Da ich die Götter nicht als von mir getrennt sehe, stellt sich mir die Frage, was erwarte ich von mir? Letztendlich nehme ich alles, innen wie aussen immer in meinem Geist wahr. Dazu gehören selbstverständlich auch die Götter. Deshalb geht es für mich um eine geistige/spirituelle Entwicklung.
Die überlieferten Geschichten unserer Götter sind da ein guter Hinweis. Nehmen wir zum Beispiel Odin. Er strebt so sehr nach Weisheit, dass er ein Auge opfert und sogar sich selbst am Baume. Nun ist er ja nicht am Baum gestorben sondern hat Weisheit erlangt. Dennoch hat es nach meinem Verständnis einen Tod gegeben. Der Tod des Egos. Um wahre Weisheit erlangen zu können, sprechen viele Religionen vom sogenannten spirituellen Tod. Es wird dabei das Ego mit all seinen Konzepten (Sozialisation, Erfahrungen, Anhaftungen etc.) überwunden und damit wird der Blick für die "Wahrheit" erst klar. Ansonsten nehmen wir in der Regel alles durch die Brille unserer erlernten Konzepte wahr.
Das Opfer des Auges verstehe ich als klaren Hinweis, dass es sich beim wirklichen "Sehen" nicht ausschliesslich um optisches Sehen handelt.
Für mich persönlich stellt Odin als einäugiger Gott das dritte Auge dar. Das heisst, wenn ich mich mit Odin verbinde, verfüge ich über ein "drittes Auge".
Seine beiden Raben Hugin und Munin stehen für Gedanke und Erinnerung. Sie sind somit Teil der Weisheit. Denn lernen tun wir natürlich auch aus Vergangenem und es macht auch Sinn, seine Gedanken zu erkennen um eine geistige Entwicklung vollziehen zu können. Denn allzu oft manifestieren sich Gedanken auch in Handlungen (Rede, Taten etc.), welche nicht immer zu unserem oder anderem Vorteil gereichen. Interessant ist für mich in diesem Zusammenhang, dass ihm Gedanke und Erinnerung zugetragen werden. Das bedeutet für mich, dass Odin achtsam auf Gedanken und Erinnerungen "hört" und dementsprechend handelt. Das wäre für uns Menschen mehr als wünschenswert!
Je nach aktuellem Stand (emotional,spirituell) habe ich mal mehr mal weniger Verbindung zu diesen oder jenen Göttern/Göttinnen. Seit einiger Zeit ist es für mich Freya, da ich das weibliche Prinzip in unserer Gesellschaft schmerzlich vermisse und für mich diesbezüglich ein grosses Ungleichgewicht herrscht.
Letztendlich geht es also für mich darum, mich selbst weiter zu entwickeln um damit auch im Aussen positiv wirken zu können. Die Götter erlebe ich dabei als wichtige Stütze.