RE: Patriarch Gregorius III. kommt nach Olten

#1 von Martkos , 08.04.2016 13:40

Hallo Zusammen

der Patriarch von Antiochien und dem Ganzen Orient, von Alexandrien und von Jerusalem kommt nach Olten. Namentlich ist das Gregor III. Laham.

Man mag über die Katholische Kirche denken, was man will (meine Einstellung ist nicht gerade die Höchste, aber das ist ein anderes Thema), aber ich denke der Vortrag nach der Messe dürfte höchst interessant werden.

Grosses Thema ist der Bürgerkrieg in Syrien und die Verfolgung der Christen durch den Islamischen Staat. Patriarch Gregor bemüht sich für einen Dialog in Syrien, der alle Parteien einschliesst (ausser dem IS, aus offensichtlichen Gründen). Er ist Unterstützer des Assad-Regimes (da kann man sich auch drüber streiten) und kritisierte die Flüchtlingspolitik Deutschlands. Trotzdessen finde ich, wäre es für mich eine gute Gelegenheit mehr über die Krise in Syrien zu erfahren und wiedermal einen Fuss in eine Kirche zu setzen. Zudem findet der Vortrag in der St. Martinskirche in Olten statt, welche als bedeutendste neuromanische Grossraumkirche der Schweiz gilt:



Zitat
10. Nationaler Gebets- und Gedenktag in Olten: Vorläufiges Programm
Samstag, 29. Oktober

18:00 Uhr: Eucharistiefeier in der St. Martins-Kirche mit Patriarch Gregorius III. und Diakon Andreas Brun.

19:00 Uhr: Empfang und Gruss durch Regierungsrat Remo Ankli und den Oltner Stadtpräsidenten Martin Wey, anschliessend Vortrag von Patriarch Gregorius III.



http://www.solothurnerzeitung.ch/solothu...olten-130186058

Vielleicht will sich ja jemand anschliessen, vielleicht kann man ja auch nach der Eucharistie rein...hoffe ich!


Herzlicher Gruss
Marco

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RE: Patriarch Gregorius III. kommt nach Olten

#2 von Bruder Eberhard , 10.04.2016 09:38

Den äusserst faszinierenden orthodoxen und altorientalischen Ostkirchen, welche eine sehr stark sinnlich erfahrbare rituelle Mystik kultivieren (also so ziemlich genau das Gegenteil der kopflastigen und staubtrockenen Reformierten und Protestanten), stehen enorm viele Oberhäupter, Patriarchen und Päpste vor, die man bei uns überhaupt nicht kennt.

Beispielsweise gibt es den byzantinisch-orthodoxen "ökumenischen" Patriarchen von Konstantinopel Bartholomeos I., der noch immer in Istanbul ausharrt (unter zunehmendem Druck türkischer Nationalisten), der ein ganz ein anderer ist, als der hier Erwähnte. Oder in Ägypten gibt es von jeher einen koptisch-orthodoxen Papst, aktuell seit 2012 Papst Tawadros II., der in Alexandria und Kairo residiert und mit dem katholischen Papst von Rom absolut nix an der Mitra hat.

Nur schon im Libanon und in Syrien sind die archaischen christlichen Gemeinschaften dermassen verzweigt, so dass es mir selber unmöglich ist, einen Überblick zu bewahren: Maroniten, Melchiten, Aramäisch-Orthodoxe, Armenisch-Apostolische... Die Liste scheint endlos zu sein. Um es noch verwirrender zu machen, gibt es beispielsweise seit bald 2000 Jahren im südlichen Indien Thomas-Christen, die später teilweise irgendwie Teil der Syrisch-Orthodoxen wurden, wobei wiederum vor rund 500 Jahren nach der Entdeckung Indiens durch die Portugiesen eine kleine Abspaltung der indischen Thomas-Christen sich wieder der römisch-katholischen Kirche unterstellt hat. Verwirrung perfekt!


Wenn ein Patriarch also den altüberlieferten und - mit Verlaub - hochtrabenden Titel trägt, wonach er "Antiochien und dem Ganzen Orient, Alexandrien und Jerusalem" vorstehe, so sagt das also nicht viel aus, wie wenigen Schäfchen er tatsächlich vorsteht, zumal es die einstige Kaiserstadt Antiochia seit dem Mittelalter gar nicht mehr gibt.

Aus dem Kontext lese ich heraus, dass dieser mir bisher unbekannte Patriarch Gregor III. Laham anscheinend jener kleinen Abspaltung der Syrisch-Orthodoxen vorsteht, welche später seit der Renaissance den römisch-katholischen Papst von Rom formell als Oberhaupt anerkannten, wobei sie ihren altorientalischen Ritus unverändert beibehielten. Ich werde das noch genauer nachforschen.


Allerdings muss ich gestehen, dass die meisten geistlichen Würdenträger aller orthodoxen und altorientalischen Ostkirchen bis hin zu einfachen Popen, die ich jemals persönlich gesehen habe, interessanterweise eine sehr vertrauenswürdige und sympathische Ausstrahlung haben, oftmals mit aristokratischen, vergeistigten, aber freundlichen Gesichtszügen, ganz anders als westliche Priester. Und mit ihren Bärten sehen die östlichen Popen oftmals aus wie leibhaftige St. Nikoläuse. Besuche bei östlichen Gottesdiensten, die dermassen andersartig und mystisch sind, lohnen sich allgemein immer, auch wenn man die jeweiligen Sprachen nicht versteht und mitunter einem viel Stehvermögen abverlangt wird: bei den Russisch-Orthodoxen, Armenisch-Apostolischen, Äthiopisch- oder Eritreisch-Orthodoxen oder bei den Kopten...

Allenfalls wäre ich also daran interessiert, im Herbst daran teilzunehmen.
Es ist ja noch Zeit bis dahin...

 
Bruder Eberhard
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RE: Patriarch Gregorius III. kommt nach Olten

#3 von Martkos , 11.04.2016 13:28

Lieber Genosse Eberhard

besten Dank für Deine, wie immer, höchst interessanten Ausführungen! Gerne würde ich mich Dir anschliessen, falls Du mal wieder eine orthodoxe Messe besucht und dies für Dich in Ordnung ist! Das würde sicherlich meinen Horizont erweitern.

Betreffend dem Vortrag in Olten können wir ja noch Rücksprache halten


Herzlicher Gruss
Marco

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