RE: Meine Lieblingsgeschichte in "Am Anfang war die Kuh"

#1 von Kolag_Hraban , 23.10.2015 00:28

"Ihr alle habt die Schränke voller Bücher, die euch erklären, was alles verloren ist und wie man es wiedergewinnt. Sie enträtseln euch die Geheimnisse der Überlieferung, bis ihr Geheimnis und Rätsel vergessen habt und euch nur noch an Lösungen, Deutungen und Abstraktionen erinnert. Ihr macht euch den Kopf voller Spekulationen, wer Odin ist oder Thor, was ihre Taten bedeuten und wie ihr sie zu verstehen habt, und geht hierhin und dorthin, so fremd diese Wege auch sein mögen, um euch Erklärungen zu besorgen, nach Mustern zu suchen, die ihr schon kennt, einen Raster und eine Formel zu finden, mit der ihr die Götter berechnen und definieren könnt. Unermüdlich sucht ihr nach verborgener Wahrheit und Weisheit, die es zu entschlüsseln gilt, doch ihr findet sie nimmermehr.
Was wirklich verborgen ist, wussten auch die Ahnen nicht und wollten es auch gar nicht wissen: Hel, die Verhohlene, gibt ihr Geheimnis nicht preis, und die Nornen werfen ihre Lose im Stillen. Auch das Wesen der Götter hat Geheimnisse, die niemand kennen kann, aber was sie darüber wussten, das haben euch die alten Seher und Dichter gesagt, und sie haben es so gesagt, dass es jeder verstehen kann, so wie sie es selbst erfuhren und jeder es erfahren kann. Sie haben euch die Geschichten erzählt, in denen ihr die Götter seht, wie sie lieben und hassen, sich mühen und kämpfen, die Welt und die Menschen erschaffen, beseelen und lenken, wie sie leben und wirken, sich in ihren Taten bestimmen und ihr Schicksal meistern. Ihr könnt aus dem Handeln der Götter viel mehr lernen, als ihr euch träumen lässt. Und nur so werdet ihr sie verstehen. Hört ihren Geschichten zu, und sie kehren lebendig in ewiger Gegenwart wieder. Zerpflückt ihr sie in Gedanken und Thesen, Prinzipien und toten Lehren, so seht ihr sie nimmermehr."
Zitat von Munin in der Geschichte "Der Rabe" in "Am Anfang war die Kuh" von Fritz Steinbock


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RE: Meine Lieblingsgeschichte in "Am Anfang war die Kuh"

#2 von Martkos , 04.11.2015 23:25

Eine wirklich schöne Geschichte die zeigt, dass man mit dem Herzen viel mehr erfahren kann, als mit dem Verstand!

Der Buchname liess mich gleich aufhorchen - ich wusste ehrlicherweise garnicht, dass die Germanen ebenfalls das Bild der Urkuh kannten, so wie die Inder. Dieses Buch werde ich mir bestellen


Herzlicher Gruss
Marco

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RE: Meine Lieblingsgeschichte in "Am Anfang war die Kuh"

#3 von Kolag_Hraban , 04.11.2015 23:44

in den Mythen spielt die Kuh Audhumbla eine wichtige Rolle.

"Demnach gab es in Niflheim die Quelle Hvergelmir, aus der elf Ströme flossen. Je weiter sie sich von der Quelle entfernten, umso kälter wurden sie, und ihre Wasser formten sich schließlich zu Reif und Eis, die die Nordhälfte des Grabens Ginnungagap füllten. Durch warme Luft und Funken aus der südlichen Feuerwelt Muspellsheim schmolz das Eis im Graben und „es erhielten die Tropfen Leben“. So entstand durch das Wirken von Hitze und Kälte das erste Wesen, der Riese (Jötun) Ymir, von dem das Geschlecht der Hrimthursen ausging. Ýmir nährte sich von der Milch der Kuh Auðhumbla. Als die Kuh an den salzigen, bereiften Steinen leckte, kamen am Abend des ersten Tags Menschenhaare hervor, am anderen Tag eines Mannes Haupt und am dritten Tag war es ein ganzer Mann, der Búri hieß und groß und stark und schön von Angesicht war. Dessen Sohn Burr bekam von Bestla, der Tochter des Riesen Bölthorn, drei Söhne: die Götter Odin, Vili und Vé."

Was das Buch am Anfang war die Kuh angeht, so bietet dieses Werk keine besondere Aufschlüsse zur Urkuh.
Es ist eine Werk das unterschiedliche Kurzgeschichten erhält. Alle sind kurzweilig und mit viel Humor geschrieben, die aber eine Botschaft vermitteln wollen.
Die Kuh spielt lediglich in der ersten Geschichte eine Rolle.

Lesenswert ist es aberauf jeden Fall.


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RE: Meine Lieblingsgeschichte in "Am Anfang war die Kuh"

#4 von Martkos , 05.11.2015 00:11

Besten Dank für Deine Aufklärung, werde mich mal genauer zu Audhumbla einlesen - das Buch habe ich mir aber trotzdem bestellt, klingt spannend!


Herzlicher Gruss
Marco

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