RE: Umgang mit anderen Religionen im Alltag

#1 von Rocheroller , 18.10.2015 20:56

Ich eröffne dieses Thema, weil es mich intressiert wie Ihr alle mit unseren Glauben im Alltag umgeht.

Ein Beispiel meinerseits:

Meine Ex Frau will meinen Sohn christlich taufen lassen. Grundsätzlich habe ich kein Problem damit. Jedoch will Sie die Taufe, um ihn der Gesellschaft anzupassen.

Diejenige von euch, welche schon das Vergnügen mit mir hatten, wissen wie ich zu solchen Konventionen und Wertvorstellungen stehe. Damals haben wir Ihn aus organisatorischen Gründen nicht getauft. Ausserdem war mir das damals auch nicht sehr wichtig.

Mein Wunsch für meinen Sohn ist nicht ihn asatruisch zu erziehen. Dafür sehe ich ihn zu selten. Meiner Meinung nach darf er jedoch später, wenn er älter ist, selber entscheiden ob er überhaupt einen Glauben annehmen will. Umso schöner wäre natürlich Asatru. Ausserdem habe ich das Gefühl, dass man bei der Erziehung eines Kindes, in einem religiösem Kontext, auch selber nach den Werten dieses Glaubens leben sollte. Dies macht meine Ex Frau garantiert nicht.

Meine Fragen in die Runde:
Wie geht Ihr mit solchen Situationen um?
Habt Ihr solche Situationen im Umfeld?
Wie geht Ihr mit sowas um? Die Zeiten von Schwert und Schild sind im Alltag ja definitiv vorbei.;-)


In diesem Sinne Asenheil und Wanensegen auf all euren Wegen.

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RE: Umgang mit anderen Religionen im Alltag

#2 von pag90 , 20.10.2015 22:45

Moinsen

Ich halte es mit anderen Religionen immer so: ich respektiere sie solange sie mich respektieren. Dabei muss ich allerdings auch sagen das mein Glauben ausserhalb meines engsten Kreises nicht wirklich bekannt ist, da ich es nicht (mehr) für nötig halte es "jedem" das auf die Nase zu binden.

In letzter Zeit "durfte" ich wieder mehr Zeit in einer italiensich-katholischer Kirche verbringen. Daruntern waren auch zwei Taufen. Und hab mich bei ein paar Personen leicht unbeliebt gemacht da ich immer der Meinung bin das eine Taufe oder ein ähnlicher religiöser Aufnahmeritus ein viel zu intimer Prozess ist als das Eltern dies entscheiden können. Das soll die Person selber entscheiden, von mir aus auch als z.B. 10 Jähriger (unmündig), hauptsache die Entscheidung und Bereitschaft kommt von einem selber.
Wenn ich dann aber in der Kirche sitze zeig ich Respekt und Anstand, ich singe und bete zwar nicht mit aber stehe auf und sitze ab wenn der Priester das sagt und gebe auch jedem die Hand und danke (macht man bei den Italiener zumindest so keine Ahnung wie das bei den Katholiken allg. ist) nach dem Gottesdienst. Einmal habe ich ausversehen den Leib Christi mitgegessen (klingt irgendwie komisch^^) aber ich hatte auch keine Ahnung was genau passiert da ich kein italienisch kann^^. Würde ich aber sonst nicht machen da ich weiss das dies ein Privileg ist und Katholiken die vor dem Gottesdienst nicht gebeichtet haben dies nicht mal essen dürften.

Bei mir war das als Kind so das mein Vater sich geweigert hat mich taufen zu lassen. Er war der Meinung wenn es ein Familienfest braucht organisiert er auch so eines. Und für dies bin ich ihm sehr dankbar (ausser in dem Moment als ich erfahren habe das man irgendwan Geld geschenkt bekommt ).

Was man in so einem Fall tun kann/soll weiss ich nicht da ich selber keine Kinder habe. Aber ich glaube das ich dem Beispiel meines Vater folgen würde und die Taufe verweigern würde. Aber auch der Grund die Gesellschaft macht das also mache ich das auch mit meinem Kind finde ich persönlich sehr schwach, das ist immerhin eine Taufe und kein Kleidungsstück.


"Der Mensch hat dreierlei Wege, klug zu Handeln; erstens durch Nachdenken, das ist das Edelste, zweitens durch Nachahmen, das ist das Leichteste, und drittens durch Erfahrung, das ist das Bitterste." -Konfuzius

 
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RE: Umgang mit anderen Religionen im Alltag

#3 von Rocheroller , 20.10.2015 23:30

Vor nicht allzu langer Zeit nahm ich an einer Hochzeit Teil. Ich habe vorher mit der Braut gesprochen und sie über meinen Glauben informiert. Die meisten waren tiefgläubig (katholische Freikirche). Es wurde ohne Probleme akzeptiert. Der Priester leitete eine sehr schöne Zeremonie. Mir ging es gleich wie dir. Ich nahm an keinem Gebet Teil. Auch das nicht empfangen der Kommunion würde ohne Probleme akzeptiert. Ich habe sehr viele interessante offene Diskussionen mit Angehörigen der Freikirche geführt.


In diesem Sinne Asenheil und Wanensegen auf all euren Wegen.

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RE: Umgang mit anderen Religionen im Alltag

#4 von Kolag_Hraban , 21.10.2015 00:23

Salü RocheRoller,


das ist eine schwierige Situation, in der Du da steckst.
Besonders wenn man getrennt lebt.

Meine grosse Tochter, sie ist heute 23, haben meine Ex-Frau und ich zunächst nicht taufen lassen - mit dem Gedanken, dass sie sich so später selber freier entscheiden kann.
Dies war eine Zeit wo ich noch lange kein Asatru war, und daher hat dies bei dieser Entscheidung keine Rolle gespielt. Auch war dies eher die Initiative meiner Ex-Frau, die schlechte Erfahrungen mit der Kirche gemacht hast, und auch aus der Kirche ausgetreten war . Damals war ich noch formell katholisch, und hatte die Meinung, das es besser ist dem Kind eine Religion zu vermitteln, auch wenn ich mit ihr nicht in allen Dingen übereinstimme.
Übrigens ist sie heute getauft und evangelisch, sie hat den Wunsch dann recht früh selbst geäussert, ist aber heute nicht besonders religiös. Ich muss gestehen, als sie Ihre Konfirmation hatte, war ich besorgt, da ich mittlerweile miterleben durfte was mit den Kindern passieren kann, wenn arglose Eltern die Kinder in einer bibeltreuen Gemeinde ( innerhalb der ev. Kirche, keine Freikirche ) konfirmieren lassen. Meine Sorge war damals aber unbegründet.
Die jüngere Tochter ist als Baby katholisch getauft worden, damals stand bei uns das Heidentum auch noch nicht auf der Liste, und Maggi und ich kannten uns erst ein paar Monate.
Unsere Kleine ist aber (noch?) nicht an Religion interessiert. Sie findet das langweilig. Dazu gehört der Versuch des Papa Göttergeschichten als gute Nachtgeschichte vorzulesen, sowie auch der Religionsunterricht.

Würde ich heute wieder vor der Entscheidung stehen, würde ich das Kind nicht taufen lassen, damit es sich freier entscheiden kann.


Grüsse Kolag Hraban



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RE: Umgang mit anderen Religionen im Alltag

#5 von Martkos , 21.10.2015 19:10

Hallo Zusammen

selber habe ich einige Bekannte und Freunde, die christlich gläubig sind (meist Freikirchen) und meine Cousine ist sogar in der Synode der Reformierten Kirche Solothurn.
Auch ich habe bisher nur gute Erfahrungen gemacht - meine Glaubensvorstellungen wurden stets akzeptiert und es entwickelten sich sehr interessante und angenehme Diskussionen.
Leider habe ich die Angewohnheit, manchmal ein wenig "frech" zu werden, bzw. stelle ich gerne monotheistische Glaubenssätze in Frage - aber auch das war kein Problem, im Gegenteil. Natürlich lasse ich gerne auch meine Vorstellungen in Frage stellen, alles andere wäre unfair. Spannend ist aber, dass "gläubige" Christen (jedenfalls die, die ich getroffen habe) oft selber wenig bis garkeine (Kirch-)geschichtlichen oder Bibelkenntnisse haben, was mich sehr erstaunt hat. Habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

Zum Thema Taufe kann ich leider nichts beitragen, da ich noch kein Vater bin. Ich persönlich hätte allerdings (in Nachhinhein) auch lieber auf eine Taufe verzichtet, bzw. wäre es mir lieber gewesen, wenn ich dies selbst hätte entscheiden dürfen.
Beim Austritt aus der Kirche habe ich allerdings einen, aus meiner Sicht, unverschämten Brief erhalten. Die hier unerwähnte Kirchgemeindspräsidentin würdigt mich auch keines Blickes mehr - aber das ist eher Charaktersache, als dass man dies auf die Kirche projezieren kann.

Selber habe ich allerdings auch eine Beziehung zu einigen wenigen Elementen aus der Kirche (Stichwort Bruder Klaus von Flüe), was bei meinen christlichen Gesprächspartnern jeweils auf Verwunderung stiess - hier könnte ich noch weiter ins Detail, das wäre allerdings am Thema des Threads vorbeigeschossen.


Herzlicher Gruss
Marco

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