RE: Der Solothurner Megalithweg

#1 von Martkos , 03.11.2015 18:49

Hallo Zusammen

vor ein Paar Wochen war ich mit meiner Freundin auf dem Megalithweg in Solothurn. Das war echt eine faszinierende Rundwanderung. Ich dachte, das könnte Euch interessieren, vielleicht kennen ihn ja einige bereits.

Angefangen beim Schloss Waldegg, einem Landsitz der Schultheissenfamilie Besenval (1690 fertiggestellt - mit herrlicher Gartenanlage), machten wir uns auf den etwa vierstündigen Pfad: er führt an 13 Stationen vorbei. Darunter sind Schalensteine, gigantische Findlinge - teils sogar nach astronomischer Ausrichtung - also von Menschenhand platziert.

Sehr interessant ist der "Gnappstein", welcher zu der Kategorie der Waag- oder Wackelsteine gehören könnte. Er gleicht einem Orakel- oder Kulttisch, dessen riesige "Tischplatte" relativ einfach bewegt werden konnte.



Aber am meisten erstaunte mich der Froschstein. Möglicherweise wurde beim "Gesicht" hier etwas nachgeholfen, sicherlich durch unserer Ahnen Hände geschaffen wurde jedoch die Öffnung am hinteren Teil, welche als "Gebäröffnung" interpretiert werden kann. Der Frosch stand für das Leben und galt als Gehilfe der Erdmutter.



Der sogenannte "Rütschelistein" passt auch in dieses mütterliche Schema: Frauen rutschten auf diesem herab, um die Kraft der Erdmutter zu erhalten und zu empfangen.



Am Ende des Weges erwartete uns dann die Verenaschlucht. Dort wurde ein heidnischer Kultort in einer Höhle von den Christen kurzerhand zugemauert. Davor pflanzte man eine Kapelle.
Der Umfang und der genaue Zweck dieses Kultplatzes ist leider nicht bekannt - laut meinem Wissensstand wurde die Höhle nie genauer zur Untersuchung freigegeben. Leider!
Jedoch liegt es ja nahezu auf der Hand, dass hier eine mütterliche Gottheit verehrt wurde. Der Frosch steht für die Erdenmutter, ebenfalls weist der Rütschelistein darauf hin.
Das interessante an der Geschichte ist, dass selbst die Christen diesen Kult der Empfängnis weiterführten: in der Schlucht gibt es noch heute das "Chindliloch". Wenn eine Frau in diese Nische ihre Hand hält, wird sie schwanger. (Was zum Beispiel, nach jahrelangen Versuchen, bei der Frau von Wolf-Dieter Storl so war)
Die heilige Verena hat auch etwas mütterliches, als Schutzpatronin der Haushälterinnen.



Der ganze Weg war echt beeindruckend und mich lässt der Gedanke nicht los, dass dort am uralten Aare-Übergang vielleicht ein heidnischer Kultort war, der heute in seiner Bedeutung masslos unterschätzt wird - die kath. Kirche hat natürlich hier auch ihren Beitrag dazu geleistet.

Vielleicht habt Ihr ja mal Lust auf einen Ausflug dorthin: es würde sich wirklich lohnen.

http://www.steinmuseum.ch/media/document...g_Leporello.pdf
http://www.schweizerfamilie.ch/unterwegs...er-eiszeit.html


Herzlicher Gruss
Marco

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Martkos
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RE: Der Solothurner Megalithweg

#2 von Kolag_Hraban , 04.11.2015 13:33

Sehr schöner Bericht - vielen Dank !


Grüsse Kolag Hraban



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