Nun ja, so ein lebhaftes Gespräch verlangt einem zum Teil schon recht viel ab, dafür macht es aber Spass. Du musst, meiner Meinung nach, aber nicht zwingend sofort antworten: unsere Postings können auch ein wenig auf Antworten warten, wenn du eine Pause brauchst. Falls wir es hier nicht schaffen würde ich gerne bei Gelegenheit mit dir in aller Ruhe versuchen unser semantisches Problem aufzuheben, denn ich bin auch zu dem Schluss gekommen, dass wir vieles doch ähnlich sehen.
Zitat von Bruder Eberhard
Ich beziehe bei meinen Ausführungen fast keine persönlichen Ausführungen mit ein, sondern übe mich von Kindheit an einfach darin, so radikale philosophische Gedanken wie nur möglich aufzuwerfen und kompromisslos zu Ende zu denken. Und überdies lese ich halt gerne so radikale Philosophiebücher wie nur möglich...
Ich kann es gut nachvollziehen, dass es Spass macht radikale Gedanken zu Ende zu denken, doch persönliche Erfahrungen sind mir dabei unerlässlich. Du hast sicher deine eigene Gründe warum du sie nicht mit einbeziehst, daran zweifele ich nicht. Für mich aber liegt das Ziel des Ganzen darin, sich der Wahrheit zu nähern. Sonst wird das Ganze zu einem reinen Gedankenspiel reduziert. Man selber ist genauso in der Lage die Wahrheit zu erfahren wie die Menschen es waren, die du zitierst oder wie jene Menschen es waren, welche sie zitiert haben.
Zitat von Bruder Eberhard
Zur jüdischen Religion kennst Du Dich zweifelsohne tausendmal besser aus als meine Wenigkeit. Ich kenne u.a. lediglich folgende rabbinische Überlegung, dass es auffallend ist, dass die Thora, also das Alte Testament, am Anfang des ersten Buches Genesis mit dem ersten Vers beginnt: "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde", auf Hebräisch: "Bereschit bara elohim et ha schamajim we et ha eretz." Laut den Rabbis ist es kein Zufall, dass die ersten beiden Wörter von Genesis 1,1 mit dem Buchstaben B beginnen, die im hebräischen Alphabet den Zahlwert 2 haben. Am Anfang der Bibel steht auf Hebräisch zweimal die Zwei! Damit würde einerseits auf die versteckte zwiefache Lesart der ganzen Thora hingewiesen werden, und darüber hinaus auf die zwiefache Art der Zweiheit. Demzufolge sei vieles, was im Alten Testament über Gott geschrieben steht, völlig anders zu verstehen...
Es gibt zu dem hier einen sehr verbreiteten, passenden Spruch: „Zwei Juden, drei Meinungen.“ In der jüdischen Kultur argumentiert man gerne und zitiert oft mehrere, widersprüchliche Interpretationen zum gleichen Thema und bei Überlegungen bzgl. Religion ist das auch nicht anders. Schon der Talmud umfasst mehrere, grosse Bänder und das war erst der Anfang. Ich kenne diese Theorie. Ich kenne auch andere. Meine Lieblingstheorie ist rein zufällig eine andere: dass die Thora mit der zweiten Buchstabe des Alephbets beginnt, weil es „Gott“ zuerst gab und dann erst die Schöpfung, in Wichtigkeit und in „zeitlicher“ Reihenfolge. Aleph, der erste Buchstabe, ist einer von jenen, die man einsetzt um zu zeigen, dass dort ein Vokal ist, doch die Vokale im Hebräischen bestehen aus Punkten und Strichen, welche man den Buchstaben dazugibt. Folglich ist der einzige, eigene Ton eines Alephs ein Atemzug. Den nimmt man zwingend bevor man diesen Satz liest, vorliest, singt oder sonst etwas damit macht. Das gilt dann als Erinnerung sowohl daran, dass „Gott“ uns Leben eingehaucht hat, als auch daran, dass „Gott“ schon vor der Schöpfung existiert hat.
Zitat von Bruder Eberhard
Das mit dem Opfern sehe ich anders, weswegen das Opfern für mich noch nie eine relevante Rolle gespielt hat. Und obwohl ich eine Art von "Prasad" als Opfer praktiziere, was ich aus dem Hinduismus geklaut habe, hat das eher eine eine ziemlich untergeordnete Bedeutung für mich.
Egal wie man selber das Opfern versteht, die meisten Menschen sehen darin einen Austausch. Folglich gilt mein Argument dennoch. Wie in vielen anderen Hinsichten ist die Realität nicht so simplistisch wie das Modell, dennoch war diese Ansicht auch in alten Zeiten stark verbreitet. In der Mythologie der Maya ist es sogar deutlich hervorgehoben: der Hauptgrund, warum die dortigen Götter mehrere Versuche brauchten um die Menschen richtig hinzukriegen war es, dass die anderen Versionen entweder nicht opfern konnten oder sich geweigert haben. Die Menschen haben die Mythologie möglicherweise so geschrieben, weil sie glauben wollten, dass sie etwas hatten was die Götter brauchten und daher weniger das Gefühl hatten einem willkürlichen Universum ausgesetzt zu sein, da sie damit etwas in der Hand hatten um die Götter umzustimmen. Tatsächlich sind viele Götter eher bereit einem zu helfen, wenn man eine Gegenleistung erbringt: ob sie sehen wollen ob man es wirklich ernst genug meint, dass es ihrer Zeit wert ist, oder dadurch die Energie zurückgewinnen, die für den Kraftaufwand nötig war, hängt von der einzelnen Gottheit und / oder der Situation ab. Andere verlangen, dass man zuerst die Mühe macht sich um seinen eigenen Kram zu kümmern und schreiten nur ein, wenn man es selber auch macht. Sie nehmen sich zwar Zeit für uns, haben aber dennoch auch anderes zu erledigen. Es gibt aber auch Fälle, in denen sie andere Regeln gelten lassen. Andererseits hat mir der allerhöchste „Gott“ fast nie ein Opfer abverlangt. Ich vermute auf der Ebene gelten andere Regeln.
Zitat von Bruder Eberhard
Ich finde es jetzt grad auf Anhieb leider nicht mehr in Deinem Text, aber irgendwo deutest Du mit komplett anderen Worten an, was ich mit dem wirklich wichtigen Unterschied zwischen Polarität und Dualität gemeint habe.
Meinst du diesen Teil? Ich bin sehr neugierig:
Zitat von Kerry
Ich vermute es liegt hierbei auch ein Unterschied in der Definition vor: ich verstehe „Ordnung“ und „Chaos“ als zwei Anteile in der „kosmischen Ordnung“. Ohne diese Art von Chaos, der ein Teil der kosmischen Ordnung bildet, wäre das Ganze wirklich starr und nichts und niemand könnte sich darin bis an sein volles Potential weiterentwickeln. Jedoch gibt es auch eine andere Art von Chaos, nämlich jene, welche die kosmische Ordnung gefährdet.
Zitat von Bruder Eberhard
Doch wieder lässt Du meine Frage unbeantwortet, was denn nun mit Krankheiten, Seuchen, Lungenentzündungen, Beulenpestilenz, HI-Virus, krimineller Verlogenheit, bitterer Armut, Hunger, qualvollen Schmerzen, Mangel, Obdachlosigkeit, vergiftetes Essen oder Auschwitz ist? Und ob diese Dinge ebenfalls für die Entstehung von Leben notwendig seien? Die logische Antwort kann nur lauten: NEIN, natürlich nicht! Und zwar, weil es sich hierbei nicht um Polaritäten, sondern um sogenannte Dualitäten handelt, die stets ein krankhaftes Zuviel oder ein Zuwenig bedeuten, bzw. Dinge, die wirklich kein Schwein im Leben braucht und die man deswegen auch niemandem wünschen sollte.
Solche Dinge sind zwar nicht notwendig damit das Leben entstehen kann, doch sie entstehen fast zwangsläufig aus dem Überlebenskampf verschiedener Wesen auf den unteren Seinsebenen. Auch wenn es auf der allerhöchsten göttlichen Ebene solche Sachen nicht gibt, auf den unteren Ebenen gibt es sie, denn es gelten andere Regeln, auch wenn sich die Ebenen gegenseitig beeinflussen lassen. Da lebensnotwendige Sachen wie Anbaufläche, Wasser und Lebensraum Grenzen haben, welche der Fortpflanzung der Menschen nicht auferlegt sind, kommt es zu Mangelzuständen und viel Leid: das hat aber mit den kollektiven Entscheidungen der Menschheit zu tun und reichlich wenig mit „Gott“ oder „den Göttern“. Daher sehe ich beim besten Willen nicht ein, wieso man dafür eine kosmische Erklärung braucht. Unter etwas, was „wirklich kein Schwein im Leben braucht“ stelle ich mir etwas anderes vor als die natürliche Konsequenzen von Entscheidungen. Natürlich ist es kein perfektes System: schliesslich werden einzelne Personen von negativen Konsequenzen betroffen, die auf die Entscheidungen ganzer Menschenmengen oder sogar ihre Vorfahren zurückzuführen sind. Jede Handlung trägt nun einmal Konsequenzen. Ob man diese als „gut“ oder „schlecht“ definiert ist dafür reines Gedankenspiel. Diese Konsequenzen braucht man tatsächlich um zu merken mit welchem Scheiss man endlich aufhören sollte.
Wir sind aber nicht die einzigen Lebewesen, denen diese Grenzen auferlegt sind: Krankheitserreger versuchen auch nur ihr eigenes Leben zu führen. Dass einzelne Personen dafür leiden müssen ist weniger ein Akt der Götter als ein einfacher Überlebenskampf, die sich aus den Realitäten der materiellen Ebene natürlich ergibt. Da sie vor allem an die unteren Ebenen gebunden sind ist es auch sonnenklar, dass man für sie keine Ursachen auf den höheren Ebenen findet und dass sie daher nicht als (um deine Bezeichnung auszuleihen) Polaritäten zu verstehen sind. Wenn man das Fehlen solcher Zustände als etwas absolutes interpretiert, weil es sowohl auf den höheren Seinsebenen als auch auf den unteren für Einzelpersonen Zeiten ohne sie gibt ist dann reines Gedankenspiel. Kollektiv gesehen wird es solche Sachen aber immer auf der materiellen Ebene geben, solange es nicht genug Ressourcen hat für alles was lebt. Daher finde ich solche Überlegungen für meine Zwecke nutzlos.
Jedoch, obwohl es diese Zustände nur auf den unteren Ebenen gibt, haben wir Bezug auch zu höheren Ebenen und können ihnen dadurch entgegen wirken. Daher kann ich dir leider nicht gänzlich recht geben wenn du sagst: „Man kann sich winden wie man will, aber Krankheiten und Schmerzen sind nun einmal für jeden Menschen SCHLECHT und komplett überflüssig.“ Klar: in einer idealen Welt oder auf den höheren Seinsebenen wären sie überflüssig, doch befinden wir uns dennoch auf der materiellen Ebene und hier dienen sie tatsächlich oft als Feedback-Mechanismus um eine Person zu warnen mit etwas (ein Verhaltensmuster, eine Denkweise, u. Ä.) aufzuhören bevor es sie noch in den Tod führt. Daher wären sie nur dann überflüssig, wenn wir unseren Körpern keinen unbewusstein Leid zuführen würden, was kaum ein Mensch im echten Leben schafft. In TCM vertritt man die Ansicht, dass die Menschen sich, was ihren Körper anbelangt, meistens ihren eigenen Leid erschaffen, was herzlich wenig mit den Göttern zu tun hat. Ihr einziges Einschreiten wäre es dann höchstens ihnen Helfer zu verschaffen oder möglicherweise zu versuchen dieses zu verhindern.
Es ist nicht bewiesen ob das für alle Krankheiten, Schmerzen und Unfällen gilt, jedoch gibt es bei vielen davon, in der Praxis, tatsächlich spezifische Menschentypen, die eher davon befallen sind als andere. Während meiner Ausbildung habe ich von vielen Therapeuten immer wieder Beispiele aus der Praxis gehört, welche diese These stark bestätigen und die Menschen, die ich gekannt habe, welche von den beschriebenen Leiden befallen waren, passen auch in das gleiche Muster. Um es klar auszudrücken, ich rede hier nicht von „Schuld“, „gut“ oder „böse“, sondern lediglich über so etwas wie die „natürliche Gesetze“ der Magie und der Anziehungskraft. Sie sind genauso objektiv wie die Schwerkraft. Man kann sie auch mit dem Wetter vergleichen, welche uns oft nur deswegen unvorhersehbar erscheint, weil wir Luftdruckunterschiede kaum wahrnehmen. Ob eine Wetterfront sich in eine gewisse Richtung bewegt, wegen der Erdrotation, können wir nicht kontrollieren, genau wie wir eine Seuche nicht daran hindern können uns nahe zu kommen (obwohl bei einer Seuche unzählige Entscheidungen anderer (Menschen, Tiere, Erreger, u. Ä) dazu geführt haben, dass es überhaupt existiert). Dennoch reagiert die Wetterfront auch auf unterschiedliche Luftdruckgebiete: daher sind einige Regionen trotzdem mehr befallen als andere. Beim menschlichen Körper wäre eine wissenschaftliche Erklärung der Gründe genauso kompliziert wie bei der Entstehung von Lufthoch- und -tiefdruckgebieten, dennoch kann der Erreger besser eindringen wenn die verschiedene Faktoren dazu geführt haben, dass das Immunsystem geschwächt ist, was hierbei mit einem Tiefdruckgebiet vergleichbar ist. Manche Faktoren sind rein materiell, andere widerum nicht, was es der Schulmedizin noch mehr erschwert vieles zu erklären.
In der TCM wissen wir aber, dass der feinstoffliche Energiekörper den rein materiellen Körper beeinflusst. Dieser wird widerum von anderen Faktoren wie Emotionen, festgefahrenen Gedanken und karmischen Lektionen beeinflusst. Wenn bei diesen Beeinflussungen Krankheiten herbeigeführt werden (bei Krankheiten ohne Erreger) oder der Körper dadurch auf bestimmten Art und Weisen (es wäre zu kompliziert hier alles detailliert zu erklären) geschwächt wird, sodass bestimmte Arten von Erregern eine bessere Chance haben um Fuss zu fassen (wobei diese Arten von Erregern dann sich dafür während dieser Phase auch in der Nähe befinden müssen), so ist der Mensch für dieses bestimmte Leid wenigstens zum Teil selber verantwortlich. Da kein Mensch perfekte Kontrolle über sein Leben hat trägt sein Umfeld auch oft ein Teil der Verantwortung, doch er trägt selber die Verantwortung dafür, wie er darauf reagiert hat. Viele Menschen können mit dieser Ausführung nichts anfangen, oftmals gerade weil sie von Gedanken wie „gut“ und „böse“ geprägt sind, doch ich und viele anderen finden diese Einsicht befreiend. Wenn man ein Teil der Verantwortung selber trägt, so hat man ein Schema durch welches man auch lernen kann diese Leiden zu verhindern. Wenn man die Leiden bereits hat kann es aber unter Umständen zu spät sein um sie auf der langsamen, feinstofflichen Art und Weise zu bekämpfen. Wenn man, z. B. bereits Krebs hat und dieser wirklich auf Grund von feinstöfflichen Veränderungen entstanden ist (es könnte ja auch ganz natürlich kommen, denn die vorausgehende Immunschwäche ist bei hohem Alter ganz normal), so muss man zu drastischen Mitteln greifen und, wenn möglich, gleichzeitig an den Ursachen arbeiten.
Bei meiner ausführlichen Erklärung über Magie habe ich schon besprochen wie unsere Gedankengänge und auch unüberlegte Wünsche zum Teil, je länger wir sie festhalten, starke Auswirkungen auf unseren körperlichen Zustand aufweisen können. Um es kurz zu fassen, unsere Schwingungen auf den anderen Seinsbenen (Emotional, Mental, usw.) können uns für bestimmte Krankheiten anfälliger machen oder zu systemischen Problemen, wie z. B. sonst unerklärlichen Bluthochdruck, führen, mit allen bekannten Folgen, die sich über die Jahre daraus ergeben können. Da die meisten Menschen sich dieser Kräfte die Realität zu verändern völlig unbewusst sind muss es aber keinem wundern, wenn sie den Zusammenhang nicht erkennen. Wenn jemand sich dringend Ferien gewünscht hat und dabei einen Unfall anzieht, durch die er sie mit einem Spitalaufenthalt bekommt, so findet er es vielleicht ironisch, wenn er sich überhaupt noch an den Wunsch erinnert. Seinen eigenen Anteil darin übersieht er aber in den allermeisten Fällen.
Wie man so schön sagt: „Alle Wege führen nach Rom“. Es gibt verschiedene Ursachen, die in einem komplexen System mit- bzw. gegeneinander agieren. Dennoch ergeben sich auch bei anderen Leiden typische Muster. Wenn jemand einen Schlaganfall hat, so hat er meistens über die letzten zwanzig Jahre Probleme mit Energiestau gehabt, dessen Ursachen meist emotional und / oder stressbezogen sind. Das hat auch zu früheren Symptomen geführt, welche aber in der heutigen Gesellschaft meistens ignoriert oder mit Medikamenten ausgeschaltet werden. Bei Krebs hingegen geht es oft um „ungelebtes Leben“ als Thema oder um sonstige Faktoren, die das Immunsystem schwächen, wie z. B. das hohe Alter oder Depressionen. In vielen Fällen zeigt sich diese Immunschwäche darin, dass die Betroffene kaum Symptome aufgewiesen und daher geglaubt haben jahrelang niemals krank geworden zu sein. In Kindern geht es oft um geerbte, ungeklärte Themen ihrer Eltern oder sonstigen Vorfahren. Ein Mann wurde, z. B., mit der Erinnerung geboren, wie sein Grossvater ertrunken war und es führte bei ihm zu verschiedenen Problemen. Erst als er die Erinnerung aufgedeckt und damit seinen Frieden geschlossen hatte verschwanden sie dann allmählich mit der Zeit. Der Energiekörper kann den materiellen Körper ja nicht von heute auf morgen völlig verändern: dafür ist Masse zu träge. Dennoch ist es für ihn auf stark bemerkbarer Weise nachher bergauf gegangen.
Auf negative Konsequenzen des eigenen Handelns oder aus dem Handeln anderer kann man noch so sehr „dankend verzichten“, doch ist man schlussendlich doch an Karma gebunden, ob es nun individuelle Karma, Familienkarma, Volkskarma, Landeskarma oder Weltkarma ist. Befindet man sich hier, so befindet man sich in einem Netz aus Beziehungen. Verlässt man diese Ebene nach dem Tod, so nimmt man oftmals nur die individuelle Karma mit sich. Dennoch gelten die anderen auch, solange man sich auf dieser Ebene befindet. Es muss einem nicht an den Kopf geworfen werden sich über die negativen Konsequenzen des eigenen Handelns sich zwangsläufig freuen zu müssen, wenn man den Kern darin erkennt und sich darüber freut endlich den Schlüssel zur eigenen Befreiung von diesem bestimmten Art von Leiden entdeckt zu haben. Man freut sich dann meistens nur über den Schlüssel zur Befreiung und nicht über die negativen Konsequenzen. Dennoch könnte man sich theoretisch auch an den negativen Konsequenzen erfreuen, da man erst durch diese den Schlüssel zur Befreiung entdeckt hat. Wenn man sie als „einfach schlecht“ und „komplett überflüssig“ betrachtet, so verwehrt man sich selbst die goldene Gelegenheit daraus zu lernen. Da man schon den Preis bezahlt hat oder am bezahlen ist wäre der Leid umsonst, wenn man nichts daraus lernt.
Im germanischen Heidentum gibt es auch Parallelen zu den Themen dieser letzten paar Paragraphen in Konzepten wie Urlag (ørlög), Wyrd und Hamingja. Auch der Önd ist mit dem Qi aus der TCM sehr gut vergleichbar und beide Begriffe haben einen Bezug zu Atem/Luft.
Zitat von Bruder Eberhard
Man kann Menschen auch mit Steinen, Bäumen oder mit Gebüschen vergleichen, nicht nur mit Tieren. Es ist bloss so, dass ich sämtliche paläontologischen, anthropologischen und archäologischen Befunde dahingehend deute, dass sämtliche Menschen durch Involution von höheren Lichtwesen, bzw. von Göttern oder Engeln abstammen, was ausnahmslos ALLE Menschen in ihrem innersten Seelenkern nach wie vor eigentlich noch immer wären. Daher ist es das legitime Recht aller Menschen, sich die absolute Glückseligkeit jenseits der räumlich-zeitlichen Relativität zurückzuwünschen.
Nun ja, jeder darf seine eigene Meinung haben. Meinerseits interpretiere ich die Befunde anders. Damit Leben entstehen kann müssen nach Daoistischer Philosophie ein Anteil vom Himmel und ein Anteil von der Erde zusammenkommen. Die Erde ist aber nicht als tote Materie zu verstehen: sie ist einfach der Gegenpol vom Himmel. Wie schon einmal angedeutet gibt es einen ungeheueren Kraftaufwand um nur ein wenig Materie herzustellen. Um diese in jener Form zu erhalten muss es auch „belebt“ sein, denn sonst würde es, z. B. nicht ein Kohlenstoffatom bleiben sondern sich langsam (da Materie träge ist) zwischen verschiedenen Formen mutieren. Folglich kann der Körper auch leben, ohne dass eine Seele in ihr steckt, doch ohne diesen Anteil vom Himmel kann sie sich nicht bewegen und liegt einfach da, wie ein Komapatient, und diese Starre macht es ihm unmöglich alleine z. B. Nahrung zu sich zu nehmen. Wenn diese belebte Materie mit einer Seele zusammenkommt, so entsteht ein eigenständiges Lebewesen, im Sinne wie wir es kennen. Die Daoistische Quellen unterscheiden hierbei die Körperseele (das kollektive Bewusstsein der belebten Materie selbst) und die Wanderseele, welche nach dem Tod weggehen kann. Im germanischen Heidentum kann man hierbei Vergleiche ziehen mit Hamr und Hugr. Da ich eher diese Ansicht vertrete, weil es sich in der medizinischen Praxis als sehr nützlich für Heilungszwecke bewährt hat, ist es für mich klar, dass deiner Interpretation jeder Bezug zum Erdanteil fehlt. Gewiss, wenn wir nur aus dem Himmelanteil bestehen würden, so wäre es der Ziel wieder dorthin zu gelangen. Da wir aber aus beiden bestehen müssen wir, solange wir hier sind, einen Gleichgewicht erstreben, sonst schaden wir damit unseren eigenen Körper.
Zitat von Bruder Eberhard
Wenn man das Konzept von Gimle mit dem Hinduismus vergleicht oder mit den hierarchischen Hypostasenstufen im heidnischen Neuplatonismus, dann ist Gimle wohl das Allermindeste, was man in der nordischen Überlieferung erwarten kann.
Hier komme ich einfach nicht draus für was du überhaupt argumentierst. Findest du der germanische Götterglauben würde es den Menschen schulden einen Ort wie Gimle zu haben? Habe ich das richtig verstanden? Da wir schon geklärt haben, dass die Mythologie mit der Wirklichkeit nicht völlig Deckungsgleich ist kann es doch eigentlich egal sein ob man damals an so einen Ort geglaubt hat: von dem her könnte etwas ähnliches trotzdem existiert haben.
Zitat von Bruder Eberhard
Gut und Böse sind letztlich eben keine subjektive Frage des persönlichen Blickwinkels. Es scheint äusserlich nur so zu sein. Es handelt sich hierbei um eine Illusion.
Nun ja... für mich gelten „gut“ und „böse“, nach wie vor, als rein subjektive Äusserungen. Was zur kosmischen Ordnung gehört finde ich hingegen geordnet. Auch bei der Besprechung des von Kolag_Hraban gebrachten Beispiels finde ich gar keine Erklärung wieso es sich hierbei um eine Illusion handelt. Ich empfinde, wie bereits erwähnt, dass vieles was passiert auf Grund von höheren Überlegungen geschieht, für die uns die nötigen Informationen fehlen würden. Das erklärt mir aber nicht wieso dann plötzlich doch „gut“ und „schlecht“ auf der individuellen Ebene zu finden sind, denn sonst wäre es nicht unbedingt „gut“ einen Job zu bekommen oder „schlecht“ eine Absage zu bekommen. Genau wie bei alles andere kommt es auf der Situation darauf an. Man müsse nur diese klassische Geschichte betrachten, die ich in gekürzter Form widergebe:
Ein Bauer hat nur ein einziges Pferd, der eines Tages wegläuft. Man sagt ihm: „Was für ein Pech!“ Er aber sagt: „Es ist was es ist.“
Der Pferd mit einem wunderschönen zweiten Pferd zurück. Man sagt ihm: „Was für ein Glück!“ Er aber sagt: „Es ist was es ist.“
Sein Sohn versucht das neue Pferd als Reittier zu trainieren, fällt aber dabei und bricht sich ein Bein. Man sagt zum Bauern: „Was für ein Pech!“ Er aber sagt: „Es ist was es ist.“
Ein Krieg fängt an und ein Gesandter des Königs kommt um alle junge Männer für den Krieg mitzunehmen. Der Sohn des Bauers lässt er aber zurück wegen sein gebrochenes Bein. Man sagt zum Bauern: „Was für ein Glück!“ Er aber sagt: „Es ist was es ist.“
Diese Geschichte kann man beliebig weiterführen, obwohl die klassische Version dort aufhört. Das erklärt vielleicht warum ich „gut“ und „schlecht“, bzw. „böse“ für unnütze Gedankenspiele halte, es sei denn man benutzt sie in rein subjektiver Weise.
Das Beispiel mit dem Spiegel verhelft mir auch nicht dazu im vorherigen Beispiel die sogenannte Täuschung zu erkennen. Schon als Kind habe ich erkannt, dass der Spiegel genau das zeigt was er selber sieht also habe ich mein Spiegelbild nie als eine Täuschung empfunden. Ich habe mich einfach in die Ansichtsweise des Spiegels hineinversetzt. Statt einer Erklärung hast du einfach mehrmals behauptet recht zu haben und mit einem, für mich, unerklärlichen Beispiel einer angeblichen jedoch unverwandten Täuschung davon abgelenkt. Ich vermute das war ein Versehen deinerseits und hoffe eine Erklärung zu bekommen, weil es mich wirklich wundert.
Zitat von Bruder Eberhard
Dass die alten heidnischen Germanen auch Krankheiten und Seuchen hätten verehren müssen, war nur ein konsequent fortgesponnenes Gedankenspiel von mir, welches zwangsläufig auf die Hypothese folgen muss, wonach Gut und Böse relativ seien, sich gegenseitig bedingen würden, eine Unterscheidung je nach persönlichem Blickwinkel subjektiv und deshalb unterschiedlich ausfallen oder gar nicht existieren würde.
Ich habe die Aussagen von Kolag_Hraban auch durchgelesen und komme auf keinen einzigen Punkt wo er behauptet hätte „gut“ und „böse“, so wie du sie definierst, seien relativ. Wenn ich es richtig verstanden habe, so hat er lediglich gesagt, dass die Götter für Ordnung stehen, obwohl sie nicht im absoluten Sinne „gut“ sind. Ich finde hiermit projizierst du nur selber etwas hinein, höre aber gerne zu, wenn du mir erklären kannst wieso du diesen für mich unerklärlichen Gedankensprung machst.
Zitat von Bruder Eberhard
Ich hingegen glaube, dass zur absoluten Realität einerseits die Nondualität (= Nichtzweiheit) gehört, Sanskrit: Advaita, aber andererseits zugleich auch die Individualität (= Unteilbarkeit), altgriechisch: atomos; entspricht im Hinduismus weitestgehend dem Atman.
Endlich kommen wir wieder auf etwas, was wir ähnlich sehen. ^^ Allerdings gehört diese „absolute Realität“ zur allerhöchsten Seinsebene und hat somit eine eher abgeschwächte Wirkung auf dieser, der materiellen Ebene. Man kann das Prinzip auch nutzen um auf dieser Ebene eine Wirkung zu erzielen. Jedoch gelten nicht nur dessen Regeln hier, sondern auch die Regeln der materiellen Ebene und, zum Teil, auch aller Ebenen, die sich dazwischen befinden.
Zitat von Bruder Eberhard
Durch den individuellen Blickwinkel lässt man sich dann auch nicht täuschen, dass einen Job zu erhalten generell für ALLE gut ist, eine Absage zu erhalten generell für ALLE schlecht.
Hast du nicht gerade mit dem hier das Gegenteil argumentiert? Bitte, erkläre es mir, sodass auch ich verstehe was du meinst.
Zitat von Bruder Eberhard
Und genauso ist es IMMER gut, wenn man einen Job erhält, aber immer schlecht, wenn man eine Absage erhält.
Zitat von Bruder Eberhard
Gesundheit; Reichtum; Überfülle; Überfluss, das Gefühl, allgemein von allen anderen Wesen anerkannt, bewundert und geliebt zu werden; Liebe an sich; Wonnegefühl; Harmonie und Glückseligkeit: lauter Dinge, die für ALLE Menschen objektiv GUT sind. Wenn dabei wirklich, wie so viele Menschen heutzutage behaupten, der persönliche Blickwinkel der Menschen sich voneinander unterscheiden würde, wo sind dann bitte diejenigen Menschen, die Armut, Krankheiten, Seuchen, Schmerzen, Mangel, Opfer zu sein und ähnliches allen Ernstes für sich persönlich "gut" finden? Ich bitte nach wie vor darum, mir solche Menschen vorzuweisen!
Schon wieder bringst du diese für mich völlig unlogische Äusserung. Nur anhand des Konstruktes, so wie du es aufgestellt hat, ergibt sich hier überhaupt ein Paradox. Wenn man alle Ereignisse im strengsten Sinne gleichgültig betrachten würde, also eine absolute Form dieser Ansicht, auf welche du ständig andeutest aber die keine von uns, meines Wissens, vertritt, so würde man überhaupt keine Opfer irgendjemandem darbringen, denn es wäre einem egal was kommt. Daher ist es meines Ansichtes völlig absurd uns diese Frage überhaupt zu stellen, geschweige denn uns ständig dazu aufzufordern eine Ansicht zu verteidigen, welche wir überhaupt nicht vertreten. Es mag durchaus sein, dass es Menschen gibt, die tatsächlich so eine Ansicht vertreten oder dass du es einst selber getan hast: ich weiss es nicht. Dennoch ergibt deine Schlussfolgerung für mich zu diesem Thema überhaupt keinen Sinn, weder aus unseren Argumenten, noch aus deinen. Ich sehe nur einen logischen Fehler am Werk, nämlich die Gleichsetzung völlig unterschiedlicher Dinge.
Zitat von Bruder Eberhard
Es gibt nämlich nichts "subjektiv" Gutes. Was scheinbar nur für Dich "subjektiv" vorteilhaft ist, ist insgeheim in Wahrheit durch höhere Teilhabe auch für alle anderen gut.
Meinst du damit, dass das was für die kosmische Ordnung gut ist folglich für alle gut ist? Dort kann ich dir nur RECHT geben. Auf dieser Ebene kommt jedoch nicht alles aus der kosmischen Ordnung: dafür gibt es hier zuviele Störfaktoren im Vergleich zu den höheren Ebenen. Wenn ich umformulieren darf erscheint aus dieser Aussage sogar einer der Glaubenssätze aus meiner Kindheit: „Was dem höchsten Gut des einen dient, dient dem höchsten Gut von allen.“ Dabei mache ich aber keine Gleichsetzung zwischen dem „höchsten Gut“ und dem „subjektiven Gut“: ich finde deine Listen von „guten“ Dingen nämlich stets subjektiv, denn was im „höchsten Gut“ eines Menschen steht kann auch etwas sein, was man als subjektiv schlecht empfinden würde, wie das genannte Beispiel mit dem Bauern ausführlich erklärt.
Da du schon Platon erwähnst, ich bevorzuge eher die Ansichten Aristoteles', der auch einer jener allergrössten Philosophen war. Er ist zum Schluss gekommen, dass Menschen auf vielen Arten versuchen Glückseligkeit zu finden, jedoch finden sie es selten auf Dauer. Um wirklich dauerhaft glücklich zu sein muss man tugendhaft und weise handeln und sich nützlich machen, vom Leben entgegen nehmen was es bringt und das Beste daraus machen. Ob unsere Götter in dieser Definition zu finden sind ist für mich aber völlig nebensächlich. Ich sehe sie nämlich eher an ihre Aufgaben gebunden als am Streben nach Glückseligkeit. Klar: im absoluten Sinne streben wir und sie alle nach Erleuchtung, auf unseren verschiedenen Wegen. Von dem her können wir genauso wenig von ihnen wie von uns selbst erwarten in dieser Hinsicht schon perfekt zu sein. Wenn man eine Arbeitstelle hat und Ferien nehmen will, so erwartet man vom Chef nicht, dass er sein Privatleben völlig im Griff hat, nur weil man ihn geschäftlich um etwas gebeten hat. Folglich, wieso müssten unsere Götter ihre Privatleben völlig im Griff haben, damit wir sie um etwas „berufliches“ bitten? Für mich ergibt das nach wie vor keinen Sinn.
Menschen sind in dieser Beschreibung auch nicht immer zu finden. Ich habe Boëthius, im Gegensatz zu dir, nicht gelesen. Dennoch sehe ich kriminelle Aktivitäten nicht zwingend als eine Schädigung der „höchsten Glückseligkeit“, denn das eine hat mit dem anderen nicht zwingend etwas zu tun. In Fällen, in denen es sich um ungerechte Gesetze handelt, kann es sich unter Umständen sogar als eine Tugend erweisen sich ihnen zu widersetzen. Somit kommen wir aber darauf zurück, dass ich alle Gesetze, die für den zwischenmenschlichen Umgang geschrieben worden sind, für Menschenwerk halte. Es gibt andere Gesetzmässigkeiten (wissenschaftliche, magische, Naturgesetze, unw.), welche nicht von Menschen geschrieben wurden, doch sie gehören für mich in eine völlig andere Kategorie, in der Konzepte wie „gut“ und „böse“ für mich keine Bedeutung haben.
Deine Art der Philosophie ist aufregend und ich vergleiche sie, wenn ich darf, mit einem Komputerprogramm. Auch dort muss man als Programmierer in der Lage sein so viele mögliche Kombinationen wie nur möglich aus zu probieren um Fehler auf zu decken. Dafür hat man dort etwas, was in der reinen Philosophie nicht vorhanden ist: das Programm muss am Ende fehlerfrei laufen können. Da dieser absolute Test fehlt kann man zwingend nur auf das Leben selbst zurückgreifen um dessen Wirklichkeit zu testen. Das ist auch einer der Grunde, warum ich meine persönliche Erfahrungen und die oben genannten aus der TCM-Praxis so gerne mit einbeziehe. Wenn sich mit deinem System genauso gut leben lässt wie mit meinem, dann muss weder ich noch du den anderen auffordern seinen Weg und seine Ansichten zu ändern. Dennoch bin ich nach wie vor nicht davon überzeugt, dass auf dieser Ebene nur die Regeln der absoluten Ebene gelten, auch wenn auf dieser Ebene dafür nicht alles auf schöne, mathematische Formeln hinausläuft.
Mir fällt eine Geschichte ein, bezüglich des Maya, die meine Mutter mir einst zitiert hat. Vielleicht kennst du ja die Quelle und kannst mich darauf hinweisen, denn es würde mich interessieren ihre Version mit der ursprünglichen zu vergleichen. Ein Heiliger im alten Indien geht herum und erzählt allen, dass diese Welt nur eine Täuschung ist. Irgendwann lässt ein Herrscher einen wütenden Elefanten auf ihn los, woraufhin er auf ein Baum klettert. Der Herrscher fragt ihn: „Wieso bist du ausgewichen, wenn diese Welt nur eine Illusion ist?“ Der Heiliger antwortete: „Du sahst nur wie die Illusion von mir auf die Illusion des Baumes kletterte.“ Meines Ansichtes hat er damit anerkannt, was ich versuche zu klären: nämlich dass man, trotz Illusion, dennoch auf dieser Ebene an dessen Regeln gebunden ist.