Foren Suche

  • Thema von Bruder Eberhard im Forum Nach(t)Gedacht

    Der seit vielen Jahrzehnten angesehene Philosoph Jochen Kirchhoff geht im Gespräch (offenbar mit seiner Tochter) der Frage nach, ob die Götter existieren. Dabei geht es nicht nur um die antiken griechischen Götter, sondern es werden ausdrücklich auch die nordisch-germanischen miteinbezogen.

    Das Faszinierende daran ist, dass hier KEIN okkultistischer und KEIN magischer Hintergrund vorliegt. Die Existenz des Neuheidentums findet im Gespräch überhaupt keine Erwähnung! Hier geht es um einen völlig anderen Ansatz, der von der Philosophie, Kunst- und Kulturgeschichte, Literatur und Ästhetik herkommt mit Bezügen u.a. auf den Dichter Friedrich Hölderlin.

    Im Laufe des Gesprächs und vor allem gegen den Schluss hin BEJAHT Jochen Kirchhoff die Existenz der Götter! Man soll nach ihnen suchen! Eine Verbindung mit den Göttern wäre eine gewaltige Bereicherung!

    Aus der Sicht eines heidnischen Zuschauers (an den sich das Video eigentlich gar nicht wendet) ist dieses Gespräch ein berührender Hochgenuss! Unbedingt anschauen!

    "Sind die Götter unter uns?"

    https://www.youtube.com/watch?v=SYeyRsA_oOk

  • Thema von Bruder Eberhard im Forum Small Talk & sonst...

    Den YT-Kanal des Magiers, Okkultisten und ehemaligen Satanisten Alexander Stier bietet etliche weitere, tiefgründige Videos zum Thema Heidentum, z.B. über Kontaktaufnahme und -pflege mit unsichtbaren Wesen, Göttern und Dämonen aller Art, Anregungen zum Opfern und vieles mehr. (Selber durchforsten!)

    Seit einiger Zeit bekennt sich Alexander Stier vorrangig zum antiken griechischen Heidentum mit Zeus als obersten Gott (Hellenismos) und in diesem Zusammenhang auch vermehrt zum Neuplatonismus.

    Hier gibt es ein ziemlich neues Gespräch mit Wolfgard vom Kanal "Wolfgards Darker Magic", der sich seinerseits vorrangig zum römischen Heidentum bekennt. Gelebte altgriechische und römische Spiritualität prallen hier aufeinander, wobei stellenweise auch das nordisch-germanische Heidentum Erwähnung findet. (Allerdings lehne ich an einer Stelle die Behauptung bezüglich der christlichen Einflüsse in der Edda entschieden ab.) Da beide Herren unabhängig voneinander praktizierende Hardcore-Okkultisten sind, ist dieses Gespräch geistig besonders nahrhaft:

    Ein Gespräch unter Heiden (Gelebtes Heidentum)

    https://www.youtube.com/watch?v=yMvPLbpQ6lw

  • Vorstellung HaselzweigDatum25.01.2020 18:34
    Foren-Beitrag von Bruder Eberhard im Thema Vorstellung Haselzweig

    Guten Abend, Haselzweig

    Herzlich willkommen in unserer bescheidenen Runde und besten Dank für Deine Vorstellung! :)
    Mit grosser Anteilnahme habe ich Deine persönlichen Worte gelesen.

    Bezüglich näherer Angaben zum Stammtisch kannst Du Dich bitte per PM an den guten Kolag Hraban wenden.
    (Aus Gründen der Diskretion.)

    Mit besten Grüssen
    Eberhard

  • Herzog WidukindDatum27.01.2019 18:27
    Thema von Bruder Eberhard im Forum Historie & Archaeo...

    Es existieren mehrere völlig verschiedene, professionell gemachte Geschichtsdokus aus dem Fernsehen über Karls "des Grossen" Bekehrungs- und Vernichtungskrieg gegen die heidnischen Sachsen im heutigen Norddeutschland (der Krieg dauerte insgesamt von 772 bis 804) und über deren legendären heidnischen Widerstandskämpfer Herzog Widukind:

    Karl der Grosse und die Sachsen (ZDF Neo):
    https://www.youtube.com/watch?v=jyCfi4Q-j0w

    Mit Schwert und Kreuz: Karl der Grosse und die Sachsenmission (ZDF Doku/Phoenix):
    https://www.youtube.com/watch?v=afeDLF9Til8

    Karl der Grosse (2/3): Krieg gegen die Sachsen (Arte):
    https://www.youtube.com/watch?v=b4faY0_tWBU

    Karl der Grosse (Fortsetzung 3/3) (Arte):
    https://www.youtube.com/watch?v=Qf-NUIoymV4

    Reportage über Karl den Grossen (inkl. Sachsenkrieg):
    https://www.youtube.com/watch?v=NoTqOlaSQEE

  • Thema von Bruder Eberhard im Forum Nach(t)Gedacht

    Unglaublich, aber wahr: Die Un-Zeitgenossen Platon und Friedrich Nietzsche sind sich einmal begegnet! Zumindest von Schauspielern vor vielen Jahren auf 3Sat gemimt. Zwei gegensätzlichere und unversöhnlichere Philosophen lassen sich nur schwerlich für ein Streitgespräch aufbieten.

    Dabei halte ich mir vor Augen, dass Nietzsche teilweise einen heimlichen Einfluss auf die Denkweise im modernen Neuheidentum hat, jedoch aus diesem Streitgespräch mehrfach deutlich hervorgeht (der Wahrheit entsprechend), dass es Platon ist, der einen spirituellen Bezug zu den heidnischen Göttern hat, nicht Nietzsche.

    35 Minuten, köstlich!

    https://www.youtube.com/watch?v=7NXdY-vq4CQ

  • Hellenismos: Griechische NeuheidenDatum19.06.2017 20:36
    Thema von Bruder Eberhard im Forum Tradition

    Auf Englisch gibt es einige hochinteressante kürzere Dokus über die neuheidnische Bewegung in Griechenland, die üblicherweise als "Hellenismos" bezeichnet wird. (Nicht zu verwechseln mit dem kulturellen Begriff "Hellenismus"!)

    Es gefällt mir, sich davon inspirieren zu lassen, wie heutigentags die Griechen heidnisch-antike Ästhetik zum Ausdruck verhelfen sowie ihre Zeremonien unter freiem Himmel inszenieren. Und man lernt einen neuen Begriff kennen: Einige griechische Polytheisten (nicht alle!) bezeichnen sich selbst als "Dodekatheisten", sofern sie die zwölf olympischen Hauptgötter verehren (abgeleitet von "dodeka" = zwölf).

    Schade, dass die geistlichen Würdenträger der in Griechenland übermächtigen griechisch-othodoxen Kirche, vor deren ausserordentlich mystischem und archaischem Ost-Christentum ich selber eigentlich einen Heidenrespekt habe, sich nur abschätzig über die wiedererstarkende heidnische Konkurrenz äussern. Schöner wäre ein friedliches und respektvolles Neben- und miteinander!


    The Greeks Who Pray to Zeus:

    https://www.youtube.com/watch?v=SBpNu4_TP9w



    The Hellenic Ethnic Religion Explained:

    https://www.youtube.com/watch?v=Z7YdW4Y2iQA

  • Wolf-Dieter Storl wieder in Zürich!Datum03.10.2016 18:07
    Thema von Bruder Eberhard im Forum Asatru Schweiz Stammti...

    Wolf-Dieter Storl beehrt heuer schon wieder das Volkshaus Zürich:
    Sonntag, 23. Oktober 2016, 14.30 Uhr - 19.30 Uhr (Fünf Stunden!)

    https://www.storl.de/veranstaltungen/gas...in-zuerich.html


    Wer kommt?

  • Zwölf HauptgötterDatum02.10.2016 19:18
    Thema von Bruder Eberhard im Forum Goetter

    Geschätzte Freunde,

    es gibt im heutigen Heidentum anscheinend die Streitfrage, ob es bei den alten Germanen und Wikingern jemals zwölf Hauptgottheiten gab. Ich bin von jeher ein Befürwörter dieser Theorie, weil die Indizien hierfür ziemlich stark wiegen. Abgesehen davon, dass die Zahl 12 in allen indoeuropäischen Kulturen eine entscheidende sakrale Rolle spielte, erscheint diese Zahl auch immer wieder in der Edda, z.B. bei den zwölf Unterweltsflüssen. In der Snorra-Edda wird diese Zahl ziemlich direkt auch auf die Asengötter bezogen, z.B. im Abschnitt über das Idafeld:

    "Ihr erstes Werk war, einen Tempel zu bauen, in dem sich ihre Sitze befinden, Allvaters Hochsitz und zwölf andere Sitze." (Gylfaginning 14)

    Es überrascht nicht, dass Allvaters Hochsitz wie in vielen anderen Mythen auch (z.B. bei König Arthurs Tafelrunde) der "gefährliche" dreizehnte ist, wobei ich seit langem vermute, dass hier wie auch anderswo in der Snorra-Edda bei genauerer Lektüre mit "Allvater" nicht Odhinn gemeint ist, sondern dass es sich hierbei um ein Kenningar für den Gott Fimbultyr oder Fimbulthul handelt.

    Im Edda-Lied Grimnismal werden in zwölf Strophen die Asenschlösser aufgeführt, die mit zwölf Ordnungszahlen durchnumeriert sind. Hier zeigt es sich, wie undenkbar alt dieser Zwölfermythos im Zusammenhang mit den Göttern sein muss, weil in eddischen Zeiten die genaue Zuordnung nicht mehr bekannt war. So werden an zweiter Stelle in Wahrheit gleich zwei Schlösser in einer Strophe verpackt, nämlich Ullers Ydalir und Freyrs Alfheim. Doch es gibt noch ein weiteres Asenschloss, welches in jener Auflistung des Grimnismals gar keine Erwähnung findet, nämlich Friggs Fensalir, was dann insgesamt bereits 14 Asenschlösser wären.

    Überhaupt kommt man in der Edda locker auf zwölf männliche Götter und sogar auf vierzehn weibliche. Mit etwas Murksen könnte man das also auf 24 Hauptgottheiten zurechtstutzen.


    Sehr viel schwerer wiegt meiner Meinung nach das Indiz, wonach es im engverwandten antiken griechisch-römischen Heidentum exakt zwölf olympische Götter gab. Sechs davon sind männlich und sechs weiblich, wobei es sich dabei keinswegs immer um Ehepaare handelt:

    Zeus (Juppiter)
    Poseidon (Neptun)
    Hera (Juno)
    Demeter (Ceres)
    Apollon (Apollo)
    Artemis (Diana)
    Athene (Minerva)
    Ares (Mars)
    Aphrodite (Venus)
    Hermes (Merkur)
    Hephaistos (Vulcanus)
    Hestia (Vesta)

    (Die römischen Götter entsprechen bei genauerer Analyse in ihrem Wesen nur ungefähr den griechischen, da sie oftmals einen völlig anderen Ursprung, Hintergrund, Charakter und Kult haben.)

    Es erstaunt dabei (oder vielleicht auch nicht, da man sich auf die Zwölferzahl beschränken musste), dass viele weitere Gottheiten, deren Mythen und Kulte im griechisch-römischen Kulturkreis äusserst bekannt und beliebt waren, nicht dazugehören, wie z.B. Asklepios (Äskulap), Persephone (Proserpina), Helios (Sol Invictus), Dionysos (Bacchus), Pan (Faun), Hades (Pluto), um von den vielen bedeutenden Gottheiten der Mysterienkulte gar nicht zu sprechen, wie Hekate, Magna Mater oder Mithras. Seltsamerweise gehört wiederum Ares, der bei den antiken Hellenen fast überhaupt nicht kultisch verehrt wurde, sondern eher gemieden (im Gegensatz zum römischen Mars), zu den zwölf olympischen Göttern. Und was ist mit dem alt-italischen Saturn, der beim Ackerbau sehr beliebt war und meiner Meinung nach mehr schlecht als recht dem griechischen Titanen Kronos gleichgesetzt wird?


    Anhand des griechisch-römischen Heidentums zeigt es sich also, dass es sich bei der Zwölferzahl der olympischen Götter lediglich um eine einst willkürlich festgelegte Anzahl der Hauptgottheiten handelt, während eine nahezu unüberschaubare Anzahl weiterer Gottheiten nicht dazugezählt wurde, wobei viele dieser "Nebengötter" bei den Verehrern individuell sehr wohl die Rolle von überragenden Hauptgottheiten einnehmen konnten, besonders bei den Eingeweihten von Mysterienkulten.

    Die Theorie, wonach ursprünglich im nordisch-germanischen Pantheon einst allgemein 12 oder 24 Gottheiten als die Hauptgötter Asgards betrachtet worden seien, bedeutet also keineswegs, dass es sich hierbei um die 24 einzigen Götter handeln würde! Selbstverständlich ist die wirkliche Anzahl der Gottheiten sehr viel grösser!

    In den hinduistischen Veden ist stets die Rede von 33'000'000 Göttern (33 Millionen)! Und Veda-Kenner versichern, dass es sich sogar dort lediglich um eine symbolische Zahl handelt, und dass die wahre Anzahl der Göttinnen und Götter im Bereich des Unendlichen liegt...

    Wie denkt Ihr darüber?

  • Die Christianisierung der WikingerDatum22.09.2016 23:56
    Thema von Bruder Eberhard im Forum Gedichte, Kunst &...

    Weil in dieser Doku u.a. mehrfach Handwerk nachgestellt wird, stelle ich sie in dieses etwas vernachlässigte Unterforum, obwohl es vermutlich bei "Archäologie + Historie" angemessener wäre...

    Eine sehr schöne und nette Doku über die Wikinger, deren Glauben sowie Bekehrung, die mir bishero noch nicht bekannt war und mit einigen neuen Details aufwartet, z.B. die archäologische Ausgrabung eines heidnischen Tempels in Schweden.

    Einige Details dieser Doku sind wie üblich nur mässig recherchiert, um den durchschnittlichen Zuschauer nicht zu überfordern. Das Jenseits wird auf Asgard und Helheim beschränkt; doch wo bleiben die paradiesischen Jenseitsberge oder die grüne Blumenwiese als klassische germanische Jenseitsvorstellungen? Und das Gottesgnadentum der Könige wurde nach Meinung einiger moderner Historiker nicht erst durch das Christentum eingeführt, sondern vom heidnischen Sakralkönigtum übernommen.

    Wie auch immer, mir gefällt's:

    "Die Christianisierung der Wikinger - Kreuz gegen Hammer":

    https://www.youtube.com/watch?v=_PWfcZaQPNE

  • Bevor die Friesen Christen wurdenDatum19.09.2016 20:52
    Thema von Bruder Eberhard im Forum Tradition

    "Bevor die Friesen Christen wurden": Eine tolle Doku, mit der aufgrund einiger Stellen endlich einmal dieses bisher arg vernachlässigte Unterforum etwas belebt werden kann (oder wahlweise bei "Historie & Archäologie"):

    https://www.youtube.com/watch?v=CFVr8h-5piI


    In einer alten nordfriesischen Chronik aus dem 15. Jahrhundert heisst es über die Sylter Burgwälle: "In alten Zeiten gab es hier heidnische Völker, die einen so seltsamen Glauben hatten, dass man darüber gar nichts erzählen kann."

  • Ein Heide im christlichen ByzanzDatum29.06.2016 08:33
    Thema von Bruder Eberhard im Forum Historie & Archaeo...

    Unglaublich, erst unlängst entdeckte ich einen hochrangigen Philosophen aus dem oströmischen / byzantinischen Reich, der ein überzeugter polytheistischer und antichristlicher Heide war; und das nicht etwa in der spätantiken Übergangszeit, sondern in der spätmittelalterlichen Endphase von Byzanz, ganz kurz vor der Eroberung durch die Türken!

    Die Rede ist von Georgios Gemistos, genannt Plethon, geboren 1355/1360 und gestorben 1452 (nur knapp ein Jahr vor dem Fall Konstantinopels!), der somit weit über 90 Jahre alt wurde.


    Anscheinend war Gemistos alias Plethon ein dermassen angesehener Gelehrter am Kaiserhof zu Konstantinopel, so dass er sich ganz offen und ganz unchristlich für einen heidnischen Polytheismus auf der Grundlage der platonischen und pythagoreischen Philosophie aussprechen konnte, inklusive Wiedergeburtslehre, welche im Christentum bekanntlich strengstens verboten ist.

    Obwohl er weder Lateinisch noch Italienisch verstand, führten ihn Delegationsreisen auch ins Italien der Vor-Renaissance, wo er einen starken Eindruck hinterliess. Für Marsilio Ficino (1433-1499), den bedeutenden Übersetzer der Dialoge Platons, des Gesamtwerks Plotins und einiger Werke von Jamblichos und Proklos im Auftrag der Medicis, war Plethon ein neuer Platon.

    (Ob es irgendeinen Link zu dem bedeutenden deutschen Philosophen, Theologen und Mystiker Nikolaus von Kues (1401-1464) gibt, entzieht sich meiner Kenntnis. Nikolaus von Kues, der sehr stark von dem spätantiken Heiden Proklos beeinflusst war, sprach sich ja aus Überzeugung für eine tolerante Haltung gegenüber allen anderen Religionen aus, auch gegenüber dem antiken polytheistischen Heidentum. Dennoch gesteht Nikolaus von Kues im letzter Konsequenz dem Christentum eine gewisse Überlegenheit zu.)


    Georgios Gemistos Plethon war mit seiner antichristlichen Sympathie für das Heidentum radikaler als alle anderen seiner Zeitgenossen. Allerdings war sein geistiger Einfluss anscheinend nicht allzu gross.

    Man höre und staune, welche heidnischen Ansichten Gemistos alias Plethon gemäss Wikipedia gelehrt haben soll - und halte sich dabei immer vor Augen, dass dies alles in das strengchristliche Spätmittelalter fällt:

    Zitat
    Ein im Sinne der Platoniker aufgefasster antiker Polytheismus mit Zeus als höchstem Gott sollte an die Stelle des Christentums treten. Dafür entwarf Gemistos eine detaillierte Liturgie. Er nahm an, dass die Götter untereinander völlige Harmonie wahren, also nicht wie bei Homer Konflikte austragen, und dass sie sich freiwillig in ein hierarchisches System einordnen, das den Menschen zum Vorbild dient.

    Philosophisch betrachtete er die Götter anscheinend als Repräsentanten von ihnen jeweils zugeordneten Prinzipien, wie Einheit (Zeus) und Vielheit (Hera). Wie Platon, aber in scharfem Gegensatz zum Christentum, hielt Gemistos das Weltall für anfangslos und unvergänglich und nur in einem übertragenen, nicht zeitlichen Sinn von Zeus „geschaffen“. Hinsichtlich der Seele vertrat er die platonische Seelenwanderungslehre. Er fasste aber das Dasein der Seele in der materiellen Welt nicht als Strafe oder Unglück auf, sondern bejahte es als notwendig, sinnvoll und unabänderlich.





    https://de.wikipedia.org/wiki/Georgios_Gemistos_Plethon

  • AlchimieDatum01.06.2016 18:22
    Thema von Bruder Eberhard im Forum Glaube & Spiritual...

    Hervorragende Doku über Alchimie aus dem Jahre 1992: Hermetik, Bewusstsein, Selbsterkenntnis, Mystik, Transmutation, Wandlung, Wirklichkeit, C.G. Jung, Schamanismus bis hin zu Sufismus und sogar Quantenphysik; knapp 44 Minuten:

    https://www.youtube.com/watch?v=u4Syh8rfOHU

  • Isländische FolkloreDatum29.05.2016 16:28
    Thema von Bruder Eberhard im Forum Buecher, Filme & M...

    Auf der Suche nach dem alten isländischen Volkslied "Vera mátt góður" stiess ich auf Youtube auf folgende schräge Darbietung aus dem isländischen Fernsehen aus dem Jahre 1979:

    Uralte isländische Gassenhauer, teilweise noch aus dem Mittelalter, gespielt im Stile des Progressive Rock (wie er bereits um 1970 auf spielerisch sehr hohem Niveau überall verbreitet war, da und dort auch mit Folklore vermischt, in Deutschland unter der Bezeichnung "Krautrock"), das Ganze herrlich durchgeknallt inszeniert, 70er Jahre halt.

    (Übrigens sollen moderne Isländer zwar noch heute fähig sein, die altisländischen Texte der Edda und der Sagas verstehen zu können, aber die Aussprache hat sich im Laufe der Jahrhunderte anscheinend massiv gewandelt, so dass es sich hierbei klanglich leider keineswegs um die Sprache der Wikinger handelt.)

    Nur für Wahnsinnige und für solche, die es werden wollen:

    https://www.youtube.com/watch?v=uLsKWBbaJVk

  • Paganissimus im UnterholzDatum22.05.2016 19:06
    Thema von Bruder Eberhard im Forum Small Talk & sonst...

    An anderer Stelle habe ich einmal folgende Übersetzungen reingestellt:

    pagus (lat.) = Gau, ländlicher Bezirk
    paganus (lat.) = Hinterwäldler, Landei
    heidano (ahd.) = Hinterwäldler; einer, der in der modernen städtischen Zivilisation nicht ganz "up to date" ist


    Zumindest in den karolingischen Reichsannalen aus dem Frühmittelalter ist im Zusammenhang mit den Sachsenkriegen und Widukind eine lateinische Steigerungsform zu "paganus" überliefert, nämlich "paganissimus", was mit "Erzheide" übersetzt werden kann. Im Zusammenhang zur obigen Herleitungsreihe wäre jedoch folgende Übersetzung trefflicher:

    paganissimus (lat.) = Oberhinterwäldler, bzw. der Oberförster im Unterholz

  • Thema von Bruder Eberhard im Forum Glaube & Spiritual...

    In der Theologie und Philosophie ist es seit Jahrhunderten bekannt, dass in SÄMTLICHEN Religionen zwischen zwei komplett unterschiedlichen Qualitätsstufen unterschieden werden kann, nämlich zwischen einerseits Exoterik und andererseits Esoterik. Die Dinge, die ich im Folgenden beschreibe, sind keine Erfindungen von mir und spiegeln im Wesentlichen auch nicht meine eigene Meinung wider, sondern es handelt sich um weltweit anerkanntes Allgemeinwissen aus den Religionswissenschaften, aus der Philosophie und sogar aus der Ethnologie, welches in zahllosen Fachbüchern zu diesen Themen nachgelesen werden kann.

    Sogar bei Wikipedia heisst es: "In nahezu jeder Religion bzw. religiösen Strömung gibt es nicht nur einen exoterischen, sondern auch einen esoterischen Teil."

    Bei der Exoterik handelt es sich um die "normale" Volksreligion und Volksfrömmigkeit inklusive Dogmen, Klerus (sofern vorhanden) und Abgrenzung gegenüber anderen Religionen; aber auch interreligiöser Dialog zählt von der Qualität her zur Exoterik. Hingegen die religiöse Esoterik zieht aus den jeweiligen Religionen nur jeweils sehr wenige Anhänger an. Die Esoterik besteht traditionell aus der Metaphysik (= Theorie des Pfades) sowie Mystik (= Praxis des Pfades). Zum Entsetzen der exoterischen Massen der Volksreligion ist die Esoterik, die es schon immer gab und im ursprünglichen Kern jeder einzelnen Religion begründet liegt, eigentlich das gänzlich "Andere", also das, was komplett JENSEITS der Religion ist. Darum ist eines der Merkmale der Esoterik, dass darin jegliche Dogmatik vollständig aufgehoben ist, womit auch die Grenzen zur Esoterik anderer Religionen fallen.

    Dabei geht es keinesfalls um eine Vermischung der verschiedenen Religionen (also kein Synkretismus!), sondern - zum grossen Entsetzen aller exoterischen Christen, Muslimen, Hindus und Heiden - um die spirituelle Erkenntnis, dass der innere esoterische Kern ALLER Religionen völlig identisch ist! Hingegen die Exoteriker aller Religionen können dieser Sichtweise verständlicherweise kein bisschen zustimmen, und vor allem nicht jener mystischen Sichtweise, wonach die Unterscheidungsgrenze NICHT zwischen den verschiedenen Religionen verläuft, sondern quer innerhalb ein und derselben Religion!

    Christliche Exoterik hat nicht einmal ansatzweise irgendeine Ähnlichkeit mit christlicher Esoterik!
    Islamische Exoterik hat nicht einmal ansatzweise irgendeine Ähnlichkeit mit islamischer Esoterik!
    Hinduistische Exoterik hat nicht einmal ansatzweise irgendeine Ähnlichkeit mit hinduistischer Esoterik!
    Schamanistische Exoterik hat nicht einmal ansatzweise irgendeine Ähnlichkeit mit schamanistischer Esoterik!
    Heidnische Exoterik hat nicht einmal ansatzweise irgendeine Ähnlichkeit mit heidnischer Esoterik!
    Asatru-Exoterik hat nicht einmal ansatzweise irgendeine Ähnlichkeit mit Asatru-Esoterik!

    Demnach gab und gibt es weltweit zu allen Zeiten und in allen Kulturen eigentlich nur ZWEI verschiedene Religionen: die Exoterik und die Esoterik!


    Was aber ist diese religiöse Esoterik, also Metaphysik und Mystik, in all diesen Religionen nun eigentlich genau? Das lässt sich eben nicht konkret sagen! Es ist das gänzlich "Andere", was vollständig transzendent jenseits der Religionen verborgen liegt und dadurch unsagbar und unaussprechbar wird, wie z.B. in den heidnischen Mysterienkulten. Die Esoterik ist das scheinbar Paradoxe (und zugleich das zutiefst Logische), das "Verständlich-Unverständliche".

    In allen Religionen, auch im Heidentum, kann die Esoterik mit folgenden Dingen tun haben, was aber nicht zwingend der Fall sein muss: Selbstverleugnung, Kampf gegen die relative Ichheit ("falsches Ego"), Ablegung des eigenen Namens und aller Identität, Kampf gegen Raum und Zeit, Meditation, Kontemplation, Initiation, Askese, Entsagung, Fasten, Selbstkasteiung (jedoch NICHT aus "Selbstbestrafung"!), Achtsamkeits- und Gewahrseinsübungen, transzendentale Bewusstseinsübungen, Gelassenheit, Aufgabe jeglichen Machtanspruches in dieser Welt, praxisnahe Auseinandersetzung mit Raum und Zeit, Ewigkeit und Gegenwart, Auseinandersetzung mit Ontologie und den Stufen des Seins, Beschäftigung mit dem "Alles" und noch mehr mit dem "Nichts" (daher u.a. auch die Selbstverleugnung), Loslösung von jeglicher Anhaftung, Loslassen von ALLEM (Meister Eckhart: "ALLES lassen!"), das "Absterben" gegenüber der Welt (im Sufismus: "Stirb bevor du stirbst!") oder anderes. Oder nichts davon.

    Ein weiteres Merkmal ist, dass die ZEIT an sich aus der Sicht der religiösen Esoterik auf einer höheren Realitätsebene praktisch als nicht existent gilt. Es ist geradezu typisch für viele Esoteriker, Metaphysiker und Mystiker zu behaupten, dass vor einer Minute die Welt gar noch nicht existiert hat, ja, noch nicht einmal vor einer Sekunde, sondern dass die Schöpfung des Universums einzig und allein und genau im jetztigen Augenblick stattfindet. Noch verrückter wird es, wenn Mystiker von Zweiflern verlangen, sie sollen Beweise vorlegen, dass die Welt bereits vor mehr als einer Sekunde existiert hat, was nämlich im Absoluten komplett unmöglich ist zu beweisen! (Und noch verrückter ist es, dass die modernen Naturwissenschaften wie die Quantenphysik diese Sichtweise auch noch bestätigen...)

    Manchmal wird der Aspekt der Mystik in allen Religionen bezeichnet als die "Sehnsucht nach dem Absoluten".


    Die ganze Selbstverleugnung der Mystiker zielt darauf ab, die Position des Göttlichen individuell erfahrbar und in sich wirksam zu machen (Zur absoluten Realität gehört nämlich sowohl die Nondualität als auch die Individualität.), bzw. sie zielt paradoxerweise eben genau NICHT in diese Richtung. Beim Studium der hinduistischen "Bhagavad-Gita" identifizieren sich einige Mystiker als Übung nicht mit dem Helden Arjuna, sondern mit dem Gott Krishna.

    So kann auch Meister Eckhart am Ende folgendes Paradoxon sagen, was für die Mystik in ALLEN Religionen sehr typisch ist:
    "Ich war die Ursache meiner selbst und aller Dinge; und hätte ich gewollt, so wäre weder ich noch wären alle Dinge; wäre aber ich nicht, so wäre auch Gott nicht: dass Gott GOTT ist, dafür bin ich die Ursache."

    Da diejenigen Gegenstände, mit denen sich die religiöse Esoterik beschäftigt, dermassen flüchtig und ungreifbar sind, so dass sie mit räumlich-zeitlichen Mitteln NICHT erfassbar sind, also auch nicht mit Gedanken oder Worten, weil Gedanken und Wörter über eine räumlich-zeitliche Ausdehnung verfügen, dreht sich die Mystik - neben dem Stilmittel des Paradoxons - oftmals um das reine Nichts, also um Leere, Vakuum. Daher rührt auch die Selbstverleugnung. Und daher winken viele Mystiker von Anfang an ab, man könne in Wahrheit überhaupt NICHTS über die Mystik aussagen.

    So sagt das Oberhaupt eines persischen Sufi-Ordens:
    "Was auch immer gesagt werden könnte, ist kein Sufismus."


    Das erinnert an das "Tao-Te-King" von Lao-Tse:

    "Das aussagbare Tao
    ist nicht das ewige Tao.
    Der nennbare Name
    ist nicht der ewige Name."


    Die Schlussfolgerungen aus dieser völlig andersartigen Bewusstseinsausrichtung führen dazu, dass religiöse Esoteriker, vor allem Mystiker, oftmals dazu neigen, freiwillig innerlich die Verantwortung für alles, was im Leben ihnen geschieht, zu übernehmen und niemals jemanden die Schuld für irgendetwas zu geben. Sogar bei Fehlern, die offenkundig von anderen verursacht worden sind, sucht der Mystiker immer zuerst bei sich selbst nach der Ursache der Fehler und nimmt das Verhalten der anderen stoisch gelassen hin. Manche Mystiker übernehmen innerlich sogar die Verantwortung für alles in der Welt: Kriege, Arbeitslosigkeit oder Ungerechtigkeiten aller Art. Die Mystiker laden sozusagen die "Schuld" der ganzen Welt bereitwillig auf ihre eigenen Schultern (Norne Skuld: das "Gesollte", was der Zukunft geschuldet ist; obwohl es paradoxerweise aus der Sicht der Mystik ja gar keine Zukunft gibt), weil die philosophischen Konsequenzen aus der Praxis der mystischen Bewusstseinsausrichtung zwangsläufig auf diesen alchimistischen Transformationsprozess hinauslaufen. Dadurch lösen sich sämtliche Feindbilder in Nichts auf. Und wenn dem einzelnen Mystiker selber durch andere Böses widerfährt, dann nimmt er es stoisch gelassen hin, bedankt sich sogar noch artig für diese Lektion seiner eigenen inneren "Unachtsamkeit" und vergilt es den Bösewichten mit Gutem und mit viel Liebe.


    Was die äusserlich erkennbaren Merkmale der Mystik noch verwirrender machen, ist der Umstand, dass viele Metaphyiker und Mystiker sich bei aller Selbstverleugnung Weltabgewandtheit (oder bei anderen Mystikern die achtsame Weltzugewandtheit!) dennoch mit den Symbolen ihrer jeweiligen Religion umgeben und sich sogar damit zutiefst identifizieren, weil sie eine andere, tiefere Deutungsebene darin erblicken, welche für die "normalen" Exoteriker unverständlich bleibt. So leben christliche Esoteriker durchaus zwischen Heiligenbildern, Ikonen, Rosenkränzen, Kerzen und Weihrauch. Islamische Esoteriker haben - gleichgültig, ob sie in einer kunstvoll ausgestatteten Tekkia oder in einer primitiven Höhle hausen - neben ihrer Schlafstätte stets einen Koran liegen, weil sie darin mit dem "Auge des Herzens" zwischen den Zeilen eine völlig andere Botschaft herauslesen können, als die "normalen" Gläubigen (genauso wie christliche Mystiker aus der Bibel komplett andere Botschaften herauslesen, als "normale" Christen). Heidnische Esoteriker verehren die Götter und nehmen an den Riten teil, so dass die exoterischen Heiden irrtümlich glauben, dass die Esoteriker doch eigentlich wie sie selbst seien.

    Das ist der Grund, weshalb die exoterischen Massen des einfachen Volksglaubens in allen Religionen - aufgepeitscht von ihren ebenso exoterischen Predigern und Dogmatikern - dermassen irritert reagieren, wenn die wenigen Esoteriker, Metaphysiker und Mystiker aus ihren eigenen jeweiligen Religionen durch völlig andersartige Aussagen auffällig werden, welche der offiziellen Lehrmeinung entgegenstehen. Die Exoteriker befürchten nämlich irrtümlich, dass die Esoteriker die Einheit ihrer Religionsgemeinschaft gefährden würden (was natürlich Unsinn ist).

    Dies führt dazu, dass in den meisten Religionen die eigenen Esoteriker als angebliche "Ketzer" und "Abtrünnige" verfolgt und mit Steinen beworfen werden. Sogar ein hochrangiger Theologe wie Meister Eckhart hatte zwei Inquisitionsprozesse am Hals. Im aktuellen katholischen Katechismus wird die Existenz einer katholischen Mystik mit keinem einzigen Wort erwähnt. Jakob Böhme wurde noch todkrank auf dem Sterbebett von der evangelischen Kirchenpflege zu Tode verhört. Wenn man sich gegenüber Muslimen als Sufi outet, muss man sogar in der Schweiz mit erheblichen Unannehmlichkeiten rechnen. Unter Asatru-Heiden wird die Existenz einer heidnischen Asatru-Mystik entweder totgeschwiegen, da in keinem einzigen mir bekannten Asatru-Buch darauf hingewiesen wird, oder sogar rundweg geleugnet. (Den Namen eines deutschen Asatruars, der die Existenz einer Esoterik innerhalb des Heidentums öffentlich leugnet und behauptet, das Heidentum sei ausschliesslich eine Volksreligion, verschweige ich an dieser Stelle. )

    Einzig im Hinduismus geniessen die vielfältigen Yogis und Sadhus (Sadhus = bettelnde Asketen, Eremiten und Wandermönche) hohes Ansehen und Verehrung im Volk und gelten als heilig.


    Paradoxerweise (Ja, Mystik bleibt in ALLEN Belangen paradox!) wollen dennoch viele exoterische Anhänger aller Religionen den individuellen Wechsel zur Esoterik vollziehen, was möglicherweise dennoch nicht ganz einfach ist, weil er eine komplett andersartige, neue individuelle Bewusstseinsausrichtung beeinhaltet.

    Ich kenne u.a. mehrer tiefgläubige Katholiken, die sich sehr für katholische Mystik begeistern und selber auch so werden wollen: erleuchtet, heilig. Sie lassen den Rosenkranz wie ein Maschinengewehr rotieren und praktizieren eifrig katholische Meditation sowie das stille Dauergebet. Aber wenn ich sie dann frage, ob sie nun erkannt hätten, dass die Mystik des katholischen Christentums in ihrer innersten Essenz jenseits von Raum und Zeit völlig identisch ist mit der islamischen Mystik, der hinduistischen Mystik und der heidnischen Mystik, dann laufen sie rot vor Zorn an und schreien mich an:
    "Nein! Niemals! Katholische Mystik ist etwas völlig anderes als die mystischen Traditionen anderer Religionen. Ich gestehe, möglicherweise gibt es äusserlich Ähnlichkeiten, aber unsere Mystik ist in Wahrheit etwas völlig anderes, weil wir im Katholizismus völlig andere Dogmen haben und weil wir Katholiken einen völlig anderen Gott verehren als die Hindus!"
    - "Aber das typische Merkmal der Mystik aller Religionen ist doch jenes, dass sie sich vollständig JENSEITS aller Dogmatik befindet und allen Dogmen enthoben ist, nicht?"
    - "Du Ketzer! Auf den Scheiterhaufen mit dir!"

    Solche Leute haben möglicherweise noch länger, bis sie bei der Mystik ankommen werden...


    Warum ich das alles geschrieben haben?

    Einzig und allein aus dem Grunde, weil ich darauf hinweise möchte, dass es von alters her auch im Heidentum eine qualitative Unterscheidung zwischen Exoterik und Esoterik gibt; zwar unsichtbar oder nur "zwischen den Zeilen" erkennbar, aber es gibt sie, auch wenn das den allermeisten Heiden nicht bekannt ist. Selbstverständlich darf jeder anderer Meinung sein, aber heidnische Mystik gibt es dennoch: das völlig "Andere", das "Unsagbare", das "Verständlich-Unverständliche", das "Logisch-Paradoxe", die Sehnsucht des "Auge des Herzens" nach dem Absoluten, welche sich allen Dogmatisierungsversuchen innerhalb des Heidentums vollständig entzieht: ungreifbar, unnahbar, der Räumlichkeit und der Zeitlichkeit vollständig enthoben. Also letztlich Nichts. Beziehungsweise Alles.

    Die heidnische Mystik wäre das verbindende Element, das "Missing Link", zur inneren transzendentalen Einheit aller Religionen. (Siehe dazu u.a. Frithjof Schuon: "Von der inneren Einheit der Religionen".)

    Vor 20 Jahren war ich als Heide selbst total antichristlich gesinnt. Ich glaubte, man müsse alle Bibeln verbrennen. Heutzutage bin ich zutiefst davon überzeugt, dass das Heidentum, das Christentum, das Judentum, der Islam, der Schamanismus und der Hinduismus im Kern völlig identisch sind und den gleichen transzendentalen Ursprung haben. Jedenfalls sind keine Unterschiede für mich mehr erkennbar, abgesehen von ein paar wenigen oberflächlichen Äusserlichkeiten, so wie wir halt verschiedene Kleider tragen, darunter aber alle gleichermassen nackt sind.

    Für mich als Heiden sind alle Christen, Juden, Muslime oder Hindus völlig ebenbürtige Glaubensbrüder und -schwestern, die ich von ganzem Herzen in meine Arme schliesse. Weil ich die Gewissheit habe, dass sie im innersten Wesenskern dem gleichen, völlig identischen Glauben angehören wie ich, freue ich mich grenzenlos darüber, dass sie aufrichtige Christen, Juden, Muslime oder Hindus sind, während ich Heide bin! Man erfreut sich gegenseitig von Herzen an den verschiedenen äusserlichen Glaubensformen: Einheit in der Vielheit und Vielheit in der Einheit!


    Diese Anschauung vertrat bereits der HEIDNISCHE Philosoph Themistios im 4. Jahrhundert, der verkündete, dass tausend verschiedene Wege zu Gott führen, die alle richtig und gottgefällig seien. Und Schuhmacher Jakob Böhme (1575-1624) formulierte es als Christ folgendermassen:

    "Wahrlich es ist nur ein Gott: wenn aber die Decke von deinen Augen gethan wird, dass du ihn siehest und erkennest, so wirst du auch alle deine Brüder sehen und erkennen; es seyen gleich Christen, Juden, Türcken oder Heiden. Oder meinst du, dass Gott nur der Christen Gott sey? Leben doch die Heiden auch in Gott: Wer recht thut, ist ihm angenehm."


    Und Mevlana Dschalaladdin Rumi, der grosse islamische Mystiker, Dichter und Gründer des Ordens der Mevlevi-Derwische (1207-1273) sagte:

    "Kommt, kommt, wer auch immer ihr seid, kommt!
    Ob Treuloser, Religiöser, Feueranbeter oder Heide, das ist nicht wichtig.
    Unsere Karawane ist nicht die Karawane der Desillusion!
    Unsere Karawane ist die Karawane der Hoffnung!
    Kommt, auch wenn ihr eure Versprechen tausendmal habt gebrochen!
    Kommt trotzdem, kommt!"


    Über dem Eingangsportal eines griechisch-orthodoxen Klosters auf dem heiligen Berg Athos heisst es daher ähnlich wie im islamischen Sufismus:

    "Wenn du stirbst, bevor du stirbst,
    stirbst du nicht, wenn du stirbst."


    Daher sagte auch der heidnische Plotin, dass es letztlich um "die Flucht des Einsamen zum Einsamen" gehe, wobei mit dem zweiten "Einsamen" Gott gemeint ist. Aus der Sicht der Mystik könnte man es aber auch umdrehen, denn vielleicht ist bereits der erste "Einsame" Gott.


    Übrigens sind religiöse Esoterik und Mystik in Wirklichkeit etwas völlig anderes, als alles, was ich in diesem Beitrag darüber geschrieben habe.

  • Ewigkeit und absolute GlückseligkeitDatum28.03.2016 18:11
    Thema von Bruder Eberhard im Forum Nach(t)Gedacht

    Liebe Freunde,

    zu diesem Thema, bekanntlich einem meiner Fachbereiche, muss ich in aller Demut vorausschicken, dass ich mich tatsächlich von frühester Kindheit an intensiv mit philosophischen Fragen um Raum, Zeit und Ewigkeit beschäftigt habe, zumindest ganz sicher schon, seit ich fünf oder sechs Jahre alt war und in den Kindergarten ging. Meine Beschäftigung mit solchen Überlegungen fiel damals auch Erwachsenen auf. Mit ungefähr elf oder zwölf (also gleichzeitig, als völlig unabhängig davon aufgrund meiner Geschichtsliebe mein spirituelles Interesse an das germanische Heidentum erwachte), las ich mit Begeisterung, was die moderne Physik über Raum und Zeit zu sagen hat, und ich machte mich mit Albert Einsteins Relativitätstheorie vertraut. Ich zerbrach mir damals regelrecht den Kopf über diese komplexen und paradoxen Mysterien, die - wie ich erst später herausfand - bereits seit Jahrtausenden bei den Metaphysikern, Mystikern, Philosophen und Heiligen aller Religionen bekannt waren.

    Es handelt sich bei diesem Thema für mich also nicht um einen neuen Spleen, dem ich ich erst seit ein paar wenigen Jährchen fröne, sondern von frühester Kindheit an um meine persönliche Suche nach philosophischer Mysterienweisheit und um die essentiellsten Leitmotive meines Lebens. Jeder Mensch hat seine individuellen Qualitäten, und es ist bekannt, in wie vielen Dingen ich selber eher eine Niete bin; aber zumindest in DIESEM philosophischen Bereich zu Fragen über Raum, Zeit und Ewigkeit, der anderen völlig abstrakt und paradox erscheinen mag, habe ich mir in aller Bescheidenheit im Laufe der Jahrzehnte vielleicht doch ein bisschen Übung erarbeitet, so dass ich mich in diesen geistigen Dimensionen regelrecht heimisch und pudelwohl fühle.


    Wenn man es sich nämlich genau anschaut, dann sieht man, dass die meisten Vertreter ALLER Religionen, inklusive des Heidentums, an der Raum-Zeit-Frage scheitern, sogar weltweit namhafte Philosophen wie Martin Heidegger (den ich nicht sonderlich schätze). Daher rühren auch all die Missverständnisse zwischen den verschiedenen Ansichten und Ideologien, weil diese allesamt an Raum und Zeit, also an der relativen Realität gekoppelt sind.

    Der Fehler der meisten Vertreter ALLER Religionen besteht nun darin, dass sie sich selbst ausschliesslich mit dem Räumlich-Zeitlichen identifizieren, welches ich fürderhin kurz mit Einsteins Wortschöpfung als "Raumzeit" bezeichnen möchte. Raum und Zeit hängen ja stets miteinander zusammen, was nicht erst Einstein entdeckt hat, sondern in der Philosophie seit Jahrtausenden bekannt ist. Deshalb malen griechisch-orthodoxe Mönche vom heiligen Berg Athos Ikonen immer flächig, niemals mit perspektivisch dreidimensional wirkender Raumtiefe. Ikonen sollen "Fenster zur Ewigkeit" darstellen, aber Perspektive erwirkt den Anschein von Räumlichkeit und dadurch auch von Zeitlichkeit, weshalb Perspektive in der sakralen Kunst der Ostchristen von jeher vermieden wird.

    Was ist Ewigkeit? Nur schon der Umstand, dass dieses Wort überhaupt existiert, beweist, dass es Ewigkeit tatsächlich gibt. Ewigkeit ist jedoch nicht dasselbe wie Unendlichkeit! Die Unendlichkeit ist eine geometrische Gerade ohne Anfang und ohne Ende, wobei diese Gerade theoretisch einen Anfang und ein Ende haben KÖNNTEN. Hingegen die Ewigkeit ist sozusagen die transzendentale Dimension der Unendlichkeit, oder geometrisch dargestellt: Unendlichkeit im Quadrat. Um das genauer zu veranschaulichen: Wenn man von dieser Gerade nun eine Strecke von beispielsweise zwei Metern Länge herausnimmt, wie viele mathematische Punkte haben auf dieser Strecke Platz? Anwort: Unendlich viele, mathematisch: ?! Und wenn man besagte zwei Meter lange Strecke nun ins Quadrat setzt und dadurch eine Fläche von vier Quadratmetern erhält, wie viele mathematische Punkte haben innerhalb dieser Fläche Platz? Antwort: Genau gleich viele wie zuvor, nämlich ebenfalls unendlich viele, mathematisch: ?! Ungefähr auf diese Weise lässt sich das Verhältnis zwischen der Unendlichkeit innerhalb der relativen Raumzeit und andererseits der Ewigkeit jenseits der relativen Raumzeit veranschaulichen.


    Da die Ewigkeit der relativen Raumzeit vollständig enthoben ist, entsteht jenes paradoxe Mysterium, welches für den menschlichen Geist nicht mehr nachvollziehbar ist, mittlerweile jedoch sogar von der naturwissenschaftlichen Physik zumindest im Ansatze nachgewiesen worden ist, wonach der Anfang aller Dinge sowie das Ende aller Dinge genau JETZT in diesem Augenblick an einem absolut transzendentalen Punkt gleichzeitig präsent sind!

    Daher konnte der Fundamentalmystiker Meister Eckhart (um 1260 bis 1327/28), der um diese Dinge genauestens wusste und der sehr viel praxisnaher war, als man vermuten würde, bereits vor rund 700 Jahren sagen (Im mittelhochdeutschen Original benutzte Meister Eckhart für den "jetztigen Augenblick" das Wort "nû", welches in dieser Übertragung mit "nun" übersetzt wird.):

    "In der Ewigkeit gibt es kein Gestern und noch kein Morgen, da gibt es ein gegenwärtiges Nun; was vor tausend Jahren war und was nach tausend Jahren kommen wird, das ist da gegenwärtig, und das, was jenseits des Meeres ist." (Schon wieder Räumlichkeit in engstem Zusammenhange mit Zeitlichkeit!)

    Noch mehr von Meister Eckhart zu diesem Thema:

    "Alles, was je geschah vor tausend Jahren, der Tag, der vor tausend Jahren war, der ist in der Ewigkeit nicht entfernter als der Zeitpunkt, in dem ich jetzt eben stehe; oder der Tag, der nach tausend Jahren oder so weit als du zählen kannst, kommen wird, der ist in der Ewigkeit nicht entfernter als dieser Zeitpunkt, in dem ich eben jetzt stehe."

    Meister Eckharts Schlussfolgerungen, die er konsequenterweise daraus zieht, gehören weltweit zum Radikalsten, was die Philosophie jemals hervorgebracht hat. Nietzsche ist ein Witz dagegen. So sagt Meister Eckhart, der ein hochrangiger Magister der Theologie aus dem Dominikaner-Orden mit zwei Inquisitionsprozessen am Hals war, tatsächlich u.a.:

    "Darum bin ich Ursache meiner selbst meinem Sein nach, das ewig ist, nicht aber meinem Werden nach, das zeitlich ist. Und darum bin ich ungeboren, und nach der Weise meiner Ungeborenheit kann ich niemals sterben. Nach der Weise meiner Ungeborenheit bin ich ewig gewesen und bin ich jetzt und werde ich ewig bleiben. Was ich meiner Geborenheit nach bin, das wird sterben und zunichte werden, denn es ist sterblich; darum muss es mit der Zeit verderben. Dagegen in meiner ewigen Geburt wurden alle Dinge geboren, und ich war die Ursache meiner selbst und aller Dinge; und hätte ich gewollt, so wäre weder ich noch wären alle Dinge; wäre aber ich nicht, so wäre auch Gott nicht: dass Gott GOTT ist, dafür bin ich die Ursache."

    Ähm, kennt irgendjemand von Euch einen in seiner totalen Konsequenz noch radikaleren Denker? Zumal Meister Eckhart in der modernsten Quantenphysik immer mehr seine Bestätigung findet...


    Doch weiter:

    Was ist absolut? - Wer behauptet, es gäbe "nichts" Absolutes, hat sich mit einer solchen Aussage bereits selbst widerlegt, weil dies eine absolute Aussage wäre. Freilich entzieht sich das Absolute vollständig dem menschlichen Vorstellungsvermögen, weil die absolute Realität der Logik nach die Ganzheit der transzendentalen Realität jenseits der relativen Raumzeit, die immanente Realität innerhalb der relativen Raumzeit und Dualität sowie die Omnipräsenz umfassen würde, darüberhinaus die Nondualität und zugleich die Individualität: Einheit in der Vielheit und Vielheit in der Einheit.

    Aufgrund der Teilnahme der absoluten Ganzheit an der transzendentalen Realität entzieht sie sich dem räumlich-zeitlichen Fassungsvermögen und kann daher niemals durch Erfahrung erfasst werden, weil Erfahrungen ausschliesslich in der relativen Raumzeit gemacht werden können. Daher besteht die einzige Verbindung zur absoluten Realität, wobei eine solche Verbindung zugegebenermassen nur etwas ausserordentlich Flüchtiges sein kann, weil die Ewigkeit - mitsamt der Schöpfung der Welt und mitsamt ihrem Untergange - allumfassend und vollständig eben immer nur im gegenwärtigen Augenblick existent sein kann, also ausschliesslich im reinen Sein und den höheren Seinsaspekten wie Bewusstsein oder Gewahrsein!

    Es muss nochmals betont werden: Es gibt keinen einzigen Zugang von der Seite der Raumzeit her zur absoluten Realität, zumindest nicht, wenn sie von der Ewigkeit abgekoppelt wird; und einzig und allein aus diesem Grunde kann ein solches Bestreben auch niemals über einen Erfahrungsschatz jedwelcher Art funktionieren! Erfahrungen können höchstens mittelbar dazu verhelfen, den Bereich jenseits aller Erfahrungen zu "erfahren" (Präsens ohne Vergangenheitsform!).

    Die absolute Realität ist also NICHTS, was jemals fassbar wäre oder was man sich jemals vorstellen könnte. (Der Zusammenhang zwischen dem Absoluten und dem Nichts ist ebenfalls sehr interessant und seit Jahrtausenden bekannt, würde an dieser Stelle aber den Rahmen sprengen.)

    Europas berühmtester Meisterphilosoph, nämlich der göttliche Platon (In der griechisch-römischen Antike wurden insgesamt nur drei Philosophen offiziell durch den heidnischen Kultus postum mit dem Titel "göttlich" ausgezeichnet, was in etwa einer katholischen Heiligsprechung entspräche, nämlich Pythagoras, Platon und Jahrhunderte später als letzter Plotin; nicht aber der rationalistische Logiker Aristoteles!), hielt ergänzend dazu fest, dass aus irdischer, also aus menschlich-vergänglich-relativer Sichtweise, die vorteilhaftesten Wesensumschreibungen für den innersten transzendentalen Kern der absoluten Realität, also für die ewige Ursache des Seins für alles Seiende, welche über die Emanation in die vergängliche, räumlich-zeitliche Vielheit ausströmt, mit dem gewissermassen schlechthin "Guten", "dem Wahren" und "dem Schönen" der Realität am nächsten kommen, obwohl bereits Platon Ansätze zur sogenannten Negativen Theologie aufzeigte, welche jedoch erst um 500 n. Chr. durch den interessanterweise christlichen Denker Dionysius Areopagita, der gemäss der heutigen philologischen Forschung ein Schüler des spätantiken heidnischen (!) Meisterphilosophen Proklos gewesen sein muss, auf die Spitze getrieben worden ist.

    Warum aber ausgerechnet "das Gute", "das Wahre" und "das Schöne"? Antwort: Weil diese Essenzen jenseits der relativen Raumzeit zu den wenigen abstrakten Dingen gehören, die innerhalb der absoluten Realität von Bestand sind (bzw. besser gesagt ihre Ursache von dort haben), während sie selbst keine autonom existierende Gegenteile aufweisen. Wenn man sich jahrelang in den entsprechenden Gedankenspielen übt, stellt man fest, dass nämlich umgekehrt das Böse, die Lüge oder das Hässliche a) niemals absolut sein können, b) niemals von sich selbst aus autonom existieren können, sondern immer nur in RELATION zum Guten, zum Wahren und zum Schönen stehen können, und daher c) relativ, also in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Absoluten stehen.

    Zur Veranschaulichung ein Gleichnis aus der Physik: Beim scheinbaren Gegensatzpaar Wärme und Kälte handelt es sich nicht um eine ausgeglichene Polarität (und schon gar nicht um eine solche Polarität, die einander bedingen würden so wie männlich und weiblich!), weil Kälte physikalisch gesehen gar nicht existiert, sondern ausschliesslich Wärme. Kälter als null Grad Kelvin (minus 273,15 Grad Celsius) geht es nicht, und alles darüber ist physikalisch ausschliesslich Wärme! (Bei wieviel Grad beginnt dann metaphysisch die "absolute Wärme"? Dies bleibt ein Mysterium und für uns im unvorstellbaren Bereich!) Kühlschränke produzieren eigentlich keine Kälte, sondern es handelt sich dabei physikalisch gesehen um Wärmeentzugsmaschinen!

    Genauso verhält es sich mit Licht: Dunkler als in einer Dunkelkammer geht es nicht (was null Grad Kelvin entspräche). Des weiteren kann man keine Finsternis produzieren, das ist ein Ding der Unmöglichkeit! Es gibt keine "Dunkelglühbirnen", welche Dunkelheit und Schwärze auszustrahlen vermögen! Also ist auch die umgangssprachliche Redewendung "Wo Licht ist, ist auch Schatten" definitiv falsch! Unmittelbar an einer Lichtquelle ist niemals Schatten! Licht wirft keinen Schatten! Um Schatten zu "produzieren", muss man sich in eine Dunkelkammer begeben und sich selbst von der Lichtquelle isolieren. Doch ausserhalb von der selbstgeschaffenen Finsternis strahlt nach wie vor das Licht!


    Boëthius, der in den frühen 520er Jahren im Kerker eingesperrt und vom Ostgotenkönig Theoderich zum Tode verurteilt sein geniales Meisterwerk "Trost der Philosophie" niederschrieb, fasste Platons transzendentale Uraspekte "das Gute", "das Wahre" und "Schöne" durch logische und zwingend konsequente Gedankengänge zur "höchsten Glückseligkeit" zusammen, wonach JEDER bewusst oder unbewusst streben würde. (Einer, der im Kerker eingesperrt, der Vollstreckung seines eigenen Todesurteils harrend, so etwas schreiben kann, so einer wird sich seiner bestechenden Gedankengänge sowie der daraus resultierenden Schlussfolgerungen absolut sicher sein, die an dieser Stelle der Länge wegen leider nicht wiedergegeben werden können.) Gemäss Boëthius schneiden Kriminelle sich selbst von der höchsten Glückseligkeit ab und berauben sich daher ihrer eigenen Existenzgrundlage. Meiner Meinung nach darf man getrost an der Stelle der "höchsten Glückseligkeit" die absolute Glückseligkeit setzen!

    Ausserhalb von der langatmigen, aber bestechenden Beweisführung von Boëthius, die ich jedem wärmstens als Lektüre empfehle, ein weitaus kürzerer Beweis, dass die Glückseligkeit in der transzendentalen Realität jenseits der relativen Raumzeit tatsächlich absolut ist (und ebenfalls ohne ein autonom existierendes Gegenteil dasteht): Jeder, absolut JEDER Mensch wünscht sich im Grunde seines Herzens so GLÜCKLICH wie möglich zu sein, bzw. so glückselig wie möglich! Diese Beweisführung stünde nur dann auf etwas wackligen Beinen (wobei sie auch dann noch durch andere Methoden zu retten wäre), wenn die Hälfte der Menschheit freiwillig für sich selbst wünschen würde, so unglücklich, krank, depressiv, notleidend, hässlich, ungeliebt, arm, schmerzleidend und trostlos wie irgendwie nur möglich zu sein. Dem ist aber nicht so! Kein einziger Mensch wünscht für sich selbst, so unglücklich wie irgend nur möglich zu sein!

    Selbstverständlich muss man sich vor Augen halten, dass die absolute Glückseligkeit gleich einem transzendentalen, unfassbaren und nicht näher definierbaren Ideal entrückt ist. Warum? Weil sie eben nicht innerhalb der relativen Raumzeit fassbar ist, da unser Gehirn und unser Denken mit gar nichts anderem etwas anzufangen weiss, als einzig mit der Identifikation von räumlich-zeitlichen Dingen. Aber die absolute Glückseligkeit steht JENSEITS von all dem und JENSEITS allen Denkens!


    Der letzte grosse heidnische Philosoph Proklos (412-485) war nicht nur einer der scharfsinnigsten diskursiven Dialektiker aller Zeiten, sondern auch ein esoterischer Theurg, der heidnische Göttinnen und Götter rituell verehrte (wobei diese bei ihm sowohl spirituell als auch philosophisch auf den Hypostasenstufen eine entscheidende Rolle spielten). Da er eben kein Ideologe, sondern ein Philosoph war, ist er selbstverständlich in seinen zahlreichen Schriften mit brillanter Logik bereits sämtlichen anderslautenden Einwänden von philosophischen Gegnern nachgegangen, auch sämtlichen Einwänden, die heute einer dagegen vorbringen könnte, wodurch er akribisch den Nachweis erbracht hat, dass alle philosophischen Gegner ihre Überlegungen nicht wirklich radikal bis in die letzten Konsequenzen zu Ende gedacht haben. Deshalb kann Proklos bezüglich unserer Beweisführung mit mathematischer Präzision folgende Formeln postulieren:

    1. "Alle Vielheit findet sich in irgendeiner Weise in dem EINEN."
    2. "Alles, was sich im EINEN findet, ist sowohl Eines als auch Nichteines."
    3. "Alles, was Eines wird, wird durch sein Sichfinden in dem EINEN Eines."

    4. "Alles Geeinte ist ein anderes als das EINE selbst."
    5. "Alle Vielheit folgt als Zweites dem EINEN.
    6. "Alle Vielheit besteht entweder aus Geeinten oder aus Einsheiten."
    7. "Alles, was anderes hervorbringt, übertrifft das Eigenwesen des Hervorgebrachten."

    8. "Höher als alles wie auch immer am Guten Teilhabende steht das primär Gute, das heisst das, was nichts anderes ist als gut."

    Zum letzten Punkt macht Proklos folgende detaillierte Ausführungen:

    "Wenn nämlich alles Seiende nach dem Guten strebt, dann ist offenbar, dass das primär Gute jenseits des Seienden ist. Wenn es nämlich identisch ist mit einem vom Seienden, sind entweder Seiendes und das Gute identisch, und dieses Seiende würde nicht nach dem Guten streben, es wäre selbst das Gute; denn was strebt, ist dessen, wonach es strebt, bedürftig und dem Erstrebten fremd; oder das eine ist dieses und das andere jenes. Es ist also nur "etwas Gutes", eines in etwas von dem, was teilhat und wonach das Teilhabende nur strebt, aber nicht das schlicht Gute, wonach ALLES strebt. Dies nämlich ist gemeinsam von allem Seienden erstrebenswert; das in etwas entstandene Gute gehört aber nur jenem Teilhabenden."

    Proklos macht also eine als mathematisch zu bezeichnende Unterscheidung zwischen dem absolut Guten und dem relativ Guten, von dem viele Menschen verabsolutierend die Halbwahrheit glauben, wonach das Gute individuell bei jedem etwas anderes sei und daher stets relativ. Proklos setzt nach alter Tradition das absolut Gute mit dem platonischen Einen und dem Sein in Verbindung, welches die Ursache von allem Seienden sowie der Vielheit ist und somit vollständig JENSEITS unserer relativen Raumzeit. Daher rührt also das verabsolutierte Missverständnis, wonach das Gute angeblich stets relativ sei! Proklos fährt fort:

    "Das primär Gute ist aber nichts anderes als gut. Wenn man etwas anderes dazusetzt, vermindert man durch den Zusatz das Gute, man macht "etwas Gutes" anstelle des schlicht Guten; das Zugesetzte vermindert durch sein Beisammensein das Gute, weil es nicht das Gute ist, sondern geringer als jenes."


    So viel fürs erste zum Thema Raum, Zeit, Ewigkeit und absolute Glückseligkeit.
    Willkommen in der Mystik, der Sehnsucht nach dem Absoluten!


    Wie dichtete Richard Wagner doch so schön in seinem Bühnenweihfestspiel "Parsifal" zu jener Szene, die den Weg in die Gralsburg hinein darstellt:

    Parsifal:
    "Ich schreite kaum, doch wähn' ich mich schon weit."

    Gurnemanz:
    "Du siehst, mein Sohn, zum Raum wird hier die Zeit."


    Gibt es irgendwelche Fragen, Einwände, Ergänzungen, Überlegungen, Anregungen, Gebüsche, Farne, Riesenschachtelhalme oder Brombeergestrüppe?

  • Heidnisches Ambulanz-ZeichenDatum19.03.2016 23:21
    Thema von Bruder Eberhard im Forum Runen & Magie

    Ist Euch schon mal aufgefallen, dass das blaue Ambulanz-Symbol, welches von den USA kommend in den vergangenen Jahrzehnten auch in der Schweiz an den Krankenwagen das alte Rote Kreuz abgelöst hat, total heidnisch ist? Sogar doppelt heidnisch?

    Ich spreche vom sogenannten "Star of Life", dessen sechs Arme eigentlich für die sechs Grundaufgaben des Rettungsdienstes stehen. Hatten die Götter bei der Gestaltung dieses Zeichens unsichtbar ihre Finger im Spiel, als sie es wie eine fette, saubere Hagal-Rune aussehen liessen? Der Hagal-Kristall steht u.a. für kosmische Ganzheit und Unversehrtheit! Gibt es eine bessere Rune zur Genesung und Wiederganzwerdung?

    Und innerhalb dieser fetten Hagal-Rune prangt zusätzlich der Stab mit Schlange des griechisch-römischen Heilgottes Äskulap! Geht es noch heidnischer? Immer, wenn ich heutzutage Krankenwagen an mir vorbeibrausen sehe, überkommen mich wohlige Schauer einer heidnischen Frömmigkeit. Und ich wünsche dann immer von Herzen meinen Segen all jenen Bedürftigen, denen die Rettung mit einer solcherweise geheiligten Ambulanz gilt!

  • Thema von Bruder Eberhard im Forum Ethik & Weltanscha...

    Der Frühling kommt, Winterstürme wichen dem Wonnemond; es ist mal wieder Zeit, in die Tasten zu hauen. Und wie bei mir üblich, sich vorrangig kontroversen Themen anzunähern.

    Seit langem verstört mich ein Artikel auf der Seite des deutschen Eldarings unter dem Titel "Was ist Heidentum?", der von einem gewissen Kurt Oertel verfasst wurde, der mir ansonsten völlig unbekannt ist. Mit leidenschaftlichem Herzfeuer versucht dieser Herr das Heidentum näher zu definieren und mit Missverständnissen aufzuräumen. Doch leider bleibt auch er wie viele andere bekennende Heiden im Ungefähren und stellt nach der Laien-Methode "Daumen mal Pi" gefühlte Behauptungen auf, welche das nötige theologische Hintergrundwissen stellenweise missen lassen und schlichtweg falsch sind. Gut gemeint ist halt nicht immer gut gemacht.

    Mich erinnert diese Herangehensweise an Bücher wie "Germanischer Götterglaube" von Gardenstone, der auf die gleiche Weise hanebüchene Irrtümer aufstellt, wie z.B., dass im alten germanischen Heidentum die Wiedergeburtslehre unbekannt gewesen wäre, obwohl doch sogar in der Edda darauf hingewiesen wird. (Siehe: Prosa-Schlussabsatz des Liedes "Helgakvidha Hundingsbana önnur"), ganz zu schweigen von der Wiedergeburtslehre bei den antiken griechischen und römischen Heiden (spätestens seit Empedokles und Platon).


    Ich gehe nur auf die wichtigsten Punkte des Artikels von Kurt Oertel ein:

    1. grobe falsche Behauptung: "Genausowenig hat das Heidentum etwas mit Esoterik oder Okkultimus zu tun, denn diese Begriffe bezeichnen sogenannte Geheimlehren, die nur ausgewählten Personen zugänglich gemacht werden. Bei den heidnischen Religionen gibt es aber keine Geheimnisse oder Geheimlehren, genausowenig wie bei den meisten anderen Religionen, sondern es war schlicht und einfach die allgemeine Volksreligion unserer Vorfahren."

    Korrektur: Innerhalb ausnahmslos ALLER Religionen lassen sich qualitativ und hierarchisch Exoterik (= Volksreligion, sofern vorhanden inklusive Klerus) von der Esoterik (= Metaphysik plus Mystik) unterscheiden, sogar innerhalb des indianischen Schamanismus'! Selbstverständlich bildet auch das germanische Heidentum hiervon keine Ausnahme. Man denke u.a. auch an die heidnischen Mysterienkulte von Eleusis oder die spätantiken der Götter Mithras, Isis, Serapis oder Hékate mit ihren Einweihungen.


    2. grobe falsche Behauptung: "Das ist eine ausschließlich christliche Sichtweise der Welt, die nichts mit einem heidnischen Weltbild zu tun hat, denn einen solch christlichen Dualismus zwischen absolut gut und absolut böse gibt es im Heidentum nicht. [...] Das Heidentum [...] kommt ohne die Vorstellung des absolut Bösen aus."

    Korrektur: In KEINER einzigen der grossen, anerkannten Weltreligionen gibt eine Vorstellung vom "absolut Bösen"! Wer innerhalb der katholischen Kirche behauptet, das Böse sei "absolut" und dieses stelle einen gleichstarken "dualistischen" Gegenpart zum absolut Guten dar, wird von jeher bis zum heutigen Tage mit der Exkommunikation und dem Kirchenbann bestraft. Die Lehre vom angeblichen Dualismus ist genauso in der islamischen Kosmologie und im hinduistischen Bhakti-Vedanta verboten. (Die einzige Ausnahme bildet diebezüglich meines Wissens die persische Zarathustra-Religion sowie ihr extrem dualistischer Ableger, der Manichäismus.)

    Die meisten christlichen Strömungen, inklusive der Katholizismus, sowie die islamische Kosmologie und der hinduistische Bhakti-Vedanta lehren in Wahrheit wie auch der Neuplatonismus, dass das Böse lediglich eine innere Entfremdung vom absolut Guten darstellt. Das Gute ist absolut. Aber das Böse kann niemals absolut sein, das wäre philosophisch ein Ding der Unmöglichkeit.

    Das historische Heidentum der alten Germanen und Wikinger kennt eine klare und scharfe Unterscheidung zwischen Gut und Böse, was von sämtlichen Fachwissenschaftlern dieses Gebietes immer wieder hervorgehoben worden ist (beginnend bei Jakob Grimms "Deutscher Mythologie" über Paul Herrmann und anderen). Kein einziger seriöser Forscher hat jemals behauptet, die alten Germanen hätten nicht zwischen Gut und Böse unterschieden.

    Nach offizieller Lehrmeinung sämtlicher Historiker versuchten die alten germanischen Heiden jeden Tag erneut, das Böse zu bekämpfen, zu bannen und zu meiden, wo es nur geht: Krankheiten, Seuchen, Missernten, Hungersnöte oder Katastrophen. (Die alten heidnischen Germanen bekämpften auch schon Schwarzmagier und Schadzauberer, die sie auf Scheiterhaufen verbrannten. Hexenverbrennungen sind also leider keine christliche Errungenschaft, sondern wurden aus der heidnischen Volkstradition von den Christen nur übernommen.)

    Hingegen die Jahreszeiten oder der Wechsel zwischen Leben und Tod oder der das Verhältnis zwischen männlich und weiblich fallen NICHT unter diese Kategorie, weil es sich hierbei um Polaritäten handelt, die per definitionem NICHTS mit dem Bösen zu tun haben!

    Das grosse Missverständnis, welches in der modernen Esoterik, im New Age und im modernen Heidentum so weit verbreitet ist, wonach Gut und Böse angeblich einander bedingen würden (weil nicht zwischen Polarität und Dualität unterschieden wird), rührt im Wesentlichen von der Frau Helena Petrovna Blavatsky von Hahn (1831-1891) her, der Begründerin der Theosophischen Gesellschaft und Autorin der Bücher "Geheimlehre" sowie "Isis entschleiert".

    Diese moderne Lehre, die heutzutage ins Heidentum Einzug gehalten hat, kann ausserordentlich gefährlich sein! Es gibt moderne Esoterik-Gurus und Okkultisten, die aufgrund der Behauptung, dass Gut und Böse einander bedingen würden, relative Ansichtssache des Individuums oder einfach gar einerlei seien (irrtümlich verabsolutiertes Advaita-Verständnis), ganz offen lehren, man dürfe nach Lust und Laune andere Menschen töten und Kriege führen, wenn es der eigenen Machtentfaltung dienlich sei. Und ableitend von Madame Blavatskys Theosophie über deren Ableger der rassistischen Ariosophie lehren auch rechtsextremistische und antisemitische Esoteriker, dass man Juden töten dürfe und dass der Holocaust etwas "Gutes" sei, weil Gut und Böse einander bedingen würden. - Schlussfolgerung: Also aufgepasst mit der Vermischung von Gut und Böse! Dies wird von einigen extremistischen Heiden (intern) tatsächlich als Rechtfertigung für Auschwitz verwendet!

    Und wenn es überdies keine Unterscheidung zwischen Gut und Böse gäbe, worin bestünde dann die ethische Rechtfertigung der Zurückweisung sämtlicher extremistischer Fundamentalismen innerhalb aller Religionen, also auch der Zurückweisung von Rechtsextremismus? "Das ist heutzutage der allgemeine gesellschaftliche Konsens" genügt mir nicht. In der Philosophie gilt: Begründe! Erst wenn die Argumentationsketten des Gegners restlos zerpflückt sind und jener nichts mehr zu kontern weiss, gilt im philosophischen Disput einer als "schachmatt".


    3. falsche Behauptung: "Die christliche Vorstellung eines "Heils", das bereits von Gott selbst ein für allemal erwirkt ist, gibt es im Heidentum nicht."

    Korrektur: Jein. Wenn der Blickwinkel von der rein irdisch-menschlichen Sichtweise erfolgt, welche durch die räumlich-zeitliche Relativität bedingt ist, könnte ich dieser Aussage sogar zustimmen. Mir gefällt es aber, den Standpunkt von der absoluten Transzendenz in der Ewigkeit anzunehmen, welche jenseits der räumlich-zeitlichen Relativität begründet liegt. Und an jenem Vakuum-artigen Punkt der unvorstellbaren "höchsten Glückseligkeit" ist das göttliche Heil bereits ewiglich erwirkt. Um jedoch Missverständnisse zu vermeiden: ich spreche hier aber von Dingen, die innerhalb von Raum und Zeit NIEMALS erfahrbar sind.


    4. falsche Behauptung: "Wenn wir uns einmal ein Treffen zwischen einem indianischen Medizinmann, einem keltischen Druiden, einem afrikanischen Heiler, einer germanischen Seherin und einem sibirischen Schamanen vorstellen, dürfen wir sicher sein, dass diese Personen nicht annähernd mit solchen Verständigungsproblemen zu kämpfen hätten, wie es z.B. zwischen einem katholischen Theologen, einem jüdischen Rabbiner und einem muslimischen Imam der Fall wäre."

    Korrektur: Kommt drauf an. Wenn es sich um einen katholischen Mystiker handeln sollte, um einen jüdischen Kabbalisten sowie um einen islamischen Sufi-Scheich, dann würden die sich nach wahrscheinlich 20 Minuten in herzlichster Eintracht gegenseitig hervorragend verstehen; sofern sie sich nicht schon bei der Begrüssung brüderlich um die Arme fallen. Solche herzlichen und gegenseitig inspirierenden Gipfeltreffen sind bereits aus dem Mittelalter belegt. (Siehe abermals: qualitativer und hierarchischer Unterschied zwischen einerseits Exoterik, welche leider dominiert, und andererseits Esoterik.)

    Andererseits ist es widersinnig zu behaupten, einige Religionen seien AN SICH "gut", während andere Religionen schlechter seien. Die Qualitätsunterschiede ziehen sich innerhalb einer jeden Religion. Ja, sogar jeder einzelne Gläubige JEDER Religion sollte sich jeden Tag und in jedem Augenblick selbstkritisch vergewissern, wo er steht.

    Wenn es also zu einem Treffen kommen sollte zwischen einem SCHLECHTGESINNTEN indianischen Medizinmann, einem schlechtgesinnten keltischen Druiden, einem schlechtgesinnten afrikanischen Heiler, einer schlechtgesinnten germanischen Heilerin und einem schlechtgesinnten sibirischen Schamanen, die alle nur Übles im Sinne haben und unter Hinzunahme ideologischer Rechtfertigungen womöglich sogar Schadzauber betreiben, dann ist es fraglich, obwohl die sich dann alle grün sind. Es gibt sogar unter sibirischen oder südamerikanischen Schamanen innerhalb ein und desselben Stammes verfeindete Gruppierungen, die sich schon seit Jahrhunderten gegenseitig bekämpfen und teilweise mit Schwarzer Magie arbeiten! Schamanismus ist nicht einfach per se "gut". Auch hier gilt: Genau hinschauen und unterscheiden!


    Andere Abschnitte des Textes von Kurt Oertel sind zumindest teilweise gar nicht mal so schlecht. Ergänzend zur Auflistung der Bibelstellen, an denen von Göttern die Rede ist, möchte ich auf das unbekannteste Jesus-Zitat aus dem Neuen Testament verweisen, welches sogar den meisten eingefleischten Bibelfundamentalisten unbekannt ist:

    "Ihr seid Götter!"
    (Johannes-Evangelium 10,34)


    Der Text von Kurt Oertel:
    http://www.eldaring.de/pages/artikel/hei...t-heidentum.php

  • Thema von Bruder Eberhard im Forum Glaube & Spiritual...

    Die einst zahlreichen baltischen Stämme, von denen nur noch die Letten und Litauer übrig geblieben sind (die Esten sind mit den Finnen verwandt), sind als Indoeuropäer besonders eng mit den Kelten, Germanen und Slawen verwandt; ebenso auch deren Heidentum, das sich heutzutage wieder in voller Blüte befindet. Das ist kein Wunder, da sich das Heidentum im Baltikum teilweise noch bis in die Renaissance vor rund 500 Jahren halten konnte, ausserdem über einen starken folkloristischen Hintergrund verfügt und heute einen entsprechend grossen Rückhalt aus der Bevölkerung geniesst.

    Die neuzeitliche heidnische Bewegung von Lettland heisst Dievturiba, das Heidentum an sich Dievturi. Die Bewegung wurde 1925 gegründet und 1990 nach dem Austritt aus der Sowjetunion wiederbelebt. Ihr sollen 8000 Mitglieder angehören!

    Die heidnische Bewegung Litauens, die Romuva genannt wird, wurde 1967 gegründet, jedoch von den Sowjets unterdrückt und erst ab 1988 toleriert. (Nebenbei: Litauisch ist diejenige Sprache, welche die meisten Gemeinsamkeiten mit allen anderen indoeuropäischen Sprachen in sich vereint, von den germanischen Sprachen wie Deutsch oder Norwegisch, über die keltischen Sprachen wie Gälisch oder Bretonisch, die slawischen Sprachen wie Russisch oder Tschechisch, die lateinischen Sprachen wie Spanisch oder Französisch bis hin zu Griechisch und dem altindischen Sanskrit!)

    Im baltischen Heidentum, welches besonders ehrfürchtig mit der Natur verbunden ist, spielen selbstverständlich Naturheiligtümer, die mit Blumenkränzen geschmückt werden, heilige Wälder, Wiesen, Felder, Hügel und Flüsse eine entscheidende Rolle, ausserdem der Ahnenkult, uralte folkloristische Gesänge und Verse (sogenannte Dainas) sowie Götteranrufungen an den Jahresfesten, von denen die Sonnenwenden besonders wichtig sind. Es sind zahlreiche Mythen und Bräuche überliefert, an den Wegrändern stehen oftmals heidnische Schreine und Pfähle. Um 1300 wird über die baltischen Altpreussen (Prussai), welche vom Deutschen Ritterorden ausgerottet worden sind (wobei sich in Ostpreussen einzelne Sprachrelikte noch bis ins 18. und 19. Jahrhundert hielten) gesagt: "Sie hatten auch Wälder, Felder und Gewässer, die sie so heilig hielten, dass sie in ihnen weder Holz zu hauen noch Äcker zu bestellen oder zu fischen wagten."

    Angeblich soll es im Mittelalter und schon zuvor einen allerhöchsten heidnischen Priester gegeben haben, der allen baltischen Stämmen (so verschieden sie damals schon waren) vorgestanden, den Titel Crive oder Kriwe getragen und in einem heiligen Eichenwald an einem heute unbekannten Ort namens Romowe bei den Altpreussen gelebt haben soll, wobei dies alles in der Geschichtsforschung umstritten ist. Ansonsten hiessen die heidnischen Priester Vurschayten.

    Die allerwichtigsten Götter:
    (wobei noch sehr viel mehr bekannt sind, inklusive Mythen)

    Dievs (lettisch), Dievas (litauisch), Deywis, Deiws (altpreussisch) = Himmelsgott

    Saule (lett., lit., altpr.) = Sonnengöttin

    P?rkons (lett.), Perk?nas (lit.), Percunis (altpr.), manchmal auch Perkunos = Donnergott, sehr beliebt

    Žemyna (lett., lit., Aussprache: "schemiina") oder zärtlicher Žemyn?l?, Semine (altpr.) = Erdgöttin

    Laima (lett., altpr.), Laim? (lit.) = Schicksalsgöttin

    Dievs/Dievas ist eindeutig mit dem indischen Dyaus, dem gallischen Dispater, dem germanischen Ziu/Tiwaz, dem nordischen Tyr, dem griechischen Zeus und dem lateinischen Begriff Deus verwandt. Von den altpreussischen Göttern werden in der Forschung nur Curche (Fruchtbarkeitsgott), Parkuns (Donnergott), Patollos (Totengott), Natrimpe und Potrimpos (Gott der Fliessgewässer) anerkannt, wobei auch etliche andere überlieferte Gottheiten echt zu sein scheinen, wie Puschkayts (Erdgott unter dem heiligen Holunderstrauch), wenn man zum Vergleich an die Aussagen von Wolf-Dieter Storl denkt.

    In einem Buch entdecke ich grad noch zu den baltischen Gottheiten, auch noch zu ganz anderen, die ich nicht erwähnt habe, aber ebenfalls ausserordentlich wichtig und faszinierend sind, dermassen viele Mythen, die ich hier nicht mal ansatzweise darlegen kann. Als kleines Beispiel mag die Sonnengöttin Saule dienen, auch bekannt als Saule Motul, Mutter Sonne, die mit ihren Töchtern in einer Burg jenseits des Himmelshügels Dausos residiert, in einem Wagen mit kupfernen Rädern, der von Falben gezogen wird, über den Himmelsberg fährt und abends ihre Pferde im Meer reinigt. Die Sonne selbst ist eine Kanne oder ein Löffel, aus dem Licht ausgeschüttet wird. Saules Fest ist die Wintersonnenwende und heisst Kaledos, an der ihre Bilder in Flurumzügen geführt werden; aber auch die Sommersonnenwende, Ligo, steht mit Saule in Verbindung. Bei den Letten heisst es überdies im Volksmund, Saule throne auf der Spitze eines Sonnenbaumes mit goldenen Blättern, vorrangig einer Birke, die im Meer oder hinter einem Berg stehe. Wird ein runder Gegenstand, z.B. ein Apfel, eine Erbse oder ein Kiesel über den Baum geworfen, dann erklingt dieser leise. Saule steht auch in Verbindung mit dem Wachstum der Kornfelder und dem Ährengott Jumis. Alles weitere, z.B. dass Saule häufig wegen ihrer verregneten Laken und aus anderen Gründen weint, würde an dieser Stelle ins Uferlose führen...

    Ahnengeister heissen V?l?s (litauisch) oder Ve?i (lettisch), welche noch mit der Sippe in Verbindung stehen können, während die Siela, der unsterbliche Teil der Seele, von den Hügeln zu den Himmelsgefilden aufsteigen oder in Pflanzen, vor allem in Bäumen, wiedergeboren werden können. Lauma (lett.) oder Laum? (lit.) sind weibliche Feenwesen. Kaukas (lit.), Cawx oder Barstukken (altpreussisch) sind Erdgeister, Trolle und Kobolde, mit Ragana werden Hexen bezeichnet. Daneben gab es einen Schlangenkult, wobei diese Tiere als glückbringend galten und mit der Sonnengöttin Saule in Verbindung stehen.


    Wozu zu den heutigen Asatruar von Island schielen, wenn bei den heidnischen Romuva in Litauen so etwas, wie bei den folgenden Filmaufnahmen, abgeht?

    Aus dem Jahre 2010, mehr als nur beeindruckend, vor allem auch die Gesänge oder die Zitherklänge:
    https://www.youtube.com/watch?v=noR1PskjYaQ

    Oder das hier aus dem Jahre 2012; da möchte man doch glatt nach Litauen, unglaublich:
    https://www.youtube.com/watch?v=vFYuQF4kUrM

    Eine heidnische Romuva-Hochzeit:
    https://www.youtube.com/watch?v=pjVNO2slLDU

    Und zum Vergleich noch ein kleiner Blick zum lettischen Dievturi; ein bisschen beschaulicher:
    https://www.youtube.com/watch?v=1dxOceJMU6w

  • Heidnische TheurgieDatum02.07.2015 20:26
    Thema von Bruder Eberhard im Forum Runen & Magie

    Bei folgendem Thema geht es weniger um Runen, aber dafür umso mehr um heidnische, auf die Götter bezogene Magie, zumindest im weitesten Sinne:

    Immer wieder schiele ich gerne zu anderen Glaubensrichtungen hinüber, die mit dem germanischen Heidentum vergleichbar oder - über die Ur-Indoeuropäer - eigentlich sogar urverwandt sind. Ich versuche daraus Rückschlüsse zur heidnischen Philosophie und zu heidnischen Praktiken zu gewinnen, da die nordischen Überliefungen diesbezüglich leider schon recht mager sind, sogar wenn man die Sagas miteinbezieht. Andererseits suche ich auch nach ergänzenden Inspirationen, welche im historischen Heidentum vielleicht zwar niemals existent waren, aber mühelos integriert werden könnten.

    Besonders ergiebig ist hierbei der Hinduismus. Hingegen von den erloschenen heidnischen Kulten bieten auch die antiken Griechen und Römer eine überaus reiche Quelle. Besonders faszinierend ist, wohin sich die heidnischen Kulte und die heidnische Philosophie in der Spätphase des Römischen Reiches entwickelten, als bereits das Christentum sowie die verschiedensten gnostischen Sekten als direkte Konkurrenz zum Heidentum auftraten.

    Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. stand das Römische Reich geistig ganz unter dem Bannstrahl jener philosophischen Richtung, die im Kern zutiefst spirituell, kontemplativ, metaphysisch und mystisch ausgerichtet war und die heutzutage als Neuplatonismus bezeichnet wird. (Siehe hierzu den entsprechenden Thread in diesem Forum.)

    Zur gleichen Zeit wurde in der heidnischen Esoterik, im Okkultismus und in gewissen Mysterienkulten immer mehr eine besonders heilige und magische Form von kultischem Dienst an den Göttern populär, welche als Theurgie bezeichnet wird. Es handelte sich dabei um heidnisch-esoterische Riten, Übungen, heilige Gesänge (Mantras?), kultische Rituale sowie um Anrufungen und Beschwörungen heidnischer Götter, mit dem Zweck, die Seele des ausübenden Theurgen emporzuheben zu den transzendenten Himmelsreichen der Götter - und um die Götter für dieses Unterfangen gnädig zu stimmen. Einer der wichtigsten geistigen Umschlagplätze für die Theurgie dürfte damals Alexandria gewesen sein, die antike Riesenmetropole der Gelehrten und Magier, der Schmelztigel der griechisch-römischen, orientalischen sowie altägyptischen Welten.

    Bereits Plotins bedeutendster Schüler, der zutiefst antichristliche Porphyrios, näherte sich um 300 n. Chr. der Theurgie an. Es war jedoch Porphyrs Schüler Jamblichos, der die Theurgie endgültig mit der neuplatonischen Philosophie vermischte und sogar behauptete, die theurgischen Kulthandlungen und Riten seien unumgänglich für die Erlösung der Seele. Der letzte heidnische Kaiser, Julian "Apostata" (siehe Thread in diesem Forum), war ebenso ein bekennender Anhänger der Theurgie, wie weitere hundert Jahre später, im 5. Jahrhundert, einer der letzten grossen heidnischen Philosophen, nämlich Proklos.

    Im weitesten Sinne dürfte im heutigen Ostchristentum, vor allem in der griechisch-orthodoxen Kirche, die sogenannte Theosis noch immer ein Relikt dieser heidnischen Theurgie sein. Mit Theosis bezeichnen die Ostchristen das Bestreben eines jeden einzelnen Gläubigen, im Laufe seines Lebens immer ähnlicher wie Gott zu werden.


    Der Wikipedia-Artikel über die Theurgie ist wirklich gut und sehr inspirierend, zumal es über diese Thematik fast keine Literatur auf Deutsch gibt, ausser ein paar wenige, sündhaft teure, wissenschaftliche Fachbücher. Anhand des Wikipedia-Artikels über die Theurgie kann man erahnen, was man in den Asatru-Bereich noch alles reinbringen, bzw. wie man Asatru auf höherer philosophischer und esoterischer Ebene interpretieren oder ausleben könnte.

    Dieser Wikipedia-Artikel wird in der Mitte ab dem Abschnitt "Lehre und Praxis" immer inspirierender. Da ist von "rituellem Einatmen des Sonnenlichts" die Rede, von den "barbarischen Götternamen", von der "Anrufung des göttlichen Lichts", von "Symbolen zur Vermittlung zwischen Göttern und Menschen", von "Trancebotschaften" und vom "Umgang mit Engeln, guten Dämonen und Kosmosherrschern". Man stelle sich an der Stelle der Göttin Hékate, die in der Theurgie überaus beliebt war und die mit der Hypostasenstufe der Weltseele identifiziert wurde, Freyja vor - und man erhält ganz neue Impulse!

    Gemäss Jamblichos heisst es: "Tugendhaftigkeit sei für den Theurgen unerlässlich, da die Götter nur mit guten Menschen Gemeinschaft hielten."

    Dies ist wiederum ein Beleg dafür, den man bei den antiken Griechen und Römern immer wieder finden kann, bei den alten Wikingern aber nur andeutungsweise, nämlich dass die Göttinnen und die Götter grundsätzlich als GUT vorgestellt worden sind, und zwar völlig unabhängig von den ambivalenten Rollen, welche die Götter nicht nur in der Edda, sondern auch den griechischen Mythen einnehmen können. Im historischen Heidentum gab es von Anfang an eine klare, ethische und philosophische Unterscheidung zwischen Gut und Böse, die seit der Urzeit dermassen selbstverständlich war, dass das noch in der Edda gar nicht extra erwähnt zu werden brauchte. Den guten Menschen sind die Götter eher gnädig, nur den tugendhaften Theurgen gelingt der Aufstieg der Seele (Tugend war in der heidnischen Antike zwar nicht in der Mythologie, aber in der kultischen Praxis eine Grundeigenschaften der Götter) und die gastfreundlichen Menschen werden von Odhinn oder Zeus reich belohnt (siehe dazu die altgriechische Sage von Philemon und Baukis). Das aus dem germanischen Heidentum stammende Wort "Gott" ist etymologisch urverwandt mit "gut".

    "Scharf grenzte Iamblichos die Theurgie von der Magie ab. [...] Überdies seien die Magier schlechte, gottlose Menschen."

    Hier also der äusserst inspirierende Wikipedia-Artikel - eine weitere Dimension des Heidentums:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Theurgie

Inhalte des Mitglieds Bruder Eberhard
Beiträge: 186
Geschlecht: männlich
Xobor Xobor Forum Software
Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz