RE: Liebe und Religion

#1 von Kolag_Hraban , 18.02.2012 18:22

Ein Thema beschaeftigt mich in den letzten Tagen, ausgeloest durch ein Gespraech mit einem christlichen Theologen, dessen Wahrnehmung seiner Religion als Religion der Liebe, mich zum nachdenken brachte. Zumal er selbstverstaendlich davon ausging, das das geliebt werden durch seine(n) Schoepfer ein Grundbeduerfnis der menschlichen Seele ist, das sie letztlich mit der Welt und sich versoehnt.

Diese innere Wahrnehmung des heutigen Christentums ( Beurteilung des Christentum durch Christen ) ist durchaus haeufig anzutreffen. Diese innere Sichtweise steht erstaunlicher Weise im krassen Gegensatz zur externen Sichtweise auf das Christentum, und das nicht nur aus heidnischer Sicht, sondern auch von weiten teilen der saekkularen Welt.
Nun, diese Diskrepanz mag eines der Hauptprobleme sein, an dem das Christentum heutzutage leidet.
Warum ist das so ?
Bei dieser Gelegenheit kommt mir stets ironischer Weise ein Zitat aus der Bibel in den Sinn:
"An ihren Fruechten sollt ihr sie erkennen"
Nun ich glaube ich brauche das hier in diesem Kreis nicht weiter erlaeutern

Warum ist das aber so?
Allgemein wird als Antwort darauf gegeben, das dies ein Effekt der Korrumpierung der christlichen Institutionen durch Macht und Geld ist. Ausdruck davon mag die Antwort sein die man aus einem säkularen Mund erhält.
"Mit (dem christlichen) Gott habe ich keine Probleme aber mit dem Bodenpersonal "
Was ja heisst, die Lehre ist gut, aber mit der Umsetzung hapert es.

Ich empfinde diese Antwort als unvollständig, sie befriedigt mich nicht.
Es bleibt für mich zu beantworten, wie es sein kann, das eine Religion der Liebe, die der Feindesliebe, der Philanthropie, sich oft und immer wiederkehrend ins Gegenteil verkehren konnte.

An diesem Punkt der Diskussion wiederspreche ich gerne: "Nein, ich glaube der Fehler liegt nicht am System der Umsetzung, sondern beginnt am Ansatz, an der Lehre." Oft ernte ich unverständige Blicke.
Ich versuche zu verdeutlichen was ich damit meine:

Nun die unerfüllbaren Ansprüche, die diese Religion an seine Anhaenger hat, muss zwangslaeufig staendig das Gefeuhl der Unvollkommenheit und Suendhaftigkeit in einem Menschen ausloesen. Ja er muss staendig gegen seine eigene Natur ankaempfen und sie unterdruecken.
Aber nicht nur das, sondern er muss auch mit ansehen wie Menschen, die sich fuer ein anderes Wertesystem entschieden haben, frei mit diesen Suendhaftigkeiten leben zu koennen..
Sie tun all das was er nicht darf und tun es vor seinen Augen.
Was nun passiert nennt man auch Projektion. Er will abstellen , das andere Menschen ihm mit all dem staenig konfrontieren was ihm verboten ist. Das macht aggressiv. Das will man abstellen, verbieten, sich aus den Augen schaffen.
Man koennte es vergleichen mit einem Ex Raucher, der sich muehsam das rauchen abgewoehnt hat, und nun zum militanten Antiraucher mutiert.

Ich meine also das christliche Wertesystem, fuehrt mit hoher Wahrscheinlichkeit automatisch zu aggressivem Verhalten gegenueber andersglaeubigen, unabhaengig von der Institution.

Aber was dies nun alles mit Asatru und Heidentum zu tun ?
Nichts !
Und das ist gut so, und macht einen weiteren wesentlichen Unterschied zwischen Christentum und Asatru aus.

Aber wie ist das mit der goettlichen Liebe und Asatru ? Suchen auch wir die Liebe unsere Goetter zu erreichen ?
Ein seltsamer Gedanke der sich unrichtig fuer mich anfuehlt.
Sicher einfach nein moechte ich nicht sagen, denn auch ich gestehe ein unbaendiges Verlangen zu haben, spirituell meinem Fultrui nahe sein zu wollen. Und auch ich versuche mein Leben danach zu gestalten was ich glaube, was er von mir erwartet.
Goettergefaellig leben... g

Aber doch ist es anders – der Unterschied ist vielleicht das ich mich von meinem Goettern in meiner Natur so angenommen und als gewollt empfinde. Da ist nichts wofuer ich mich schaemen muesste, soweit es meine menschlichen Beduerfnisse betrifft. Ich muss nicht staendig gegen mich selbst ankaempfen, um den Goettern zu gefallen


Also, Asatru eine Religion der Liebe ? – nein, sicher nicht –
Aber eine Religion des Respekts vielleicht?
Respekt meinen Mitmenschen gegenueber,
Respekt meinen Feinden gegenueber.
den Tieren gegenueber
den Pfanzen gegenueber
und Respekt den Goettern gegenueber.


Grüsse Kolag Hraban



www.AsatruSchweiz.ch

 
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RE: Liebe und Religion

#2 von Sven , 27.02.2012 18:45

Tag auch

Asatru= eine Religion des Respekts? Warum auch nicht?
Wir versuchen nicht die Liebe der Götter zu erlangen, denn sie kümmern sich im Prinzip nicht um jeden Menschen, sondern nur um die, die durch ihre Taten die Götter stärken oder ihre Aufmerksamkeit erlangen.

Wir gleichen einer Pflanze, deren ganzes Handeln sie Körperlich und Geistig der Sonne näherbringen und tiefer in die Erde bringen soll.

Nur durch die Taten kommen wir den Göttern näher, erregen ihre Aufmerksamkeit und werden immer mehr mit der Erde verwurzelt, gleich einem Löwenzahn in einem Englischem Rasen...

So, genug der blumigen Phrasen, ich hoffe das kann man so stehen lassen

Die Götter mit euch

Sven


Am Anfang wurde das Universum erschaffen
Das machte viele Leute sehr wütend und wurde als Schritt in die falsche Richtung angesehen


-Douglas Adams

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