Henry David Thoreau, , 1817 - 1862, war ein amerikanischer Philosoph, der mich in meiner Entwicklung stark beeinflusst, bzw. begleitet hat. Ich habe neuerdings ein relativ kurzes (15 min) Video auf Youtube gefunden, welches Sein Weltbild ziemlich gut beschreibt; und dies will ich Euch nicht vorenthalten:
der Patriarch von Antiochien und dem Ganzen Orient, von Alexandrien und von Jerusalem kommt nach Olten. Namentlich ist das Gregor III. Laham.
Man mag über die Katholische Kirche denken, was man will (meine Einstellung ist nicht gerade die Höchste, aber das ist ein anderes Thema), aber ich denke der Vortrag nach der Messe dürfte höchst interessant werden.
Grosses Thema ist der Bürgerkrieg in Syrien und die Verfolgung der Christen durch den Islamischen Staat. Patriarch Gregor bemüht sich für einen Dialog in Syrien, der alle Parteien einschliesst (ausser dem IS, aus offensichtlichen Gründen). Er ist Unterstützer des Assad-Regimes (da kann man sich auch drüber streiten) und kritisierte die Flüchtlingspolitik Deutschlands. Trotzdessen finde ich, wäre es für mich eine gute Gelegenheit mehr über die Krise in Syrien zu erfahren und wiedermal einen Fuss in eine Kirche zu setzen. Zudem findet der Vortrag in der St. Martinskirche in Olten statt, welche als bedeutendste neuromanische Grossraumkirche der Schweiz gilt:
Zitat10. Nationaler Gebets- und Gedenktag in Olten: Vorläufiges Programm Samstag, 29. Oktober
18:00 Uhr: Eucharistiefeier in der St. Martins-Kirche mit Patriarch Gregorius III. und Diakon Andreas Brun.
19:00 Uhr: Empfang und Gruss durch Regierungsrat Remo Ankli und den Oltner Stadtpräsidenten Martin Wey, anschliessend Vortrag von Patriarch Gregorius III.
mitten in der Oltner Innenstadt wurden Reste einer römischen Siedlung gefunden. Bereits nach 3 Tagen Ausgrabung wurden interessante Fundstücke entdeckt: ein Töpfer-Ofen und scheinbar etwas wie ein Laubengang mit Portikus. Ebenfalls Münzen aus dem 1. - 4. Jahrhundert nach Christus. Die Ausgrabungen dauern noch weitere 2 Monate an, mal sehen, was hier noch alles gefunden wird:
Die Ausgrabungsstätte soll der Bevölkerung auch mal zugänglich gemacht werden: sobald ich weiss wann, werde ich dies posten - vielleicht hat ja jemand Lust auf eine Besichtigung!
Zitat«Neun Kräuter ziehen gegen neun hässliche Gifte: Eine Schlange kam geschlichen Zu schlagen und verderben den Menschen. Da nahm Woden neun Wunderzweige Und schlug den Wurm bis er zerstob.»
Wie gestern versprochen, hier einige Auszüge aus dem Angelsächsischen Neunkräutersegen. Diese 9 Kräuter hallen sogar heute noch nach, z.B. in der Gründonnerstagssuppe, welche mancherorts ebenfalls aus 9 verschiedenen Kräutern besteht, wenn auch mit anderer Zusammensetzung.
Vermutlich waren diese Kräutersegen (Mantras) weit verbreitet, überliefert ist dies jedoch nur von den Angelsachsen. Wie gestern angetönt, hatte nicht nur die Pflanze, sondern auch das Wort einen elementaren Stellenwert in der Heilkunde. Solche Sprüche wurden sicherlich nicht im Alltag aufgesagt, sondern nur beim Sammeln von Pflanzen zu Heil- oder Ritualzwecken.
Ich selbst benütze alljährlich den Una-Segen rituell, wenn ich meinen Beifuss ernte:
Zitat Erinnerst Du Dich ,Beifuß, was Du verkündest? Was Du anordnest in feierlicher Kundgebung? Una heißt Du, das älteste der Kräuter Du hast Macht gegen drei und gegen dreißig Du hast Macht gegen Gift und gegen Ansteckung Du hast Macht gegen das Übel, dass über das Land dahinfährt
Hier wird auch ersichtlich, dass der Beifuss (nebst dem Gundermann meine Lieblingspflanze) einen sehr hohen Stellenwert hatte. Er war seit jeher eine Reinigungs- und vor allen Dingen eine Schutzpflanze. Aus dessen Wurzeln kann man, beachtet man einige Riten, mächtige Schutz-Amulette fertigen, die jeden dunklen Waldschrat in die Flucht schlagen. Er wäre sicherlich eines eigenen Threads würdig...(uff, schon kitzelt es mich wieder in den Fingern )
Hier ist noch der Spruch des Königs der Wege, dem Wegerich:
Zitat Du Wegbreiter, der Würze Mutter, Nach Osten offen, mächtig im Innern, Über Dich karrten Wagen Über Dich ritten Frauen Über Dich schrien Bräute Über Dich schnaubten Farren Allen widerstandest Du und setztest Dich entgegen, So widerstehe Du auch dem Gift und der Ansteck
Weitere Sprüche kann ich auf die schnelle nicht auftreiben, aber ich werde mal meine Bücher konsultieren, falls Ihr gerne mehr hört!
Selbst reime ich mir beim Sammeln von Heilkräutern eigene Sprüche zusammen, welche ich im gleichen rituellen Hintergrund, z.B. mit Kupfer-Gaben, verwende. Wichtig ist hierbei, dass man niemals Eisenmesser verwendet, da dies, der Legende nach, Pflanzendevas vertreibt.
Vor einigen Wochen war ich, endlich, zum ersten Mal im Ranft - der Eremitage des Nationalheiligen der Schweiz - Bruder Niklaus von Flüe. Obschon Bruder Klaus ein katholischer Heiliger ist, finden immer mehr kirchenfremde Menschen zu ihm und lernen Ihn als treuen Begleiter zu schätzen. Da ich persönlich eine enge Beziehung zum guten Bruder Klaus hege, will ich Euch diesen Mystiker hier "kurz" ( ) vorstellen.
Anmerkung voraus: Um Bruder Klaus zu verstehen, muss man den damaligen Zeitgeist berücksichtigen. Es waren dunkle Zeiten, die Macht der Kirche war allgegenwärtig und unter Gläubigen galt der "Gehorsam" als oberste Tugend. Bruder Klaus jedoch war ein Mystiker, der unangenehm war, er lebte nicht strikt nach den katholischen Dogmen, stellte jedoch seinen "Gehorsam" immer wieder unter Beweis. Er wurde gar der Häresie beschuldigt, konnte sich jedoch als Laien-Mystiker zum Volks-Heiligen durchsetzen und entging somit der Verfolgung der Inquisitoren. Er steht ganz in der Tradition der Waldbrüder: z.B. Heinrich Seuse im 13. Jahrhundert kann in eine ähnliche Ecke gestellt werden. Ich sehe Klaus als Mann auf der Suche nach der Verbindung mit dem transzendenten Guten, der universellen Liebe und nicht primär als katholischen Heiligen auf der Suche nach dem biblischen Gott. Natürlich beschäftigte sich Klaus primär mit der Passion Christi, aber wie gesagt: so war nun mal der Zeitgeist. Trotz meines polytheistischen Glaubens kann ich Bruder Klaus sehr gut in meine Spiritualität integrieren, aber dazu später mehr.
Niklaus von Flüe, der Bauer, der Krieger, der Politiker
1417 wurde Niklaus von Flüe im Flüeli ob Sachseln in eine Obwaldner Bauernfamilie geboren. Über sein frühes Leben ist nicht viel bekannt. Er lebte als einfacher Bauer und war für kurze Zeit auch Mitglied des Kleinen Rates, der obersten politischen Instanz der Obwaldner. Mit relativ grosser Sicherheit kann aber gesagt werden, dass er von 1440 bis 1444 als Offizier (laut Kirche als Rottmeister) am Alten Zürichkrieg beteiligt war. Der Überlieferung gemäss schätzte er jedoch das Kriegshandwerk nicht und mahnte seine Untergebenen schon damals, vor seiner spirituellen "Umkehr", zur Schonung der besiegten Feinde und derer Frauen und Kinder. Er heiratete eine Frau namens Dorothea Wyss, welche 10 Kindern das Leben schenkte. Man sieht bereits hier: Bruder Klaus ist ein durchaus ungewöhnlicher Heiliger mit kriegerischer Vergangenheit, wobei man sagen muss, dass zu dieser Zeit wohl jeder "Eidgenosse" mehr oder weniger kriegerisch aktiv war (https://de.wikipedia.org/wiki/Reisl%C3%A4ufer).
Ihm wird ebenfalls nachgesagt, einer der ersten Kritiker des Kapitalismus zu sein. Dieser stand zu seinen Lebzeiten in den Kinderschuhen, die Kaufleute und Münzer waren langsam zu Macht gekommen und der Früh-Kapitalismus hatte auch Ob- und Nidwalden erreicht. Zeit seines Lebens blieb Bruder Klaus dieser Geldwirtschaft gegenüber skeptisch. Ich würde allerdings nicht soweit gehen, in einen Kritiker zu nennen. Auch viele seiner Landsleute und Weggefährten konnten sich damit nicht anfreunden und gingen lieber der Bauernschaft nach, als Kaufmann zu werden. Kaufleute waren eher verschmähte Menschen. Die ländliche Bevölkerung lebte sehr einfach und ernährte sich vor allen Dingen von Obst, Brot und Most und ging der Viehwirtschaft nach.
Wohnhaus des Bruder Klaus in Flüeli-Ranft, unweit der Eremitage (welches er höchstwahrscheinlich selber erbaut hat):
Leiden, Vision und Gang in den Wald
Klaus von Flüeh wird immer wieder "Opfer" von Anfällen und schweren depressiven Episoden. Zum Beispiel verliert er während der Arbeit auf den steilen Weiden das Bewusstsein und fällt tief hinunter in eine dicke Dornenstrauch-Hecke (ist er da vielleicht auf dem Zaun geritten...? ) und wird von "Dämonen" angegriffen. Er verliert zeitweise komplett seinen Appetit und isst im allgemeinen nur noch dürre Birnen und wenig Brot. Klaus hatte schwere Depressionen, welche von der Kirche (und ich denke auch von Ihm selbst) als dämonische Kräfte angesehen wurden. Wenn man den damaligen "Zeitgeist" berücksichtigt, liegt diese Ansicht auf der Hand. Ich sehe da allerdings etwas, dass heute (wenn auch in anderen Formen) aktueller ist denn je: er war irgendwie ziellos und müde. Die intrigante Politik der alten Urkantone, die blutrünstigen Reisläufe, die Dekadenz der Kirche und das harte Leben, erweckten in Ihm den Wunsch zu Gott zu kommen, zum wahren "Lieben Vater" und nicht zum Gott der Kirche.
Er legt alle Politischen Ämter nieder und verlässt am Gallustag 1467 im Einverständnis seiner Frau Dorothee Haus und Hof und übergibt seine Pflichten an seine ältesten Söhne. Er will als Büsser in die Ferne ziehen und kommt bis nach Liestal, wo ihm die Vision des blutroten Himmels erscheint, welche Ihn zur Rückkehr bewegt. Er nahm dies als Zeichen von Gott, dass er in seiner Heimat bleiben solle und kehrte nach Flüeli-Ranft zurück. Es erschienen Ihm 3 Lichter in der Ranftschlucht, dorthin also hat Ihn sein Gott geführt, nur 300 Meter weg von seinem Haus.
Friedensstifter
Er lebt dort lange in der Zurückgezogenheit der Wälder, erst nur unter einem grossen Stein, bis Ihm Freunde und Verwandte eine Kapelle samt Klause aufstellen:
Dort nun lebt Bruder Klaus fast zwanzig Jahre lang ohne feste Nahrung. Dies ist auch durch zuverlässige Quellen belegt. Das Wunder des fastenden Waldbruders spricht sich im Laufe der Jahre umher. Bruder Klaus steigt zu einer Art "mittelalterlichen Prominenz" auf. Einfache Bauern suchen Ihn ebenso auf wie Kundige und Kleriker. Es ist überliefert, dass Ihn der Weihbischof Thomas Weldner unter Beisein einiger Ritter, wie z.B. dem Berner Alt-Schultheissen Adrian von Bubenberg, einer grausamen Fastenprüfung unterzieht: er solle seinen Gehorsam (Gehorsam war der Kirche ja wichtiger als alles andere) beweisen und musste ein Stück Brot essen. Blut entfloss seinem Rachen als er dies tat. Dieses Beispiel zeigt meiner Meinung nach das teils sehr unmenschliche Gesicht der alten Katholischen Kirche.
Er wird zu Lebzeiten als Heiliger verehrt, zahlreiche Berühmtheiten bitten Ihn, für sie zu beten und er findet sich sogar vor seiner Seeligsprechung auf Abbildungen in Kirchaltären wieder. Er wird zu Rate gezogen bei allen möglichen Belangen. Dies wird Ihm aber oft zuviel und er muss sich ironischerweise sogar aus seiner Einsiedlerei zurückziehen und geht tagelang in die Wälder.
Bruder Klaus rettete sogar die alte Eidgenossenschaft vor dem Auseinanderbrechen im Jahre 1481. Die alten Acht Orte waren im Streit: die Städter schlossen ein sogenanntes Burgrecht ab und wollten Solothurn und Freiburg im Üechtland in den Bund aufnehmen. Diese Abkommen waren jedoch für die Waldstätten sehr unvorteilhaft. Es kam zu essentiellen Verhandlungen in Stans: der Bund drohte zu verfallen und der Bürgerkrieg stand bevor (auch durch konspirative Pläne der Obwaldner und Entlebucher). Pfarrer Heimo am Grund sucht Klaus auf (aus der Luzerner Chronik):
Heimo überbringt die Nachricht des Bruder Klaus dem Stanser Landtag: kaum eine Stunde später einigen sich die Unterhändler "in Minne". Die Eidgenossenschaft ist gerettet und nahm die neuen Orte in seinen Bund auf. Was genau Bruder Klaus damals den Herren mitteilte ist nicht ganz klar. Sicherlich war es jedoch eine Botschaft des Friedens. In dem frühen 5. Präambel des Verkommnisentwurf wird eine Silhoutte des Heiligen sichtbar:
ZitatNachdem die menschliche Ordnung dieser Zeit durch mancherlei Bewegung und Widersetzlichkeit angefochten wird, obliegt es den Regierenden dieser Welt, ohne Unterlass fürsorglich wachsam zu sein und ihr Regiment so einzurichten und zu handhaben, dass es, in gleicher Liebe und weiser Voraussicht für alle, den Menschen zum Wohl und dem gemeinen Nutzen zu Trost und Förderung gereicht, damit Land und Leute, Witwen und Waisen in gesichertem Frieden vor aller unziemlichen Gewalt und Ungerechtigkeit beschrimt und in Ehren gehalten werden, Gott unserem Erhalter zum Lob. Denn Gott hat uns, hat allen Menschen, damit in diesem zeitlichen Leben und in Hinblick auf das verheissene künftige sich ein jedes Staatswesen in allen Dingen Frieden und Eintracht zu lieben. Indem die Altvorderen mit Vernunft und mannhaft in allem, was sie vornahmen, sich das vor Augen gehalten und einander in brüderlicher Eintracht geliebt, haben sie durch Gnade und Kraft des ewigen Gottes zu allen Zeiten, und haben auch wir nach Ihnen glück und Heil erlangt: mit steter Zunahme an Ehren und Gut, Überwindung unserer Feinde und in anderen Sachen. Wir setzen unsere Hoffnung in die göttliche Allmacht, dass uns und unseren Nachkommen bei solch unserer Liebe und Treue auch weiterhin solches Glück und Heil stetsfort zuteil werde...
Die Vision der 3 edlen Herren - Versöhnung mit dem alten Glauben?
Es gibt einige Ansätze, die Bruder Klaus mit dem Heidentum in Verbindung bringen. Carl Gustav Jung stellte hier einige Hypothesen in den Raum, und Eberhard erzählte mir von einem Schüler Jungs, der über dies wohl auch ein Buch geschrieben hat. Leider liegen mir persönlich diese Quellen nicht vor und meine persönlichen Gedanken würden den ohnehin schon langen Beitrag sprengen.
Hier allerdings aufführen möchte ich die Vision der Edlen Drei Herren:
Bruder Klaus erscheinen in einer Vision 3 Edle, welche sehr vornehm gekleidet sind. Sie haben alle verschiedene Attribute, welche ich leider nichtmehr auswendig kann. Sie verlangen von ihm, dass er Ihnen huldigt und den Respekt erbringen, welche Sie verdient haben.
Entwaffnend wie er ist, sagt Bruder Klaus jedoch nur: Ich huldige nur meinem Gott, keinem anderen.
Die Drei Edlen brechen in fröhliches Gelächter aus und verschwinden.
Dies nun ist ebenfalls im Zeitgeist zu sehen, jeder andere hätte die erschienenen Götter verteufelt, mit Weihwasser besprenkelt und in die Hölle verdammt, wie es halt dazumals war. Nicht aber Bruder Klaus, er bleibt freundlich und entwaffnend. Wolf-Dieter Storl deutet diese Vision folgendermassen: Bruder Klaus erschienen die drei Götter der Ahnen: Woden, Donar und Ziu. Sie wollen den Mysiker testen und bemerken schnell, dass er nicht wie die anderen ist.
Auf seine Art und Weise hat somit Bruder Klaus den alten Glauben mit dem neuen versöhnt. So oder so besitzt Klaus viele Eigenschaften, welche ihn untypisch erscheinen lassen für einen katholischen Heiligen.
Veilleicht haben ja einige noch mehr Quellen, welche solche Vergleiche bringen (*schielt zu Eberhard* )
Das Betrachtungsbild
Allein schon das Betrachtungsbild erweckte bei einigen Unmut: wie kann sich dieser Mystiker erlauben, die Dreifaltigkeit nicht nur als von Gott ausgehende Kraft zu zeichnen, sondern ebenfalls als zurückfliessende, auf Gott zugehende Kraft? Häresie!
Das Bild hat einige Interpretationen, die geläufigste lautet aber so:
Der Kern steht für Gott, der innere Kreis für Gott und seine Heiligen, die 3 Strahlen von Innen nach Aussen für die 3 Personen (Vater, Sohn, Heiliger Geist) welche von Gott ausgehen und anschliessend als 3 Strahlen wieder auf Gott zufliessen. Der Äusserste Kreis für die Menschen und die Erde.
Meine Interpretation lautet wie folgt:
Der Kern steht für das Transzendale, das besonnene ewig Gute, die barmherzige Ewigkeit. Der innere Kreis steht für die Asen und Wanen (Asgard). Die 3 Strahlen stehen für mich für eine Art von zweifacher Trinität: von innen nach Aussen stehen für mich für die weibliche, innere, nährende Kraft (Weisse Jungfer, rote Mutter, schwarze Greisin), die von Aussen nach innen für die männliche, erzeugende, äussere Kraft (Woden,Donar und Tiwaz). Der äusserste Ring steht für Midgard. So strahlen die Kräfte der Götter aus auf Midgard, kehren aber wieder zurück zum transzendenten Eins.
Bruder Klaus und der Bär
Auch Bruder Klaus hatte eine Verbindung zum Bären. Ich selbst habe, wie Ihr ja bereits wisst, ebenfalls eine Beziehung zum Bären, deswegen will ich das Thema nicht auslassen. Hier findet Ihr eine Interpretation seiner Beziehung zum Bären von der Seite nvf.ch, welche ich nicht komplett teile, aber gerne aufführen möchte:
ZitatWas bedeutet nun für Bruder Klaus der Bär? Was den Menschen in seiner Zeit? – Der Bär galt bei den einen Menschen als heiliges Wesen (König der Tiere), etwa bei den Kelten und bei den Indianern Nordamerikas. Bei den germanisch stämmigen Völkern war der Bär jedoch der Inbegriff der rohen Gewalt, des Bösen an sich. Zudem war dies nicht verwunderlich, wenn es noch mündliche Sagen von den Vorhfahren aus der Steinzeit gab, als das übermächtige Monsterwesen, der Höhlenbär (Ursus spelaeus, vor etwa 10'000 Jahren ausgestorben) noch existierte, der wesentlich grösser war (aufrecht stehend bis zu 3m hoch) als der heute noch lebende europäische Braunbär (Ursus arctos). Auch in der Bibel erscheint der Bär als Bestie, welcher Kinder reisst (2 Kön 2,24). – Demgegenüber wird in vielen Heiligenlegenden der wilde Bär durch die Gegenwart der Macht Gottes gezähmt, so etwa bei Gallus (Bär mit dem Brögeli, Wappen der Stadt St. Gallen), oder bei Korbinian (gesattelter Bär, im Wappen des Papstes Benedikt XVI.), bei Bruder Klaus tritt der Bär nur symbolisch auf, als der besiegte Bär, dem jede Lebenskraft weggenommen worden ist.
Das Böse galt es zu überwinden, gerade auch im christlich-spirituellen Sinn. Die Kraft des Bären erscheint in seiner Tatze, mit der er zuschlägt und tötet. Dem Bären die Tatze abschneiden, bedeutet: ihn wehrlos machen, seine Gewalt überwinden. So ist das Emblem von Bruder Klaus erklärbar: die Bärentatze. Der griechische Name «Nikolaos» bedeutet ja auch ziemlich wörtlich: «Sieger des Volkes», «Sieger aus dem Volk». Niklaus überwindet die Kraft des Bösen, sein starker Glaube ist standfest, beharrlich, unbeirrbar auf dem rechten Weg wandelnd. – Christus, der Auferstandene, hat das Böse in all seiner Gewalt besiegt und erscheint deswegen hier als «Bärenhäuter».
Mit dem Bärenfell gibt es quasi auch historische Zusammenhänge: Die Berserker waren nordische Krieger, die ihres Mutes und ihres blinden Draufgängertums wegen als unüberwindlich galten; sie hatten als Umhang ein Bärenfell (ber sark) und als Kopfzier oft auch den Schädel eines Bären.
Der «Bärenhäuter» erhielt seinen Ruf als Faulenzer erst in späterer Zeit, vorher war eine andere Sage mit diesem Namen verbunden. In der Schlacht von Varna 1444 wurde fast ein ganzes christliches Heer von den Türken aufgerieben. Einige konnten aber entkommen, so auch der Landsknecht Georg Thalhammer, sie konnten in einen Wald fliehen und sich verborgen halten. Da erschien ein Fremder, der Georg Hilfe versprach, wenn er ihm dafür die Seele übergebe. Der Soldat wollte zunächst nicht, liess sich aber von den geschilderten Bildern (Imaginationen) derart beeinflussen, dass er in den Handel einwilligte, allerdings befristet auf drei Jahre, in denen er sich weder waschen noch das Bärenfell ausziehen durfte, ansonsten seine Seele dem Teufel gehören würde. So kleidete ihn der Teufel in eine Bärenhaut. Weil er derart schmutzig daherkam, versetzte er überall die Menschen in Angst und Schrecken. Aber bald hatte seine seltsame Erscheinung auch etwas Anziehendes an sich, und die Menschen erkannten, dass in ihm höhere geistige Fähigkeiten schlummerten – eigentlich war es nur der «gesunde Menschenverstand» –, er lebte als Einsiedler am Stadtrand, und die Menschen kamen von überall her, um bei ihm Rat in allerlei Lebenslagen zu holen. So blieb Georg Thalhammer standhaft in seiner Bärenhaut und überstand die dreijährige Frist, in der er sich sogar ein ansehnliches Vermögen erwerben konnte. Damit war natürlich der Teufel nicht zufrieden. – Die ganze Sage ist hier zu finden: • SAGEN.at • – Eine andere Version der Sage erzählen die Gebrüder Grimm in ihrer Märchensammlung. – Jedenfalls sieht es beinahe so aus, dass Bruder Klaus diese Sage gekannt hatte, was sich in der Reaktion gegenüber den drei Herren (Wölflin, §17) vermuten lässt. Bruder Klaus will keinen Pakt mit dem Teufel, wozu er sich hier versucht sieht. Allein im lebendigen Gottesglauben sieht er sein Leben und seine Zukunft und in der Liebe zur Wahrheit.
Was aber ist denn das Böse? – Allgemein gesagt, das Böse schlechthin ist der Unfriede in Form von physischer, verbaler oder struktureller Gewalt – auch Geld kann eine Form der unfriedlchen Gewalt sein. Ohne Gerechtigkeit und ohne Wahrheit kann es keinen Frieden geben. Unwahrheit und Ungerechtigkeit ist eine unfriedliche Gewalt. Sicher im Kontext der Vision ist die Wahrheit zuerst einmal Jesus im Johannesevangelium (14,6). Die Menschen draussen auf dem Markt dieser Welt haben der Wahrheit den Rücken gekehrt. Nun wuchert an ihrem Herzen ein mächtiges und hässliches Geschwür, das «Eigennutz» heisst. Eigennutz, was ist das? Wenn Menschen um ihre Interessen (persönliche oder kollektive) zu wahren, auch bereit sind, Ungerechtigkeit und Unwahrheit in Kauf zu nehmen – etwa ein skrupelloser, egozentrischer Opportunismus. Die Wahrheit in der Person Jesu und die Wahrheit in der jeweiligen Sache sind nicht voneinander zu trennen. Das gilt für alle in gleicher Weise.
Mein "Draht" zu Bruder Klaus
Mein Weg führte durch Zufall zu Bruder Klaus:
Ich machte mich vor ca. 2 Jahren auf eine undefinierte Wanderung mit meinem Kumpel auf, ins Blaue sozusagen. Wir planten eine Puja mit Räucherzeremonie. So gelangten wir an eine Lichtung, auf der unzählige wilde Orchideen blühten. Da sah ich ein kleines Häuschen, welches sich als Kapelle zu Ehren von Bruder Klaus mit dem Baujahr 1482 (!) herausstellte. (Ob sie von Anfang an Klaus geweiht worden war, weiss ich nicht) Wie es der Zufall ( ) wollte, habe ich eine Woche vorher über Ihn gelesen. Dies nahm ich als Zeichen. Wir räucherten Ihm ein wenig Weihrauch und zogen weiter, seitdem war ich öfters ab diesem Kraftort. Und Bruder Klaus lässt mich seither nichtmehr los. Vor Kurzem durfte ich auch seine Klause im Flüeli-Ranft besuchen, was ein sehr tiefes Erlebnis für mich war. Ich war froh, einige Stunden alleine in der Ranftkapelle meditieren und beten zu können. Ich dachte mir, zum Glück kam kein Priester vorbei, da ich dort mit meinem hinduistischen Mala Mantras gechantet habe...aber das Mala hat ja Ähnlichkeit mit Bruder Klausens "Bätti", vermutlich wäre ich also nicht negativ aufgefallen. Bruder Klaus ist seither ein treuer, liebevoller Begleiter, den ich nicht missen will. Auch wenn ich Polytheist bin, kann ich meinen Glauben also mit einem katholischen Heiligen verknüpfen. Als Mensch auf der Suche nach der Vereinigung mit dem Guten, im Einklang mit den Göttern.
So, ich könnte den Beitrag noch weiterziehen, aber ich ziehe hier vorerst mal die Reissleine. Vielleicht konnte ich Euch Bruder Klaus ein wenig näher bringen und aufzeigen, dass nicht alle katholischen Heiligen Bärenbezwinger und Unterdrücker des alten Glaubens waren, sondern in liebevoller Barmherzigkeit Brücken bauen konnten. Es gibt noch mehr Interpretationen seiner Visionen, diese folgen, sobald es mich wieder in den Fingern kitzelt.
Auch anzumerken ist, dass ich ja wie alle ein fehlbarer Mensch bin und vielleicht einiges anders interpretiere oder gelesen habe, als andere.
Sie handelt von dem Berg Mormont im Orbetal, dort wurde die vermutlich grösste keltische Kultstätte ausgegraben: unzählige "Opfergruben" wurden entdeckt, welche gezielte, mehrschichtige Opfergaben an die Götter enthalten. Ein Grabhügel kann ausgeschlossen werden, es muss sich um eine Kultstätte gehandelt haben.
Traurig ist es jedoch, weil hier eine heilige Stätte - wenn nicht sogar DIE heilige Stätte der alten Helveter - langsam aber stetig abgetragen wird: der Berg soll komplett verwertet werden, denn das Kalksteinwerk hungert nach neuem Profit.
Ich habe soeben einen Beitrag von Kolag_Hraban aus dem Jahr 2014 gelesen, indem er schildert, dass es Übereinstimmungen zwischen dem 2. Merseburger Zauberspruch und dem altindischen Atharvaveda gibt. Mal wieder mehr ein Hinweis zur indogermanischen Völkerwanderung. Man entdeckt immer mehr Überschneidungen!
Ich dachte diese beiden Sprüche sind eines eigenen Threads würdig, zumal ich noch 2 schöne Vertonungen gefunden habe
Die zwei Merseburger Zauberformeln sind in althochdeutscher Sprache niedergeschrieben und nehmen Bezug auf Themen und Figuren der vorchristlichen germanischen Mythologie. Diese Schriften wurden damals im Domkapitel von Merseburg entdeckt und von Jacob Grimm 1842 erstmals veröffentlicht:
1. Merseburger Zauberspruch
Eiris sazun idisi, ein Germanisches Mantra des Loslassens, der Befreiung aus den Fesseln der Feinde. Heute würden wir sagen, aus unseren eigenen Fesseln und Gewohnheiten, von alten Mustern, Blockaden und vielen anderen Verhaftungen:
Einst saßen Frauen, setzten sich neben die Krieger hierhin und dorthin. einige banden Fesseln, einige hielten das Heer auf, einige lösten ringsumher die Fesseln: entspringe dem Fesselband, entflieh den Feinden.
Germanische Schutzgöttinen (idisen) setzten sich an verschiedenen Orten zu den Gefangenen nieder. Sie lösten nicht einfach allen die Fesseln, sondern nahmen wahr, was jeder zu seiner wirklichen Befreiung benötigte. Manchen banden sie dabei die Fesseln sogar noch enger, für manche hielten sie das Heer auf, um Zeit zu gewinnen, einigen brauchten sie nur die Fesseln zu lösen.
Mit diesen wenigen Worten aus dem kriegerischen Alltag der Germanen, wird eine Betrachtung des Lebens nach dem Prinzip der Polarität (positiv-neutral-negativ) wiedergegeben, wie sie bereits in der hermetischen Philosophie des alten Ägyptens (Kybalion) zu finden ist.
Wichtig für uns ist, wie bei allen Mantren und anderen alten Texten, dass sich die Bedeutung nicht sofort beim Lesen der einfachen Übersetzung erschließt. Wir müssen diese Worte laut aussprechen, oder singen. Erst dann öffnet sich nach und nach ein Raum, mit dem wir jenseits unseres alltäglichen Verstandes, in Resonanz gehen können. Hier gibt es archaische Bilder und Gefühle, die jeder von uns, unabhängig von seinem zeit geistigen oder kulturellen Hintergrund, versteht.
2. Merseburger Zauberspruch
Phol ende uuodan vuoron zi holza, du uuart demo balderes uolon sin uuoz birenkict,
thu biguolen sinhtgunt,sunna era suister, thu biguolen frija, uolla era suister
Phol und Wotan ritten durch den Wald, da wurde des Baldurs (=Phol) Pferd der Fuß verrenkt, da besprach ihn Sinhtgunt, und Sunna ihre Schwester da besprach ihn Frija, Volla ihre Schwester
da besprach ihn Wotan,so er es wohl konnte: so wie das Bein verrenkt ist, so wie das Blut verrenkt ist, so wie das Glied verrenkt ist,
Phol, dem germanischen Gott des Frühlings und der Fruchtbarkeit, und Uuodan (Wotan), dem obersten Gott der Germanen, die gemeinsam durch den Wald reiten. Da verrenkt sich das Pferd Baldurs (Baldur = Phol) den Fuß. Das Pferd symbolisiert in der Mythologie häufig auch die männliche Kraft und Sexualität. In diesem Moment kommen die weiblichen Gottheiten ins Spiel. Sinhtgunt und ihre Schwester Sunna ( die Sonne), Frija, die Göttin der Schönheit und Liebe, und ihre Schwester Volla (möglicherweise die Gemahlin des Phol), die mit einem Segen die Verletzung besprechen. Und Wotan tut das seine, so wie er es wohl kann, dazu. So wird durch die Verbindung der weiblichen und männlichen Kräfte die Trennung aufgehoben, alles kommt wieder zusammen, so wie es sein sollte.
Ich persönlich finde diese Sprüche sehr faszinierend und werde das 1. "Mantra" in meine Meditation einbauen, vielleicht erfahre ich dann noch mehr über die tiefere Bedeutung. Ich war schon lange auf der Suche nach Alternativen zu den indischen Mantras (welche ich aber nach wie vor sehr schätze).
Wer weiss, vielleicht lagen diese Zaubersprüche seit hunderten von Jahren im Domkapitel von Merseburg?
Es war einmal ein junger Kerl, der ließ sich als Soldat anwerben, hielt sich tapfer, und war immer der vorderste wenn es blaue Bohnen regnete. Solange der Krieg dauerte, gieng alles gut, aber als Friede geschlossen ward, erhielt er seinen Abschied, und der Hauptmann sagte er könnte gehen wohin er wollte. Seine Eltern waren todt, und er hatte keine Heimat mehr, da gieng er zu seinen Brüdern, und bat sie möchten ihm so lange Unterhalt geben bis der Krieg wieder angienge. Die Brüder aber waren hartherzig, und sagten „was sollen wir mit dir? wir können dich nicht brauchen, sieh zu wie du dich durchschlägst.“ Der Soldat hatte nichts übrig als sein Gewehr, das nahm er auf die Schulter, und wollte in die Welt gehen. Er kam auf eine große Heide, auf der nichts zu sehen war, als ein Ring von Bäumen; darunter setzte er sich ganz traurig nieder, und sann über sein Schicksal nach. „Ich habe kein Geld,“ dachte er, „ich habe nichts gelernt als das Kriegshandwerk, und jetzt weil Friede geschlossen ist, brauchen sie mich nicht mehr; ich sehe voraus ich muß verhungern.“ Auf einmal hörte er ein Brausen, und wie er sich umblickte, stand ein unbekannter Mann vor ihm, der einen grünen Rock trug, recht stattlich aussah, aber einen garstigen Pferdefuß hatte. „Ich weiß schon was dir fehlt,“ sagte der Mann, „Geld und Gut sollst du haben, so viel du mit aller Gewalt durchbringen kannst, aber ich muß zuvor wissen ob du dich nicht fürchtest, damit ich mein Geld nicht umsonst ausgebe.“ „Ein Soldat und Furcht, wie paßt das zusammen?“ antwortete er, „du kannst mich auf die Probe stellen.“ „Wohlan,“ antwortete der Mann, „schau hinter dich.“ Der Soldat kehrte sich um, und sah einen großen Bär, der brummend auf ihn zutrabte. „Oho,“ rief der Soldat, „dich will ich an der Nase kitzeln, daß dir die Lust zum Brummen vergehen soll,“ legte an, und schoß den Bär auf die Schnauze, daß er zusammenfiel und sich nicht mehr regte. „Ich sehe wohl,“ sagte der Fremde, „daß dirs an Muth nicht fehlt, aber es ist noch eine Bedingung dabei, die mußt du erfüllen.“ „Wenn mirs an meiner Seligkeit nicht schadet,“ antwortete der Soldat, der wohl merkte wen er vor sich hatte, „sonst laß ich mich auf nichts ein.“ „Das wirst du selber sehen,“ antwortete der Grünrock, „du darfst in den nächsten sieben Jahren dich nicht waschen, dir Bart und Haare nicht kämmen, die Nägel nicht schneiden, und kein Vaterunser beten. Dann will ich dir einen Rock und Mantel geben, den mußt du in dieser Zeit tragen. Stirbst du in diesen sieben Jahren, so bist du mein, bleibst du aber leben, so bist du frei, und bist reich dazu für dein Lebtag.“ Der Soldat dachte an seine Noth, und da er so oft in den Tod gegangen war, wollte er es auch jetzt wagen, und willigte ein. Der Teufel zog den grünen Rock aus, reichte ihm den hin, und sagte, „wenn du den Rock an deinem Leibe hast, und in die Tasche greifst, so wirst du die Hand immer voll Geld haben.“ Dann zog er dem Bären die Haut ab, und sagte „das soll dein Mantel sein, darauf mußt du auch schlafen, und darfst dich in kein Bett legen. Und wegen dieser Tracht sollst du Bärenhäuter heißen.“ Hierauf verschwand der Teufel.
Der Soldat zog den Rock an, griff in die Tasche, und fand daß die Sache ihre Richtigkeit hatte. Dann hieng er die Bärenhaut um, gieng in die Welt, war guter Dinge, und unterließ nichts was ihm wohl und dem Gelde wehe that. Im ersten Jahr gieng es noch leidlich, aber in dem zweiten sah er schon aus wie ein Ungeheuer. Das Haar bedeckte ihm fast das ganze Gesicht, sein Bart glich einem Stück grobem Filztuch, seine Finger hatten Krallen, und sein Gesicht war so mit Schmutz bedeckt, daß wenn man Kresse hinein gesät hätte, sie aufgegangen wäre. Wer ihn sah, lief fort, weil er aber aller Orten den Armen Geld gab, damit sie für ihn beteten daß er in den sieben Jahren nicht stürbe, und weil er alles gut bezahlte, so erhielt er doch immer noch Herberge. Im vierten Jahr kam er in ein Wirthshaus, da wollte ihn der Wirth nicht aufnehmen, und wollte ihm nicht einmal einen Platz im Stall anweisen, weil er fürchtete seine Pferde würden scheu werden. Doch als der Bärenhäuter in die Tasche griff, und eine Hand voll Ducaten herausholte, so ließ der Wirth sich erweichen, und gab ihm eine Stube im Hintergebäude, doch mußte er versprechen sich nicht sehen zu lassen, damit sein Haus nicht in bösen Ruf käme.
Als der Bärenhäuter Abends allein saß, und von Herzen wünschte daß die sieben Jahre herum wären, so hörte er in einem Nebenzimmer ein lautes Jammern. Er hatte ein mitleidiges Herz, öffnete die Thüre, und erblickte einen alten Mann, der heftig weinte, und die Hände über dem Kopf zusammen schlug. Der Bärenhäuter trat näher, aber der Mann sprang auf, und wollte entfliehen. Doch endlich, als er eine menschliche Stimme vernahm, ließ er sich bewegen, und das freundliche Zureden des Bärenhäuters brachte ihn dahin, daß er ihm die Ursache seines Kummers offenbarte. Sein Vermögen war nach und nach geschwunden, er und seine Töchter mußten darben, und er war so arm, daß er den Wirth nicht einmal bezahlen konnte, und ins Gefängnis sollte gesetzt werden. „Wenn ihr weiter keine Sorgen habt,“ sagte der Bärenhäuter, „Geld habe ich genug.“ Er ließ den Wirth herbeikommen, bezahlte ihn, und steckte dem Unglücklichen noch einen Beutel voll Geld in die Tasche.
Als der alte Mann sich aus seinen Sorgen erlöst sah, wußte er nicht womit er sich dankbar beweisen sollte. „Komm mit mir,“ sprach er zu ihm, „meine Töchter sind alle Wunder von Schönheit, wähle dir eine davon zur Frau. Wenn sie hört was du für mich gethan hast, so wird sie sich nicht weigern. Du siehst freilich ein wenig seltsam aus, aber sie wird dich schon wieder in Ordnung bringen.“ Dem Bärenhäuter gefiel das wohl, und er gieng mit. Als ihn die älteste erblickte, entsetzte sie sich so gewaltig vor seinem Antlitz, daß sie aufschrie und fort lief. Die zweite blieb zwar stehen, und betrachtete ihn, von Kopf bis zu Füßen, dann aber sprach sie „wie kann ich einen Mann nehmen, der keine menschliche Gestalt mehr hat? Da gefiel mir der rasierte Bär noch besser, der einmal hier zu sehen war, und sich für einen Menschen ausgab, der hatte doch einen Husarenpelz an und weiße Handschuhe. Wenn er nur häßlich wäre, so könnte ich mich an ihn gewöhnen.“ Die jüngste aber sprach „lieber Vater, das muß ein guter Mann sein, der euch aus der Noth geholfen hat, habt ihr ihm dafür eine Braut versprochen, so muß euer Wort gehalten werden.“ Es war Schade, daß das Gesicht des Bärenhäuters von Schmutz und Haaren bedeckt war, sonst hätte man sehen können wie ihm das Herz im Leibe lachte, als er diese Worte hörte. Er nahm einen Ring von seinem Finger, brach ihn entzwei, und gab ihr die eine Hälfte; die andere behielt er für sich. In ihre Hälfte aber schrieb er seinen Namen, und in seine Hälfte schrieb er ihren Namen, und bat sie ihr Stück gut aufzuheben. Hierauf nahm er Abschied, und sprach „ich muß noch drei Jahre wandern. Komm ich dann wieder zurück, so wollen wir unsere Hochzeit feiern, komm ich aber nicht wieder, so bist du frei, denn ich bin dann todt. Bitte aber Gott daß er mir das Leben erhält.“
Die arme Braut kleidete sich ganz schwarz, und wenn sie an ihren Bräutigam dachte, so kamen ihr die Thränen in die Augen. Von ihren Schwestern ward ihr nichts als Hohn und Spott zu Theil. „Nimm dich in Acht,“ sagte die älteste, „wenn du ihm die Hand reichst, so schlägt er dir mit der Tatze darauf.“ Hüte dich,“ sagte die zweite, „die Bären lieben die Süßigkeit, und wenn du ihm gefällst, so frißt er dich auf.“ „Du mußt nur immer seinen Willen thun,“ hub die älteste wieder an, „sonst fängt er an zu brummen.“ Und die zweite fuhr fort „aber die Hochzeit wird lustig sein, Bären die tanzen gut.“ Die Braut schwieg still, und ließ sich nicht irre machen. Der Bärenhäuter aber zog in der Welt herum, von einem Ort zum andern, that Gutes, wo er konnte, und gab den Armen reichlich, damit sie für ihn beteten. Endlich als der letzte Tag von den sieben Jahren anbrach, gieng er wieder hinaus auf die Heide und setzte sich unter den Ring von Bäumen. Nicht lange, so sauste der Wind, und der Teufel stand vor ihm, und blickte ihn verdrießlich an; dann warf er ihm den alten Rock hin, und verlangte seinen grünen zurück. „So weit sind wir noch nicht,“ antwortete der Bärenhäuter, „erst sollst du mich reinigen.“ Der Teufel mochte wollen oder nicht, er mußte Wasser holen, den Bärenhäuter abwaschen, ihm die Haare kämmen und die Nägel schneiden. Hierauf sah er wie ein tapferer Kriegsmann aus, war viel schöner als je vorher.
Als der Teufel glücklich abgezogen war, so war es dem Bärenhäuter ganz leicht ums Herz. Er gieng in die Stadt, that einen prächtigen Sammetrock an, setzte sich in einen Wagen mit vier Schimmeln bespannt, und fuhr zu dem Haus seiner Braut. Niemand erkannte ihn, der Vater hielt ihn für einen vornehmen Feldobrist, und führte ihn in das Zimmer, wo seine Töchter saßen. Er mußte sich zwischen den beiden ältesten niederlassen: sie schenkten ihm Wein ein, legten ihm die besten Bissen vor, und meinten sie hätten keinen schönern Mann auf der Welt gesehen. Die Braut aber saß in schwarzem Kleide ihm gegenüber, schlug die Augen nicht auf, und sprach kein Wort. Als er endlich den Vater fragte, ob er ihm eine seiner Töchter zur Frau geben wollte, so sprangen die beiden ältesten auf, liefen in ihre Kammer, und wollten prächtige Kleider anziehen, denn eine jede bildete sich ein, sie wäre die Auserwählte. Der Fremde, sobald er mit seiner Braut allein war, holte den halben Ring hervor, warf ihn in einen Becher mit Wein, und reichte ihr den Becher über den Tisch. Sie nahm ihn an, aber als sie getrunken hatte, und den halben Ring auf dem Grund liegen fand, so schlug ihr das Herz. Sie holte die andere Hälfte, die sie an einem Band um den Hals trug, hielt sie daran und es zeigte sich daß beide Theile vollkommen zu einander paßten. Da sprach er „ich bin dein verlobter Bräutigam, den du als Bärenhäuter gesehen hast, aber durch Gottes Gnade habe ich meine menschliche Gestalt wieder erhalten und bin wieder rein geworden.“ Er gieng auf sie zu, umarmte sie, und gab ihr einen Kuß. Indem kamen die beiden Schwestern in vollem Putz herein, und als sie sahen daß der schöne Mann der jüngsten zu Theil geworden war, und hörten daß das der Bärenhäuter war, liefen sie voll Zorn und Wuth hinaus; die eine ersäufte sich im Brunnen, die andere erhenkte sich an einem Baum. Am Abend klopfte jemand an der Thüre, und als der Bräutigam öffnete, so wars der Teufel im grünen Rock, der sprach „siehst du, nun habe ich zwei Seelen für deine eine.“
Interpretation:
Die Erzählforscherin Hedwig von Beit deutet das schmutzig-werden in "Des Teufels rußiger Bruder" und "Der Bärenhäuter" als Angleichung an den Schatten, der Menschen isoliert und sich seelisch entwickeln lässt. Kollektiv lebt in diesen Märchen der Odins- oder Berserkerglaube fort: Pferdefuß, grüner Rock und geteilter Ring sind häufige Attribute Odins und für Bärenhäuter gibt es ja zahlreiche Überlieferungen aus der germanischen Kultur. Nur bei persönlichen Unzulänglichkeiten, wie dem Neid der Schwestern, ist der Teufel gefährlich. Nach Wilhelm Salber geht es hier im Kern um Umwertungen, die zur Hoffnung führen, durch bloßes Aushalten Unmögliches verfügbar zu machen.
Auszug eines Artikels (Klaus Andriessen) über ein Buch von Alice Dassel:
Zitat„Eine moderate Gesellschaftskritik und ein tiefes Verständnis von den inneren Veränderungen, die in einer Krisensituation in den Menschen ablaufen, prägt Dassels Auseinandersetzung mit den Märchenstoffen. Am „Bärenhäuter“ etwa macht sie deutlich, welche positiven Kräfte aus der Anteilnahme und Hinwendung zum Mitmenschen erwachsen, selbst wenn man von den äußeren Normen der Gesellschaft weit entfernt ist und gar vorübergehend einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat.“
im aargauischen Fricktal wurde ein sensationeller römischer Münzschatz gefunden. Die Münzen sind aus einer wertvollen Bronze-Legierung mit sehr hohem Silber-Anteil und sind sehr gut erhalten. Die Forscher vermuten, dass die Münzen kurz nach Prägung aus dem Verkehr gezogen wurden. Hat sich hier vielleicht jemand einen Notvorrat aus der Prägewerkstatt geknausert? Oder wurden die Münzen aus rituellem Hintergrund vergraben?
Hoffentlich kommen noch mehr Details ans Licht...
Die über 4000 Münzen sollen im Vindonissa-Museum ausgestellt werden. Ich denke für mich wird es höchste Zeit, mal dorthin zu gehen.
vor ein Paar Wochen war ich mit meiner Freundin auf dem Megalithweg in Solothurn. Das war echt eine faszinierende Rundwanderung. Ich dachte, das könnte Euch interessieren, vielleicht kennen ihn ja einige bereits.
Angefangen beim Schloss Waldegg, einem Landsitz der Schultheissenfamilie Besenval (1690 fertiggestellt - mit herrlicher Gartenanlage), machten wir uns auf den etwa vierstündigen Pfad: er führt an 13 Stationen vorbei. Darunter sind Schalensteine, gigantische Findlinge - teils sogar nach astronomischer Ausrichtung - also von Menschenhand platziert.
Sehr interessant ist der "Gnappstein", welcher zu der Kategorie der Waag- oder Wackelsteine gehören könnte. Er gleicht einem Orakel- oder Kulttisch, dessen riesige "Tischplatte" relativ einfach bewegt werden konnte.
Aber am meisten erstaunte mich der Froschstein. Möglicherweise wurde beim "Gesicht" hier etwas nachgeholfen, sicherlich durch unserer Ahnen Hände geschaffen wurde jedoch die Öffnung am hinteren Teil, welche als "Gebäröffnung" interpretiert werden kann. Der Frosch stand für das Leben und galt als Gehilfe der Erdmutter.
Der sogenannte "Rütschelistein" passt auch in dieses mütterliche Schema: Frauen rutschten auf diesem herab, um die Kraft der Erdmutter zu erhalten und zu empfangen.
Am Ende des Weges erwartete uns dann die Verenaschlucht. Dort wurde ein heidnischer Kultort in einer Höhle von den Christen kurzerhand zugemauert. Davor pflanzte man eine Kapelle. Der Umfang und der genaue Zweck dieses Kultplatzes ist leider nicht bekannt - laut meinem Wissensstand wurde die Höhle nie genauer zur Untersuchung freigegeben. Leider! Jedoch liegt es ja nahezu auf der Hand, dass hier eine mütterliche Gottheit verehrt wurde. Der Frosch steht für die Erdenmutter, ebenfalls weist der Rütschelistein darauf hin. Das interessante an der Geschichte ist, dass selbst die Christen diesen Kult der Empfängnis weiterführten: in der Schlucht gibt es noch heute das "Chindliloch". Wenn eine Frau in diese Nische ihre Hand hält, wird sie schwanger. (Was zum Beispiel, nach jahrelangen Versuchen, bei der Frau von Wolf-Dieter Storl so war) Die heilige Verena hat auch etwas mütterliches, als Schutzpatronin der Haushälterinnen.
Der ganze Weg war echt beeindruckend und mich lässt der Gedanke nicht los, dass dort am uralten Aare-Übergang vielleicht ein heidnischer Kultort war, der heute in seiner Bedeutung masslos unterschätzt wird - die kath. Kirche hat natürlich hier auch ihren Beitrag dazu geleistet.
Vielleicht habt Ihr ja mal Lust auf einen Ausflug dorthin: es würde sich wirklich lohnen.
anbei noch ein interessanter Artikel aus der Solothurner Zeitung, Forscher fanden bei Raben soziale Strukturen vor, wie man sie sonst nur von Schimpansen und Menschen kennt:
Dass Raben höchst intelligente Tiere sind, dürfte allgemein bekannt sein. Ein wahrlich faszinierendes Tier. Hiermit dürfte die Freundschaft zwischen Gedanken und Erinnerung also auch wissenschaftlich belegt sein .
Der Bär begleitet mich seit meiner Kindheit, es ist erstaunlich, welch schlechten Ruf er heute hat, da der Bär doch so lange und in so vielen Kulturen verehrt wurde und weite Teile der Erde bevölkerte, stets in Harmonie mit den Menschen. Heute wird er meist mit der Flinte begrüsst, da der wilde Bär aus dem Bewusstsein unserer "Zivilisation" verschwunden ist. Ich dachte mir, ich eröffne diesen Thread, um zu erfahren, wie Ihr über den Bären denkt und ob Ihr vielleicht schon Erfahrungen mit Ihm gemacht habt. Vielleicht können wir den Bären ja gemeinsam in Europa wieder in die Wirklichkeit träumen.
Artio
Die im Jahr 1832 in Muri bei Bern gefundene, ca. 20 cm hohe Bronzeplastik, stellt eine sitzende Göttin mit Fruchtkorb dar. Vor ihr steht ein riesiger Bär, dem sie offenbar die Früchte anbietet. Auf dem Sockel der Plastik steht die Inschrift: DEAE ARTIONI LICINIA SABINELLA, auf Deutsch übersetzt „Der Göttin Artio. Licina Sabinella (stiftete dies)“.
Dies zeigt wie eng die Beziehung unserer noch nicht romanisierten Vorfahren zu den Bären war. Im Zuge der Romanisierung wurde der alte Bärenkult der Helveter also nicht verboten, sondern adaptiert: die keltische Göttin Artio wird in der Interpretatio Romana der Diana gleichgesetzt.
Die Statuette von Bern zeigt den Bären zwischen einem Stammbaum mit offen entblösstem Eichel-Spitz und einer entspannt leicht zurück lehnenden Frau bei einem Blüten-Kelch, vermutlich mit Mispel-Blüten. Hier ist im Bären also eine Symbolik der Befruchtung vorhanden, während die Göttin Artio die Empfängis, die Fruchtbarkeit, darstellt. Sei es Artio, Artemis oder Diana - sie alle stehen für die Jagd, den Wald und haben mütterliche Aspekte: sie stehen für die Wandlung, für Neubeginne oder eben für das Gebären. Sie empfangen im Herbst und ziehen sich in die Dunkelheit zurück, um dann im Frühling neues Licht zu gebären.
Der Höhlenbär
In der Steinzeit lebte der riesige Höhlenbär in Europa. Es gab sie in der Schweiz nachweisbar vor allem in den hoch gelegenen Höhlen um den Säntis herum. Forscher haben nun anhand von Untersuchungen des gefundenen Knochenmaterials herausgefunden, dass in einer Höhle (ich weiss leider nichtmehr welche und wo) zur gleichen Zeit Höhlenbären und Neanderthaler gewohnt haben. Hierbei stellten einige die Vermutung auf, dass die Urmenschen höchstwahrscheinlich friedlich mit den Bären je unterschiedliche Teile der Höhle genutzt haben. Der Höhlenbär ernährte sich vollkommen vegetarisch, was also zu einem friedlichen Leben sicherlich beigesteuer hat. Sitzt also vielleicht der Kern des weit verbreiteten Bärenkults in der Steinzeit?
Indianer
Viele Sagen der Indianer oder der slawischen Urvölker beinhalten Schöpfungsmythen in Zusammenhang mit Bären. Manchmal stammen die Menschen von den Bären ab und manchmal ist es umgekehrt. Hier möchte ich eine erzählen:
In einem Dorf lebte ein Junge, der sich nicht wie seine Freunde benehmen wollte: er wusch sich nicht, ass nur Wurzeln Beeren und streunte lieber durch die Wälder, als dass er Jagen ging. So kam es, dass der Junge monatelang in den Wäldern war, bis er eines Tages garnichtmehr heimging und sich mehr und mehr in den ersten seiner Art - einen Bären - verwandelte. Eines Tages hörte er in der Ferne die Hilfeschreie seiner Geschwister, derer Stimmen er nicht vergessen hatte. Er preschte wild aus dem Wald hervor und verscheuchte die Wölfe, die seine ausgehungerten Verwandten angriffen. Der Älteste erkannte den Jungen und sprach: Ohwe! Wir leben in Elend, denn unsere Ernte ist ausgefallen, und die Jagdgründe sind erschöpft. Du jedoch lebst wohlbehütet und wild in der Natur - wir wollen es Dir gleich tun. Und so lebte das Volk von nun an im Wald und verwandelte sich wie der Junge zu Bären.
Viele Stämme assen auch deshalb normalerweise kein Bärenfleisch, sondern jagten rituell einen Bären und opferte Ihn dem grossen Geist, um dann die Kraft des Bären im rituellen Mahl aufzunehmen. Die Bären wurden als Verwandte angeshen, die man Ehren musste. Es gibt auch Berichte von Indianern, die erzählen, dass die Frauen und Kinder am gleichen Ort wie die Bären Beeren sammelten, manchmal sogar am gleichen Strauch, solange man den Bären den Vortritt liess, gab es nie Probleme.
Hier sind noch ein paar schweizer Sagen zum Bären:
Der Berner Bär
Nach einer Legende soll der Stadtgründer Herzog Berchtold V. von Zähringen die neue Stadt nach dem ersten bei der Jagd im zukünftigen Stadtgebiet erlegten Tier – einem Bären – benannt und den Bär als Wappen- tier gewählt haben. Der Berner Chronist Conrad Justin- ger hielt diese Legende erstmals 1415 in seiner Berner Chronik fest. Im dem 1585/1586 von Humbert Mare- schet geschaffenen Gemäldezyklus «Die Gründung und Erbauung der Stadt Bern im Jahre 1191» wurde die Legende von der Stadtgründung in acht Bildern darge- stellt: Im ersten Bild betraut Herzog Berchtold Cuno von Bubenberg mit der Erbauung einer neuen Stadt; dieser befragt seine Jäger nach einem günstigen Platz, und er wird auf die Aareschleife mit der Burg Nydegg verwiesen. Das zweite Bild zeigt die Jagd, die im dortigen Eichenwald veranstaltet wird – das erste erlegte Tier soll der künftigen Stadt den Namen geben und Wappentier werden. In den nächsten Bildern wird der erlegte Bär im Triumph zurückgebracht und dem Herzog von Zähringen vorgeführt, in den folgenden Bildern der Wald gerodet und die Stadt erbaut. Der Ge- mäldezyklus, der in der Burgerstube die dort empfange- nen fremden Gesandten beeindrucken sollte, war ein wichtiges Instrument für die Identitätsbildung der Berner, die Totemfigur des Bären, der mitten im erwählten Land geopfert und zu heraldischen Würden erhoben wird, war dabei das zentrale Thema.
Seither steht der Bär als Wappentier der Berner für Ihre Wehrhaftigkeit und wird selbst heute noch fast kultisch verehrt. Wer einmal erlebt hat, wie die alten Frauen am Bärengraben mit "Ihren" Mutzen reden und sie trotz Verbot mit selbstgebackenen Honigplätzchen verwöhnen, merkt schnell, dass sie den Bären nicht als Tier sehen, sondern als einen der Ihren. Man könnte sogar sagen, dass die Berner fast schon menschgewordene Bären sind.
Hierzu gibt es noch eine lustige Sage aus Bern:
Es war Fasnacht und die ganze Stadt Bern war in den Gassen, es wurde getrunken und gefeiert, gesungen und gelacht. Selbst die Wärter am Bärengraben waren am Fest und so gelang es einem Bären sich unbemerkt aus dem Graben zu stehlen. Er mischte sich unter das Volk und feierte mit den brummigen Bernern. Er frass und soff sich voll und fühlte sich wie unter seinesgleichen. In der Dunkelheit bemerkte keiner, dass es sich nicht um einen stämmigen, haarigen Berner, sondern um einen Bären handelte. Der Bär schloss sich einer Gruppe Fasnächtler an und zog bis zum Morgengrauen mit ihnen durch die Gassen. Als es jedoch hell wurde, bemerkten die Fasnächtler plötzlich, dass unter Ihnen ja ein Bär ist! Da sagte der eine: Ich hab mir schon gedacht, dass mit dem was nicht stimmt, der war viel zu höflich!
St. Gallus und der Bär
Der irische Missionar Gallus machte es sich zur Lebensaufgabe, die heidnischen Alemannen zu missionieren. So kam er an das Ufer des Bodensees. Dort kamen er und seine Gefährten an ein heidnisches Opferfest herangetreten, bei dem aus riesigen Fässern dem Gott Woden Bier geopfert wurde. In eifrigem Glauben verschüttete er (Schande über sein Haupt ) das Opferbier und zerstörte die Götzenbilder der Heiden. Erstaunt durch solchen Mut wechselten einige sofort den Glauben, die grossen Meute jedoch war empört und erschlug einige Gefährten des Gallus. Gallus konnte fliehen und begab sich nun auf die Suche nach einem Ort, wo er eine Klause erbauen wollte. So kam es, dass Gallus stolperte und als die an seinem Wanderstab angebundenen Reliquien den Boden berührten, sah er dies als ein Zeichen. Hier würde der Legende nach später die Stadt St. Gallen entstehen.
Nun wird vom Bau dieser Klause folgendes berichtet: Während sein Begleiter schlief, war Gallus noch wach, als plötzlich ein Bär auftauchte. Gallus liess sich nicht einschüchtern, auch dann nicht, als der Bär sich aufrichtete. Gallus befahl dem Bären im Namen des Herrn, ein Stück Holz ins Feuer zu werfen. Der Bär gehorchte und trug das Holz zum Feuer. Anschliessend gab Gallus dem Bären ein Brot, unter der Bedingung, dass er sich nie mehr blicken lasse. Hiltibod, der mitgehört hatte, sagte zu Gallus: „Jetzt weiss ich, dass der Herr mit dir ist, wenn selbst die Tiere des Waldes deinem Wort gehorchen.“ Der Bär tauchte nie wieder auf. Der Bär wurde später zum Wappentier der Stadt St. Gallen.
Der Bär ist auch Gallus’ wichtigstes Insignium, er wird fast immer mit einem Bären an seiner Seite dargestellt.
Hierbei stellt sich die Frage, ob der Bär in dieser Sage nicht sinnbildlich für den alten, heidnischen Glauben der heimischen Alemannen gedeutet werden kann. Hat denn nicht der Gallus den alten Glauben in Form des Bären geknechtet? Ich denke es ist kein Zufall, dass sich der Bär als Sinnbild für den alten Bärenkult auf der Darstellung des Gallus unterwürfig zu seinen Füssen befindet.
Krafttier Bär
Der Bär ist ein starkes Krafttier, dem die Indianer, wohl auch auf Grund seiner Kräuterkenntnisse, grosse Heilkunst beipflichten.
Artio hat auch einen schamanistischen Aspekt. Sie empfängt im Herbst und verbringt die Zeit des Winterschlafes gleichsam mit einer Reise in die Dunkelheit, in der das neue Leben in ihr heranwächst. Im Frühling, mit der Wiederkehr des Lichts taucht auch die Bärenmutter mit dem neugeborenen Jungen aus der Dunkelheit wieder auf. Für viele steht Dunkelheit für Schlimmes und Licht für Gutes. Wie angenehm können jedoch dunkle Winterabende sein, an denen man ganz bei sich sein kann. Wie unangenehm können hingegen grelle Sommertage sein, an denen man keinen Schatten findet. Artio lehrt , sich zurück zu ziehen und Dinge reifen zu lassen — in die geborgene und schützende Dunkelheit zu gehen bzw. in das Licht mit neuem Leben, neuen Ideen und Projekten zu treten — ganz je nachdem, was gerade passend ist.
Meine Erfahrungen mit dem Bären
Der Bär begleitet mich wie gesagt schon lange. Auch ich habe zur Geburt einen kleinen Teddybären geschenkt bekommen, der mich als Kind durch die Nächte begleitete, ist er doch auch noch heute, zwar kommerzialisiert und total verdreht, irgendwo in unserem Kollektivbewusstsein verankert. Immer schon faszinierten mich die Bären, da Sie wohl die besten Kräuterkundler sind, die auf Erden wandeln. Ein Biologe aus den USA meinte, ein Bär könne dir mehr über Kräuter erzählen als 20 Botaniker. Er kennt sich gut aus, so frisst er nach seinem Winterschlaf abführende Kräuter, um den "Kotpfropfen" auszuscheiden, der seinen Darmausgang über den Winter verschliesst. Anschliessend bedient er sich stoffwechselanregenden Kräutern, wie dem Bärlauch, und bringt seinen Körper auf Normalleistung. Dann wird gefressen was das Zeug hält: Wurzeln, Insekten, Kräuter und eine ganze Menge Beeren: eine Studie hat ergeben, dass wilde Bären in Amerika bis zu 200.000 Beeren pro Tag verschlingen können. Und dann im Herbst suchen Sie müde machende Wurzeln, um sich auf den Winterschlaf einzustimmen. Vielleicht haben ja unsere Ahnen dem Bären dort so einiges abgeschaut. Mit meiner Familie scheint der Bär auch über einige Generationen her verbunden zu sein: Der "Übername" meines Geschlechts, welches auch aus dem Ort stammt aus dem ich komme, ist "Röönibären". Er geht auf einen Ahnen zurück, welcher klein und stämmig war und behaart war wie ein Bär. Er war auch ein mürrischer Mensch, der brummelte und "röönte" wie ein Bär.
Ich könnte noch mehr über den Bären berichten, glaube aber dass es erstmal reicht, wollte mich eigentlich kürzer fassen . Das war nun recht ausführlich. Ich hoffe ich langweile Euch nicht, mit solch langen Beiträgen. Ich schreibe sehr gerne und finde Forums nach wie vor eine Spitzensache, auch wenn sie langsam aus der Mode kommen.
Das Thema Berserker wäre sicher eines eigenen Threads würdig. Vielleicht kitzelts mich ja wiedermal in den Fingern
Welche Erfahrungen habt Ihr mit dem Bären gemacht? Ich habe mal gelesen, dass der Urriese Ymir eine Bärengestalt gehabt haben soll, kann das jemand bestätigen? Kennt Ihr noch andere Bärenkulte oder Geschichten, die mit dem Bären zu tun haben? Ich kenne leider noch keine aus dem nordischen Mythos.
Da ich freundlicherweise, nach einigen sehr symphatischen Mails, von Kolag_Hraban an Euren Stammtisch dieses Wochenende eingeladen wurde, dachte ich mir, ich stelle mich vorgängig kurz vor.
Mein Name ist Marco, ich komme aus dem Kanton Solothurn und bin 23 Jahre alt. Angestellt bin ich momentan als IT-Supporter, befinde mich aber (Mittwochs und Wochenends) in der Ausbildung zum Naturheilpraktiker für Traditionelle Europäische Naturheilkunde. Ebenso habe ich vor Jahren den Feld-Botanik-Kurs des Schweizer Vogelschutzes abgeschlossen. Der Weg in Richtung eines alternativen Berufes, indem ich mit Pflanzen arbeiten kann, formte sich in den letzten Jahren. Ausschlaggebend hierzu war und ist meine Faszination zu Mutter Erde, Ihrer unzähligen grünen Helfer und der Wille mich auch geistig weiterzuentwickeln.
Je mehr ich mich mit wilden und domestizierten Pflanzen auseinandersetzte und meine, erst rein botanischen, Kenntnisse trainierte, desto grösser wurde auch der Wissensdurst.
So kam ich per Zufall vor 4 Jahren zu dem Buch "Ich bin ein Teil des Waldes" - von Wolf-Dieter Storl, einem Ethno-Botaniker der lange Zeit mit urtümlichen Völkern in Amerika lebte und auch in Indien wohnhaft war - dieses Buch und die vielen weiteren von Herr Storl, haben mich tief im Herzen angesprochen. Die Werke von J.R.R. Tolkien haben mich seit der Kindheit begleitet und ich fand heraus, dass sie (insbesondere das Silmarillion) auf der Basis altertümlicher nordischer Mythologie erwuchsen. Die mit alten Weisheiten gespickten Märchen der Grimm-Brüder habe ich geradezu verschlungen. Gleichzeitig fing ich an, als grosser Liebhaber der Geschichte seit der Primarschule, immer mehr Zeit mit der Geschichte antiker Kulturen zu verbringen. Durch meinen kleinen Garten, den ich von einem befreundeten Bauern umsonst bestellen kann, fand ich auch immer mehr zu den (aus meiner heutigen Sicht beseelten) Pflanzen und den Fabelwesen, die ja eventuell zu einem guten Gelingen beitragen konnten.
Eines führte zum Anderen und seitdem begeistert mich die Welt unserer Vorfahren, erst nur aus einer "romantischen" Sichtweise, ich sah die alten Götter und Naturgeister als Symbolbilder wirkender Kräfte (was Sie ja im Prinzip auch sind - aber nun eben doch mehr als diese "rationale" Ansicht verheisst). Durch das Gehen dieses Weges fühle ich mich nun auf einer geistigen Ebene stark mit Ihnen verbunden. Ich empfinde grosse Sympathien zu der indischen Mythologie (da sie ja, unter Annahme der Völkerwanderung der Indogermanischen Kultur, den gleichen Ursprung hat). Der alte Glaube unserer Vorfahren findet oft Übereinstimmungen, seien es Thor und der indische Indra, die Dreifaltigkeit in der weissen Jungfrau, der roten Mutter und der schwarzen Greisin oder die heiligen 3 Räucherkräuter der Kelten/Slawen/Indianer - Beifuss, Mariengras und Wacholder - in unterschiedlichen, lokalen Arten, überall finden sich Übereinstimmungen. Die indischen Mantras habe ich zu schätzen gelernt und baue sie oft in Räucherzeremonien ein oder meditiere mit Ihnen. Gleichsam hat mich mein Weg auch zu den Göttern unserer Vorfahren geführt. Die Dreifache Göttin, der Gehörnte Waldgott Cernunnos, der gallische-helvetische Sucellus und seine Frau Nantosuelta und eben im Besonderen die Götterwelt der Asen und Wanen.
So feiere ich auch seit ca. 2 Jahren bei Gelegenheit die traditionellen Jahreskreisfeste, meist jedoch alleine und nur anhand von "Beispiel-Riten" aus Büchern oder dem Internet. Dennoch haben mich diese Rituale innerlich sehr gestärkt und aus jedem konnte ich neue Kraft und Erkenntis ziehen. Den Aspekt der Dankbarkeit finde ich essentiell und finde auch, dass mehr davon der Welt nur Gutes bringen kann. Dann suchte ich lange in meinem Umfeld nach Interessierten, was - mit ein, zwei Ausnahmen - meist nicht auf grosses Interesse stiess, aber - den Göttern sei Dank - auch nicht auf Ablehung oder Kopfschütteln. Und so bin ich nach dieser Zeit auf Eurer Homepage gelandet und habe mich vor einigen Wochen per Mail mit Mathias in Verbindung gesetzt. Ich habe noch sehr viel zu lernen und bin froh, dass ich auf eine offene, nicht dogmatische Gemeinschaft gestossen bin, die sich nicht auf ein "Re-Enactment" der alten Kultur spezialisiert hat, sondern den alten Glauben in unserer heutigen Zeit leben will. Und wie es so gut auf Eurer Homepage steht "findet man die Götter nicht zwischen zwei Buchdeckeln".
So, ich hoffe mein Beitrag ist nicht zu lange geworden. Es ist immer schwer, seine Geschichte im Kurzformat zu Worte zu bringen.
Ich freue mich auf den Stammtisch kommenden Samstag, wo Ihr Euch auch "in Echt" ein Bild von mir machen könnt.