kannten, oder jedenfalls vermuteten. Hierbei verweise ich immer gerne auf Eru Illuvatar aus Tolkiens Sillmarillion (obwohl ich nicht sagen kann, wie viel er davon aus der Edda hat).
Eru Illuvatar ist der Grund, der Schöpfer des Kosmos - aber er greift niemals aktiv in die Wirklichkeit ein, er steht ausserhalb und ist das volkommene Gute, die reine Liebe. Aufgrund seiner Vollkommenheit, seines Liedes am Anfang der Zeit, wurde die Wirklichkeit geschaffen - wurden die Götter und Dämonen geschaffen.

Das Gute ist universal, alles durchdringend - und das Böse ist schlicht die Entfernung, das Fehlen des Guten und keine eigene Kraft. So sehe ich dies jedenfalls.
Ebenfalls ein gutes Beispiel für die gefährliche Behauptung, dass das Gute das Böse bedingt sind die indischen Thuggees, welche raubten,vergewaltigten und mordeten im Namen Kalis, der Göttin der Zerstörung.

Muss nun leider los - sobald ich den Text komplett gelesen habe, gehe ich gerne nochmals näher darauf ein!


Herzlicher Gruss
Marco

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RE: Artikel "Was ist Heidentum?" beim Eldaring

#3 von Bruder Eberhard , 18.03.2016 15:58

Lieber Martkos, vielen herzlichen Dank für Deinen Beitrag!

Nun ja, J.R.R. Tolkien war ein tiefgläubiger, überzeugter Katholik; insofern vermute ich bei seinem Iluvatar im Silmarillion nicht zuletzt einen katholischen Hintergrund... (Dass Tolkien ansonsten auch sehr stark unter heidnisch-germanischen, keltischen oder auch finnischen Einflüssen ausgesetzt war, steht für mich ausser jeder Frage.)

Abweichend bin ich jedoch der Meinung, dass das absolut Gute auch aktiv in die räumlich-zeitliche Relativität eingreifen dürfte, weil gemäss der strengen philosophischen Logik das Absolute ansonsten nicht absolut wäre. (Das Gute ist aus dem Grunde absolut, weil es kein autonom existierendes Gegenteil aufweist.)

Hingegen die Vorstellung von einem fernen, absolut transzendenten Schöpfergott, der niemals aktiv in die Raumzeit eingreift, bzw. einzugreifen fähig ist, wird philosophisch als Deismus bezeichnet (nicht zu verwechseln mit Theismus!) und ist u.a. in der Freimaurerei verbreitet.

Ich ziehe hingegen jene Vorstellung des absoluten Guten vor, wonach dieses nicht nur eins, sondern zugleich auch verschieden ist (Einheit UND zugleich Vielheit, also Nondualität UND zugleich Individualität) sowie auf einer anderen Ebene zugleich Transzendenz, Immanenz und Omnipräsenz, die sich einander bedingen.


Zur absoluten Realität müsste der Logik nach u.a. also auch Bewusstsein gehören. Dieses allumfassende Verständnis zum Absoluten (welches eben das Böse, welches seinerseits niemals absolut sein kann, aus räumlich-zeitlicher Sichtweise als eine Form von "interner Krankheit" ausschliesst) wurde hervorragend vom Dichter, Fremdsprachen-Genie und Orientalisten Friedrich Rückert (1788-1866) im Gedichtzyklus "Die Weisheit des Brahmanen" definiert, welches sich der hinduistischen Sichtweise annimmt:


Die Welt ist wirklich; nur Wirkliches allein
Bringt Wirkliches hervor, Gott muss drum wirklich sein.

Die Welt ist Leben; nur Lebendiges allein
Kann Leben wirken, drum muss Gott lebendig sein.

Der Geist des Menschen denkt; nur Denkendes allein
Kann Denken schaffen, Gott muss also denkend sein.

Des Menschen Willen will; nur Wollendes allein
Kann Willen wirken, Gott muss selber wollend sein.


Friedrich Rückert, "Die Weisheit des Brahmanen"

(Man beachte: völlig ausserhalb eines christlichen Kontextes!)

 
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RE: Artikel "Was ist Heidentum?" beim Eldaring

#4 von Martkos , 18.03.2016 16:16

Geschätzter Eberhard

Ja, Illuvatar kommt bestimmt aus dem tiefen katholischen Glauben von Tolkien - aber doch finde ich es sehr spannend, dass er als überzeugter Katholik dieses Bild von dem "einen Gott" eingebaut hat, aber dennoch eine aktive Götterwelt geschaffen hat, welche im Prinzip im Geiste Illuvatars auf der realen Ebene waltet. Aber Du hast ja bereits mal gesagt, dass Katholiken im Prinzip Heiden sind...die Heiligen wurden ja ebenso abgekupfert wie das Weihrauchopfer (z.B. die Licht- und Birkengöttin Brigida und die irische Heilige Brigida von Kildare).

Ich sehe dies ähnlich wie du, beziehungsweise glaube ich auch, dass dieses Transzendale in der Wirklichkeit besteht und auch wirken kann - durch uns! Denn wie Du Jesus Christus zitiert hast:

"Ihr seid Götter!"

Menschen wie Bruder Klaus sind somit für mich Vermittler, nicht nur im Zwischenmenschlichen und im Spirituellen, sondern eben Mittler zwischen der transzendalen guten Kraft und dem verwirklichten Kosmos. Auch die Götter sind einerseits Naturkräfte, Kräfte der Psyche und der Physis - aber eben auch Mittler des Transzendenten Guten, die im Sinne von "Eru Illuvatar" in der Wirklichkeit walten. Somit passt dies doch auch ein Dein Bild von Einheit und Vielfalt. Gott ist nirgends und überall.

Ich denke auch, dass wenn man diesen "Eru Illuvatar" als Kraft sieht, welche vollkommen ausserhalb der Wirklichkeit steht auch Gefahren birgt: wahrscheinlich fällt es einem dann leichter, das Böse in eine Bedingung zu stellen - da man ja davon ausgeht, dass das vollkommene Gute somit in der Wirklichkeit nicht wirklich besteht und das Böse aufgrund dieses Fehlens ein "Muss" ist, oder jedenfalls zu der "Schöpfung" dazugehört.

Ich bin immer wieder über Dein Wissen - und Deine Ideen und Ansichten erstaunt! Ich bin froh, dass ich mit Dir über solche Themen diskutieren kann. Es ist sicherlich erkenntlich, dass mir hier die Übung (und das Wissen) fehlt - umso dankbarer bin ich, von Dir zu lernen und meine eigenen Ansichten wiederzufinden und/oder zu ergänzen und weiterzuentwickeln.

Das ist ein wirklich schönes Zitat, vielen Dank! Ich werde schauen, dass ich mir diesen Gedichtband besorgen kann


Herzlicher Gruss
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RE: Artikel "Was ist Heidentum?" beim Eldaring

#5 von Bruder Eberhard , 18.03.2016 20:11

Lieber Martkos, ähm, vielen herzlichen Dank...

Ja, sogar Kurt Oertel weist in dem von mir kritisierten Artikel an anderer Stelle völlig richtig darauf hin:

"Schließlich haben auch Christen, Juden und Muslime genaue Entsprechungen zu den heidnischen Gottheiten: die große Zahl von Engeln, Erzengeln und anderen himmlischen Heerscharen mit genauer Abstufung ihrer Kompetenzen. Im Katholizismus kommt noch die gewichtige Schar der Schutzheiligen hinzu. Und deren Funktionen entspricht auch sehr viel mehr z.B. denen der heidnischen Götter."

Sogar hochrangige katholische Geistliche sagen ja, dass der Katholizismus ein Ableger des Heidentums ist, z.B. Joseph Ratzinger in seiner Schrift "Der Gott des Glaubens und der Gott der Philosophen".


Ich glaube, der Grund, weshalb viele moderne Heiden dermassen stark christliche Gottesvorstellungen ablehnen, liegt darin begründet, sich persönlich vom Christentum zu emanzipieren, so ungefähr nach dem Motto: "Meine Eltern, meine Lehrer und meine Sonntagsschulpfarrer haben mit ihren christlichen Glaubensvorstellungen meine Kindheit total versaut, aber jetzt habe ich als Erwachsener endlich herausgefunden, dass ich mit Hilfe der Asen- und Vanengötter mich davon emanzipieren und mein persönliches Kindheitstrauma bereinigen kann!" Ich kann dies durchaus respektieren.

Aber dann schütten sie oftmals mit dem Bade auch das Kind aus, missachtend, dass christliche, heidnisch-theurgische oder hinduistische Gottesvorstellungen im theistischen Kern völlig identisch sind und mit dem germanischen Heidentum von jeher vereinbar waren. Ob Gott dabei männlich, weiblich, beides zugleich (Radha und Krishna) oder sächlich ist (altgermanisches Gottesneutrum: "das Gott"), ist dabei nebensächlich. Die Unterschiede sind rein äusserlicher Natur: Darf man den allerhöchsten, allumfassenden, absoluten Gott bildlich darstellen und dieses Bild oder Statue dann rituell verehren, wohlwissend, dass es sich nur um ein heiliges Symbol handelt (das höchstens teilweise von der Kraft der Gottheit beseelt ist), so wie das im Hinduismus legitimiert wird? Oder neigt der Mensch dazu, ein heiliges Bild als materiellen Gegenstand zu verabsolutieren, weswegen ein Bilderverbot vorteilhafter ist, so wie das im Judentum und im Islam gelehrt wird? - Ich finde: Beide Sichtweisen sind völlig richtig! Ist es nicht schön, wie sich das WIRKLICH Absolute in der Vielfalt der Religionen auf Erden manifestiert?

Die untergeordneten Göttinnen und Götter sind für mich - neben anderen parallel verlaufenden Deutungsebenen, die ebenso richtig sind - höherdimensionale kosmische Lichtwesen, die feinstofflich real existieren und mit denen man Kontakte pflegen kann. Sie stehen im Dienst des absolut Guten. So sahen das auch die antiken Griechen und Römer, welche - völlig unabhängig von den Mythen! - ihre Götter in der kultischen Praxis als Repräsentanten der TUGEND und als Kräfte des GUTEN verehrten.


Und ja, ich stimme Dir zu, die Transzendenz kann in einem geläuterten, reinen, also erleuchteten Bewusstsein auch durch uns Menschen wirken. Ich glaube, dieser Zustand wäre das eigentliche Ideal aller Religionen, einschliesslich des Heidentums, aber diesmal handelt es sich um meine individuelle Meinung, weil jeder Mensch sich ja andere Ziele setzt und andere Bedürfnisse hat.

Ich würde dennoch verallgemeinernd darauf schliessen, weil jeder Mensch sich niemals wirklich zu hundert Prozent glücklich fühlt, aber es drängt nichtsdestotrotz unbewusst in jedem Menschen zu versuchen, nach absoluter Glückseligkeit zu streben. Woher kommt in jedem Menschen dieser unauslöschliche Drang, diese Begierde nach der endgültigen "Vervollständigung" und nach der absoluten Befriedigung der Bedürfnisse, wenn es als transzendentales Ziel nicht tatsächlich die absolute Glückseligkeit gäbe? ("ES drängt in einem": Die Sprache unserer heidnischen Altvorderen hat bereits den Schlüssel zur Antwort auf diese Frage in sich selbst angelegt!)

Wieso machen Reichtum, Macht, Ruhm, eine glückliche Ehe, eine perfekte Familie, ein perfektes Zuhause, die Möglichkeit, sich alle Wünsche zu erfüllen, die Befriedigung aller Begierden (oder auch deren Entsagung) und andere Dinge niemals wirklich glücklich, vor allem niemals LANGFRISTIG auf ZEIT, sondern wieso scheinen all diese Dinge lediglich das räumlich-zeitliche Abbild von etwas Höherem und etwas immer noch Besserem zu sein?

DAS ist das Faszinierende an der absoluten Glückseligkeit: Sie ist immer dort, wo man sie niemals sucht! Und es ist unmöglich, sie zu erhaschen und zu ergreifen. Und wenn man glaubt, man habe die absolute Glückseligkeit endlich gefunden und wenn man versucht, sie zu benennen oder gar festzuhalten, dann muss man im nächsten Augenblick sich enttäuscht eingestehen, dass es sich doch nicht um die absolute Glückseligkeit gehandelt hat, sondern dass man einer Täuschung unterlegen ist. Deswegen sagen die Menschen dann: "Es gibt anscheinend keine absolute Glückseligkeit." Das Geheimnis dahinter besteht jedoch darin, dass die absolute Glückseligkeit niemals innerhalb der relativen Raumzeit zu ergründen ist.


Ach ja, den Band von Friedrich Rückert besitze ich selber nicht...

 
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RE: Artikel "Was ist Heidentum?" beim Eldaring

#6 von Kolag_Hraban , 18.03.2016 23:41

Hallo Eberhard,

ich fühle mich durch deinen Beitrag sehr stark an unsere Diskussion hier Forum erinnert, und möchte eigentlich nicht noch einmal genauer auf meine Sichtweise dazu eingehen, die die deine in einigen Punkten nicht teilt. Wer will kann sie ja dort nachlesen

Ich möchte hier vielleicht näher auf die Person Kurt Oertel eingehen, die Du nicht kennst und als Laie einschätzt.

Kurt Oertel ist eines der Gründungsmitglieder des Eldarings. Dort ist er aufgrund seines Fachwissens seiner Leistung und seiner Persönlichkeit mit einer besonderen Position geehrt worden, die ihm eine beratende Funktion des Vorstandes und Vereins zugesteht.
Er hat auch ein Buch herausgebracht mit dem Titel "Asatru Die Rückkehr der Götter". er hat es zwar nicht ganz geschrieben, aber wohl überabeitet ergänzt und aktualisiert. ursprünglich geht es auf auf ein Buch zurück das Kveldúlf Hagen Gundarsson geschrieben hat. Kveldúlf Gundarsson aber ist nicht nur ein an der renommierten Universität von Cambridge promovierter Altnordist und Schüler von H.R. Ellis-Davidson, sondern auch langjähriger bekennender und praktizierender Heide.
Kurt Oertel selbst war oder ist als Dipl.-Bibl. für das Institut für klassische Altertumskunde an der Uni Kiel tätig.

Ich hoffe ich habe das alles so richtig wiedergegeben, aber letztlich wollte ich dich darüber aufklären, dass Kurt Oertel kein blutiger Laie ist, der sich seinen romantischen Fantasien hingibt.

Natürlich muss man deshalb nicht seiner Meinung sein, ich erlaube mir auch eine eigene zu haben .

Die Götter mit Dir


Grüsse Kolag Hraban



www.AsatruSchweiz.ch

 
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RE: Artikel "Was ist Heidentum?" beim Eldaring

#7 von Bruder Eberhard , 19.03.2016 14:29

Lieber Mathias,

es ist eben so, dass ich bekanntlich von den 90er Jahren her aus einer bestimmten heidnischen Traditionslinie stamme (deren Bezeichnung ich nur ungern öffentlich erwähne, um Missverständnisse zu vermeiden), in der wir uns als kleine Minderheit unter all den anderen Heiden gefühlt haben. Bei uns stand das absolut Göttliche an höchster Stelle. Damals in den 90er Jahren habe ich mich darauf spezialisiert, überall historische Beweise für die Existenz dieser Ausrichtung bei den alten Germanen ausfindig zu machen. Wir suchten zur Zusammenarbeit jedoch niemals die Nähe zu Asatru-Gruppierungen.

Vielleicht war das ein Fehler. Die meisten Asatruar wissen gar nichts von unserer Existenz. Egal welche Asatru-Webseiten ich mir heutzutage zu Gemüte führe: Überall wird aufgelistet, wie viele verschiedene Arten von Heiden es gäbe, von Odinisten über Loki-Anhänger und Vanenkult-Betreiber sowie alle möglichen anderen, aber niemals, wirklich NIEMALS wird jene Minderheit, der ich selber früher angehört habe, auch nur am Rande erwähnt. Als ob meine heidnische Minderheit überhaupt nicht existent wäre.

Deshalb fühle ich mich immer, wenn moderne Heiden verallgemeinernde Behauptungen aufstellen, die sich unwissentlich gegen meine eigene heidnische Minderheit richten, halt irgendwie diskriminiert und ausgeschlossen. Wenn schon, dann sollen all diese Herrschaften lieber überhaupt nichts dazu sagen, was das Heidentum angeblich alles sei und was nicht. (Ich tue das ja auch nicht.)


Zum anderen geht es mir um die geistige Bekämpfung jeglicher Form von religiösem Fundamentalismus, den es heutzutage in ALLEN Religionen gibt, und zwar auf Basis einer rein sachlich-philosophischen Argumentation. Der Fundamentalismus bei den Heiden besteht heutzutage an erster Stelle aus rassistischem Rechtsextremismus. Es gibt tatsächlich rechtsextremistische Heiden, die wirklich sagen, dass Auschwitz und der ganze Holocaust "gut" gewesen wären, weil Gut und Böse angeblich relative Ansichtssache und austauschbar seien. Diese Argumentationskette ist historisch nachweislich noch ziemlich neu und lässt sich tatsächlich auf die Ariosophie sowie auf Madame Blavatsky zurückverfolgen.

Mir geht es darum, solchen verheerenden geistigen Irrtümern, die eines Tages womöglich den Boden für ein neues Auschwitz bereiten könnten, einen Riegel vorzuschieben. Meine Argumentation mit dem neuplatonischen Hintergrund dient dem Zweck, sich kristallklar und unverrückbar vom Rechtsextremismus abzugrenzen. Auschwitz hat definitiv nichts mit dem Guten, Wahren und Schönen, bzw. mit absoluter Glückseligkeit oder mit absoluter und bedingungsloser Liebe oder Tugend gemein!

Deswegen verstehe ich nicht, warum die meisten modernen Heiden des 21. Jahrhunderts jetzt plötzlich sagen, dass die anerkannten Fachwissenschaftler und Historiker auf dem Gebiet des germanischen Heidentums wie Jakob Grimm oder Paul Herrmann sich alle angeblich komplett geirrt hätten. Da werden offenbar - wie mir scheint - mit modernistischen Ansichten aus der New-Age-Esoterik, die sich ebenfalls teilweise auf die Blavatsky zurückverfolgen lassen, altgermanische Überlieferungen ersetzt, die historisch eindeutig verifiziert sind.

Schön und gut, glauben und glauben lassen, kein Problem für mich. Aber dann sollen all diese anderen Asatru-Herren wie der werte Kurt Oertel nicht immer schreiben, dass es MEINE Form des Heidentums gar nicht gäbe und dagegen unwissentlich wettern. Ich bin nämlich ein lupenreiner Heide! Pech für all diejenigen Heiden, die glauben, dass es Heiden wie mich gar nicht gäbe!


Besten Dank, dass Du mir Kurt Oertel näher bringst. Ich habe ja auch gar nichts gegen ihn persönlich, vielleicht würde ich mich sogar grossartig mit ihm verstehen. Es kann auch sein, dass er eine Menge auf dem Kasten hat.

Aber dann sollte er sich nicht einen solch groben Fehler erlauben (um jetzt nur einen von den oben genannten herauszugreifen), wie eben zu behaupten, das Christentum würde einem Dualismus zwischen einem "absolut guten Pol" und einem "absolut bösen Gegenpol" anhängen. Für solche falsche Unterstellungen hatte man früher die Inquisition am Hals. In Wahrheit lehrt die katholische Kirche seit ihren Anfängen in der Spätantike, dass es nichts "absolut Böses" gibt! Das ist ausführlich in jedem katholischen Katechismus nachzulesen, und der heilige Augustinus von Hippo (354-430), der als einer der Kirchenväter gilt, ritt sogar regelrecht darauf herum (nämlich um sich von seiner eigenen Vergangenheit bei den nichtchristlichen dualistischen Manichäern zu distanzieren) und studierte als Argumentationsgrundlage ausgiebig die Schriften des heidnischen Plotin.

Wer andere Religionen kritisiert, sollte sich verdammt gut in den entsprechenden Theologien jener Religionen auskennen, ehe man rein gefühlsmässig mit der "Daumen mal Pi"-Methode irgendeine falsche Unterstellung einfach mal drauflos behauptet.


Ich selber werde mich übrigens hüten, jemals einen Text zu verfassen, was das Heidentum alles sei und was es alles nicht sei. Meine persönliche Definition von Heidentum beschränkt sich auf die wörtliche Übersetzung:

pagus (lat.) = ländlicher Bezirk
paganus (lat.) = Hinterwäldler, Landei
heidano (ahd.) = Hinterwäldler; einer, der in der modernen städtischen Zivilisation nicht ganz "up to date" ist

Wer über die nötige Selbstironie verfügt, um sich selbst in irgendeinem spirituellen Kontext so zu bezeichnen, gehört meiner Meinung nach dazu.

(Und es ist selbstverständlich ebenso jedem freigestellt, das anders zu sehen.)



P.S.: In meinen obigen Beiträgen haben sich ein paar Flüchtigkeits- und Formfehler eingeschlichen, die ich trotz Kontrolle zunächst übersah und irgendwann noch korrigieren sollte.

P.P.S.: Eine schöne Definition für Mystik: "Die Sehnsucht nach dem Absoluten"!

 
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RE: Artikel "Was ist Heidentum?" beim Eldaring

#8 von Martkos , 20.03.2016 11:19

Hallo Zusammen

Jenseits jeglichen Definitionen und Bezeichnungen tauchte bei mir nun folgende Frage auf:

könnte denn nicht z.B. der Brunnen Mimirs ein Hinweis auf "höheres", transzendales Wissen sein, dass Odin erlangt hat, in dem er sich mit dem Kosmos und dem "grossen Ganzen" verbunden hat?
Oder das Hängen am Weltenbaum, das Erlangen der Runen? Entstammen die Runen nicht ebenfalls einem ewigen, übergreifenden Urwissen des Kosmos?


Herzlicher Gruss
Marco

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RE: Artikel "Was ist Heidentum?" beim Eldaring

#9 von jensen , 20.03.2016 13:48

Hoi zäme,

da habe ich mir nach langer Zeit ein recht belebtes Thema sofort durchgelesen und muß doch gleich etwas dazu schreiben.
Vorweg sei erwähnt, dass ich nicht so belesen bin und auch irgendwie dem "affektierten" Heiden angehöre. Soll heissen dass meine Abwanderung von der christlichen Lehre kurz vor der Konfirmation (habe also auf Feier, Geld und so verzichtet ) aus einem Gefühl kam. Eberhardt, du schriebst es: "es drängte" in mir.
Dies war irgendwie "mein Beginn" andere religiöse und spirituelle Wege zu gehen und ich war irgendwie "froh" etwas anderes zu sehen, als das mir damals bekannte christliches Fundament (so wie ich es verstand). Ich möchte nicht detailliert auf meinen Weg eingehen, vielmehr sagen dass es aus meiner Sicht, was mit Abgrenzen des christlichen zu tun hat.
Wenn ich solch Texte von K. Oertel lese, fühle ich mich bestätigt und bin dankbar um deine Sichtweise, die es wieder relativiert und/ oder ergänzt. Ob es nun falsch oder richtig ist, kann ich aufgrund meines geringen Bücherwissens, nicht beurteilen.
Es kann sein, dass ich heute Dinge gut sehe, die sich im Laufe des Lebens als schlecht erweisen. Die Antwort nach Wahrheit liegt im Auge des Betrachters, wobei ich manchmal selbst die Frage nicht kenne. Oftmals ist es lediglich das Streben nach dem Guten oder manchmal auch ganz primitiv der Überlebensinstinkt.

Ich finde den Ansatz sehr schön:

Zitat von Martkos
könnte denn nicht z.B. der Brunnen Mimirs ein Hinweis auf "höheres", transzendales Wissen sein, dass Odin erlangt hat, in dem er sich mit dem Kosmos und dem "grossen Ganzen" verbunden hat?
Oder das Hängen am Weltenbaum, das Erlangen der Runen? Entstammen die Runen nicht ebenfalls einem ewigen, übergreifenden Urwissen des Kosmos?



Es beschreibt wieder, dass Asatru (andere Religionen sicher auch) eine Erfahrungsreligion ist, die mit dem Wirken der Welt und den Geschicken der Menschen sich weiter ent-wickelt. Wir sind im 21. Jahrhundert und somit diesen Gegebenheiten "unterlegen" und somit auch die Götter, die vielleicht nach mehr Blut (beim Opfer) dürsten
Als einstmals die Altvorderen ihr Wissen mehrheitlich mündlich weiter gaben, da würden sie, wenn sie dies hier lesen, aus ihrem Kontext kaum verstehen. So glaube ich es zumindest.
Die Klarheit des vielfach erwähnten Absolut Gutem war meines Erachtens nach vorhanden, da Grenzen im Geschehenen nach "bösen Vorkommnissen" das Überleben sicherten. Die Stärke und der Glaube sind ein Weg dorthin, ebenso Erkenntnisse.

Um wieder auf K. Oertel zurückzukommen:
@ Eberhardt schreib ihm doch, wie er seine Thesen begründet, vielleicht gibt er dir Quellen, die du nicht kennst.
Dann wie du deines schreibst, auch begründest und belegst, kommen deine Argumente meines Erachtens an "etwas absolutes - Unverrückbaren".
Ich möchte dir nicht zu Nahe treten, aber zwischen den Zeilen spüre ich etwas missionarisches...

Ich schätze deine Ansicht und kann mich an die Situation in ZH erinnern als ich vom "Wo starkes Licht ist, ist starker Schatten" sprach und du darauf mich auf die metaphysische Eigenschaft des Lichtes hinwies. Da kam in mir der Gedanke/ ein Bild vom Erdtanz hoch: Ein kleines Gefühl vom "Absoluten Licht"...
Jedoch ist der von mir gesagte Satz dennoch korrekt, denn wie du selbst schreibst, leben wir im Zeit und Raum. Und diese Grenzen durch Götter geschützt und belebt zu wissen, stärkt meinen Glauben!

Zitat
Eberhardt:
Deshalb fühle ich mich immer, wenn moderne Heiden verallgemeinernde Behauptungen aufstellen, die sich unwissentlich gegen meine eigene heidnische Minderheit richten, halt irgendwie diskriminiert und ausgeschlossen. Wenn schon, dann sollen all diese Herrschaften lieber überhaupt nichts dazu sagen, was das Heidentum angeblich alles sei und was nicht. (Ich tue das ja auch nicht.)



Hier empfinde ich besonders eine gewisse Intoleranz. K. Oertel versteht sich da sicher nicht als Missionar und Grundlagengeber des Asatru, sondern versucht die verschiedenen Auslegungen in eine Form zu bringen. Und wie Kolag_Hraban es ergänzte ist es wissenschaftlich erarbeitet.
Diese soll sicher nicht Absolut sein!

Leider massen sich immer wieder Leute an mit extremen Auslegungen, gleich welcher Couleur, die Welt in ihrer Vielfalt zu beschränken.
@ Eberhardt: Dazu zähle ich dich nicht

Das beschriebene Bild vom Schamanen, Heiler und Druiden hat meiner Meinung nach, eine völlig andere Grundlage als die Diskussion von Theologen, Imam und Rabbiner, die vielmehr vom Verstehen und Auslegen ihrer Religion ausgehen.
Ich sehe Schamanen, Heiler und Druiden eher als Menschen, die die Welt in "phantastischen" Formen/ Symbole sehen und darüber wirken. Während die "anderen Oberhäupter" vieles in rationalem Kontext sehen und darüber schaffen. Hier würde ich mit K. O. mitgehen.


Es ist was Friedrich Rückert geschrieben hat, sehr schön und ich versteh dies auch, vielmehr fühle ich es (leider nur manchmal) so.

Auch der Vergleich mit dem Sillmarillion ist gut gewählt, da ich über das phantastische eine besondere Verbindung spüre


Die Welt hat Vielfalt und die Gestirne drehen sich, will heissen Veränderung gehört dazu. Heute/ Morgen beginnt das sogenannte Marsjahr.
Wollte dies nur am Rande erwähnen

Und ich bewege mich nach draussen, die Natur und Götter zu spüren, erleben. Hoffe dass ich nicht allzu viele Schreibfehler habe und bin euch dankbar an dieser Diskussion teilzuhaben.

In diesem Sinne

Asenheil und Wanensegen

Jens


Fange nie an aufzuhören, höre nie auf anzufangen.

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RE: Artikel "Was ist Heidentum?" beim Eldaring

#10 von Bruder Eberhard , 20.03.2016 15:59

Lieber Jensen,

wie schon gesagt, es belastet mich einfach, auf den meisten heutigen Asatru-Webseiten und Foren Dinge in verabsolutierender Weise zu lesen, wo sich scheinbar alle dortigen Heiden gegenseitig gratulieren und zunicken in der Art: "Ja, genau so ist das bei uns Heiden, wir Heiden sind zwar alle verschieden, aber gewisse Dinge sind bei uns genau SO und nicht anders!". Diese Gemeinsamkeiten, auf die sich diese Asatruar berufen, treffen jedoch vielfach in keinster Weise auf meinen eigenen heidnischen Glauben zu. Bei solchen Dingen fühle ich mich oftmals ausgegrenzt und diskriminiert.

Ich stiess schon vor rund einem Jahr auf heidnische Webseiten und Foren besonders aus Deutschland, wo die dortigen User das Heidentum in eine fast schon dogmatische Form pressen (ohne es selbst zu merken), die mir überhaupt nicht behagt, bloss weil ihnen die völlig andersartige heidnische Traditionslinie, der ich entstamme, völlig unbekannt ist.

Deswegen sehe ich mich zuweilen manchmal genötigt, darauf hinzuweisen, dass es eben noch GANZ andere Heiden gibt, die NICHT dem auf mich weitgehend homogen wirkenden Bild anderer Asatruar entsprechen. (Nochmals, wie ich die Mehrheit von denen wahrnehme: "Wir Asatru-Heiden sind so und so, aber niemals SO!")

Falls ich dabei einen "missionarischen" Unterton annehmen sollte, dann tut es mir leid. Das ist nicht meine Absicht! Denn ich möchte eben genau NICHT wie Kurt Oertel eine bereits schon dogmatisch wirkende Einschränkung vornehmen, was das Heidentum alles sei und was es nicht sei (und dabei auch noch über andere Religionen ganz eindeutig falsche Unterstellungen verbreiten, die - wenn man genauer nachforscht - innerhalb der kritisierten Religion von jeher als "schwere Häresie" gelten).


Der logische Weg wäre für mich eigentlich, wenn ich ganz einfach meine eigene heidnische Bewegung ins Leben rufen würde und mich wieder wie in den 90er Jahren von sämtlichen anderen Asatru-Vereinen fernhalten würde.

Doch genau das wollte ich eben nicht! Als überzeugter Förderer der Religio Perennis und als Theist, der alle Religionen zu einem friedlichen Zusammenleben aufgrund ihrer inneren Gemeinsamkeiten zusammenführen möchte, will ich nicht noch mehr Zwist und Abspaltungen in die Welt tragen! Deshalb habe ich mich in diesem Bewusstsein seinerzeit Asatru Schweiz angeschlossen, obwohl mir von Anfang an klar war, dass es mir als einem der "völlig anderen Heiden" aus einer allgemein unbekannten und "nicht anerkannten" Traditionslinie nicht ganz einfach sein würde. Aber es ging mir darum - und geht es noch immer -, Differenzen zu überwinden!

Allerdings stimmt es, dass ich mich heutzutage manchmal mit anderen Religionen näher verbunden fühle, zu denen ich aus tiefster und aufrichtigster Glaubensverwandtschaft heraus die Freundschaft suche, wie z.B. zur römisch-katholischen Kirche (obwohl ich in meiner Jugend noch zutiefst antichristlich war...), zu den byzantinisch-orthodoxen Ostkirchen, zum orthodoxen und speziell chassidischen Judentum, zum sufistischen Islam wie dem altehrwürdigen Naqshbandi-Orden oder zu vedischen Hindus aus der Bhaktivedanta-Tradition.

Wenn mich jetzt aber rein polytheistisch sowie monistisch (Monismus = Vermischung von Gut und Böse) gesinnte Asatru-Heiden fragen, wieso ich nicht endlich einer jener anderen Religionen beitrete, dann muss ich zurückfragen: Wie viele Katholiken, Muslime oder Hindus gibt es, die in einem Heiligen Hain die Vanengöttin Freyja anbeten und diese auch noch für ein real existierendes, höherdimensionales, kosmisches und ausserordentlich mächtiges Lichtwesen halten? (So wie ich ja auch alle anderen Göttinnen und Götter für völlig real halte!)
Wäre ich in einer anderen Religion wirklich auch nur halb so gut aufgehoben, wie in Asatru-Kreisen?


Ein weiteres Problem besteht halt darin, dass ich von der strengen diskursiven Religionsphilosophie herkomme, in welcher ALLE Möglichkeiten bis zur unwahrscheinlichsten Konsequenz zu Ende gedacht werden. Diese geistige Technik ist in den meisten Religionen nicht sonderlich ausgebildet - oder höchstens unter Metaphysikern. Mir sagten schon evangelikale Bibelmissionare aufgrund meiner Argumentation, mit denen ich ihre fundamentalistische Ideologie zerpflückt habe: "Philosophie ist des Teufels!" Damit war das Gespräch für sie beendet, ganz in der Tradition des bekennenden Antiphilosophen Martin Luthers.

Es gibt nun einmal Gedankengänge, die von zweifelsohne völlig harmlosen und friedlichen Leuten aufgrund ihrer privaten Lebenserfahrung erstellt werden, welche philosophisch in letzter Konsequenz sehr gefährlich werden könnten. Wenn ich sage, dass ich mit meiner philosophischen Argumentation an erster Stelle den Nährboden für ein neues Auschwitz verhindern möchte, dann sind das Dinge, die die meisten Asatruar wahrscheinlich gar noch nie zu Ende gedacht haben. Vielleicht weil es ihnen absurd erscheint und sie es sich gar nicht vorstellen können.

Ausserdem wirkt die heidnische Szene ein bisschen wie ein Biotop auf mich. Man begnügt sich damit, zu sagen: "Wir wollen keine Nazis!", was ja auch völlig richtig ist. Aber die ideologischen Argumentationsketten eben jener verfemten Nazis, Ariosophen und rassistischen Esoteriker, die zum Teil bereits seit 100 Jahren bis zum heutigen Tage auf den gleichen intellektuellen Denkfehlern basieren, werden kein bisschen näher analysiert. Und was ist, wenn wir aus bis jetzt noch unerfindlichen Gründen in vielleicht 50 Jahren einen neuen Totalitarismus haben werden, vielleicht unter völlig anderen, neuen Vorzeichen als der historische Nationalsozialismus, und wenn es dann neue Massenvernichtungslager geben wird, welche Auschwitz und Treblinka an Unmenschlichkeit noch übertreffen werden, während ausserhalb davon die Menschenmassen begeistert "Hurra!" schreien werden? Was dann? Werden meine philosophischen Warnungen dann noch immer "absurd" erscheinen? Ich finde, man muss mit seinen Gedankengängen immer von den unwahrscheinlichsten Möglichkeiten ausgehen und die scheinbar unmöglichsten Gefahren ins Auge fassen.


Ich gebe zu, dass meine strengwissenschaftlichen Quellen über das altgermanische und altnordische Heidentum teilweise noch aus dem 19. Jahrhundert stammen und ungefähr mit dem Jahr 2000 enden, weil ich mir seit damals fast keine neuen Bücher über diese Themen besorgt habe. Von Rudolf Simek und all den Neuen habe ich noch niemals etwas gelesen. Das ist ganz sicher meinerseits ein Fehler, ich gebe es zu, aber ich muss leider auch Schwerpunkte setzen und kann nicht alles lesen.

Falls also Kurt Oertel sich mit seinen Ansichten auf allerneueste strengwissenschaftliche Forschungsarbeiten bezieht, die bezüglich religionsphilosophisch bedeutender Kernpunkte erheblich von den Forschungsergebnissen Jakob Grimms oder Paul Herrmanns abweichen oder ihnen sogar völlig widersprechen sollten (was ich mir bisher jedoch nicht so ganz vorstellen kann), dann wäre es schön, wenn ich mal irgendwie an eine Auflistung zu den neuesten Quellen besagter Abweichungen herankommen würde.


Beginnendes Marsjahr: Hoffentlich wird Kriegsgott Mars nicht zu sehr mobil machen...


P.S.: Ich hab's wie immer zur Kontrolle nochmals durchgelesen und korrigiert, aber viele der eigenen Schreibfehler fallen einem erst in den nachfolgenden Tagen auf. Ich hoffe also ebenfalls, dass orthographische oder stilistische Mängel sich auch diesmal in tolerierbaren Grenzen halten...

 
Bruder Eberhard
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RE: Artikel "Was ist Heidentum?" beim Eldaring

#11 von jensen , 20.03.2016 21:46

Geschätzter Bruder Eberhard

Zitat von Bruder Eberhard

P.S.: Ich hab's wie immer zur Kontrolle nochmals durchgelesen und korrigiert, aber viele der eigenen Schreibfehler fallen einem erst in den nachfolgenden Tagen auf. Ich hoffe also ebenfalls, dass orthographische oder stilistische Mängel sich auch diesmal in tolerierbaren Grenzen halten...



ist für mich völlig okay, da ich erstes am packen für den morgigen Urlaub mit family bin und zweitens den Inhalt verstanden habe

Ich möchte betonen, dass du mit deiner Sichtweise und deiner Person die Gruppe auf eine Weise belebst, wie du es nur tun kannst. Du denkst interessant und bringst Fakten, Zitate die mich manchmal staunen lassen und oftmals auch an mein "intellektuelles Fassungsvermögen" bringen. Ist wie hochprozentiges - kannst du nicht immer und viel .
Deshalb schätze ich dich, dass, wie du schon sagst von dem unwahrscheinlichsten ausgehst. Es sind wichtige Gedanken und erinnert mich an "Wehret den Anfängen". Jedoch sehe ich trotz der gesellschaftlichen Umbrüche und leider auch (in meiner Heimat ist AfD die zweitstärkste Kraft) politischen extreme Ausrichtungen den Zusammenhang nicht direkt, dass der Asatruglaube Einfluss hat.

Vielmehr gibt es andere absolute mächtige Meinungsmacher:
“ Gott sagte mir ich solle Al-Kaida schlagen, und ich schlug sie. Und dann wies er mich an Saddam zu bombardieren, was ich tat. Und nun bin ich fest entschlossen, das Problem im Nahen Osten zu lösen. Wenn Sie mir helfen, werde ich handeln, und wenn nicht, werde ich mich auf die kommenden Wahlen konzentrieren müssen.“ Bush am 6. Oktober 2005 auf BBC

Aktuelle Meinungsmacher gibt es auch, er fiel mir nur gerade ein.

Dies soll lediglich ein Beispiel dazu sein, wie Absolut verbohrt menschliches Denken sein kann und bringt ein wenig vom eigentlichen Thema ab.
Wir sind uns, denke ich darüber einig, dass die Vielfalt zum einen in der Götter- und in der Gedankenwelt einen wichtigen Bestand hat. Nur so kann es gute Diskussionen oder Austausch im wahrsten Sinne des Wortes geben. Die Vielfältigkeit nebeneinander zu sehen fordert mich auch oft heraus.


Zitat
Es gibt nun einmal Gedankengänge, die von zweifelsohne völlig harmlosen und friedlichen Leuten aufgrund ihrer privaten Lebenserfahrung erstellt werden, welche philosophisch in letzter Konsequenz sehr gefährlich werden könnten.


Könnten... dies ist wohl so, wie wenn ein Kind mit dem Feuer spielt, aber es sind die Erfahrungswerte.
Die Zugehörigkeit und Anerkennung ist hierbei ein tragender Faktor. Denn wenn die Resonanz passt rufen dann Leute, wie du ausführst: "Hurra".
Hier kann ein gemeinsamer Austausch, und dazu zähle ich diese Diskussion, Unterstützen.

Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen: Da ich, wie erwähnt, weniger aus Büchern nehme, bin ich heute für ein kleines Ritual raus gegangen. Quasi mit Halbwissen: ich wusste nicht wie und was, dass was ich mitnahm ordnete ich mir situativ in mein Ritual. Es ist nicht fundiert, lediglich situativ und ich habe gegeben, sowie Ansätze aus dem Buch "Das heilige Fest" entnommen und umgesetzt.
Im Nachhinein war es gut: ich habe der Frühlingsgöttin und anderen gedacht, gebeten und doch zufrieden zurück gegangen. Weiss nun, dass ich es besser hätte ordnen können und hier liegt die Erkenntnis für mich: "Besser ordnen". Dies ist ein aber auch Teil meines persönlichen, alltäglichen Weges und bedarf anderer Entscheidungen meinerseits.
Ich will damit sagen, dass es auf die Person ankommt, die Dinge reflektiert oder eher unreflektiert annimmt. Leider gibt es solche die z.Bsp Blavasky Ideologien übernehmen...

Bin schon wieder abgekommen

Der durch Marktos eingebrachte Ansatz vom Sillmarillion ist für meine Vorstellung deckungsgleich und zeigt den Wandel, Kampf und Willen, den die "Götter und Wesen" dort (er)leben. Hier ist es eine Geschichte, die würde sie zur Religion werden ebenso im Fundamentalen heisse Köpfe machen. Wenngleich es sicher auch dort heftige Diskussionen unter Tolkien-Fans gibt...

Zitat
Als überzeugter Förderer der Religio Perennis und Theist, der alle Religionen zu einem friedlichen Zusammenleben aufgrund ihrer inneren Gemeinsamkeiten zusammenführen möchte, will ich nicht noch mehr Zwist und Abspaltungen in die Welt tragen!


Da stimme ich dir zu und hoffe dass Toleranz und Achtung voreinander gelebt und gezeigt wird.
Ich denke wir machen dies mit dieser offenen Diskussion und danke der Gruppe, die diesen Boden gibt!

Dass Mars seine Willenskraft stärker bringt, macht sicher die Zeiten interessanter und ich bitte dass sie zielführend für ein offeneres, friedlebendes Miteinander wirken.


Als denn, schöne Zeit und bis zum Stamm

Die Götter mit dir, und..
mit euch


Fange nie an aufzuhören, höre nie auf anzufangen.

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RE: Artikel "Was ist Heidentum?" beim Eldaring

#12 von Kolag_Hraban , 21.03.2016 21:37

Hallo Eberhard,

den Ärger darüber, dass andere einem Erklären was Heidentum ist, und man gerade aus Ihrer Definition fällt kann ich gut verstehen !

Damit stehst du aber nicht alleine. Ich kann mich an einige Situationen erinnern, bei denen es mir vergleichbar ging.
Leider sind wir Heiden eben nicht unbedingt tolereanter, als die Anhänger anderer Glauben.

Einmal ist mir der Kragen geplatzt, als ein Grüppchen Asatru auf Facebook die immer wieder aufkommende Theorie vertrat: Es sei für einen Heiden nicht wichtig an wen man glaubt, sondern nur wem man opfert.
Dieser Aussage kann ich zwar gar nicht folgen, aber noch tolerieren.
Als dann aber das Gespräch weiter ging indem behauptet wurde Asatru sei daher kein Glaube, und alle die das als Glaube empfinden, seien gar keine Heiden - da sie ihre christliche, anerzogene Art zu Glauben auf das Heidentum projizieren, rollten sich meine Fussnägel auf.
Als die Diskussion darüber weiterging, wie nun Glaube neu definiert sein müsse, und das die Definition transportieret werden müsse, um dies allen klar zu machen, konnte ich mich nicht mehr raus halten.

Auch gegenüber schamanischen Praktiken gibt bei manchen nur ein sehr schmales Toleranzlevel. das wird dann schnell als Esogehabe abgetan.

Nun ich frage mich dann immer wie weit es mit Toleranz her ist, mit der wir uns Heiden ja immer so rühmen.

Ich bemühe mich, die persönliche Glaubenserfahrung eines jeden in der Gruppe zu respektieren, auch wenn sie nicht meine ist, und unsere Asatru Gruppe möchte ich in diesem Zusammenhang einmal ausdrücklich loben !

Langer Rede kurzer Sinn - Unsere Vielfalt ist unsere Stärke !
In diesem Sinn gibt es an deinem Weg rein gar nichts zu ändern, Eberhard


Grüsse Kolag Hraban



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RE: Artikel "Was ist Heidentum?" beim Eldaring

#13 von Kolag_Hraban , 21.03.2016 21:45

Zitat von Martkos
Hallo Zusammen

Jenseits jeglichen Definitionen und Bezeichnungen tauchte bei mir nun folgende Frage auf:

könnte denn nicht z.B. der Brunnen Mimirs ein Hinweis auf "höheres", transzendales Wissen sein, dass Odin erlangt hat, in dem er sich mit dem Kosmos und dem "grossen Ganzen" verbunden hat?
Oder das Hängen am Weltenbaum, das Erlangen der Runen? Entstammen die Runen nicht ebenfalls einem ewigen, übergreifenden Urwissen des Kosmos?




Das verstehe ich genau so


Grüsse Kolag Hraban



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